Originalwerk
In deutschen Texten wird
Schon in den frühen, noch ausschließlich auf den angloamerikanischen Raum bezogenen Verwendungen tritt
Auffallend ist, dass sich in den ersten deutschen Belegen eine Bedeutung findet, die das
unter
Eine ähnliche Schwierigkeit stellt sich für die Verbindung
Schon relativ kurz nach der vollständigen Integration des Wortes um die Mitte des 19. Jahrhunderts lassen sich auch bereits eigenständige semantische Weiterentwicklungen innerhalb des Deutschen erkennen. So wird
Charakteristisch für die Semantik von kraft derer Wort oder Wendung bedeutet oder mitbedeutet, daß wir, in Bezug auf einen Gegenstand, etwas nicht dürfen, dürfen oder sollen
(, 75).
Frl. Gump wurde vomMob gestoßen und belästigt, Polizei stand unbewegt dabei.
Wenn, wie in diesem Fall, ein Polizei stand unbewegt dabei
.
Dieser deontische Bedeutungsaspekt des Wortes
Denn wenn schon zehn tausend und zwanzig tausend zusammen lauffen, wie bey den letzten Englischen und Americanischen erwekkungen, das ist ein
mob , das ist mehr ein erbares spiel, als ein hören; denn von den zwanzig tausend hören doch kaum der dritte theil, die anderen sind für die lange weile da, nihil agendo.Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Hauptschriften. Bd. 3: Reden während der Sichtungszeit in der Wetterau und in Holland, Homilien über die Wundenlitanei, Zeister Reden. Hildesheim 1963, S. 188.
AuflaufundAufruhrscheint also im Deutschen so verschieden zu seyn, wiemob und riot. Bey einemmob können auch Gewaltthätigkeiten vorfallen, Kaufmannsläden geplündert, Fenſter eingeworfen, Häuſer zerſtört werden. Eberhard, Johann August: Versuch einer allgemeinen teutschen Synonymik: in einem kritsch-philosophischen Wörterbuche der sinnverwandten Wörter der hochteutschen Mundart. Halle/Leipzig 1795, Bd. 1, S. 187.
Die Leute, die sich mit diesen Bravaden breit machen, gehören allen Parteien an, und ihnen Vernunft vorreden ist ganz unnütz. „Seht, wie der
Mob in Newport, in Sheffield, in Birmingham auseinanderstob!“ – rufen sie alle; „ein halb Duzend Rothröcke machte dem Pöbel lange Beine.“Allgemeine Zeitung, 26. 1. 1840, Nr. 26, S. 241.
Gegen Ende meines Aufenthalts
in Chihuahuatraf die erste Nachricht von der schimpflichen Niederlage der Mexikaneroberhalb El Paso, und von dem Einrücken der Amerikanerin jene Stadt ein. Die Nachricht verursachte natürlich viel Aufregung, und ein allgemeiner „Mob “ gegen die Fremden wurde befürchtet; doch blieb alles ruhig.N. N.: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. Rudolstadt (Thüringen) 1847, S. 437.
Erst unlängst wurden die Häuser zweier Deutschen „
gemobt ,“ d. h. vom „Mob ,“ dem Pöbel,gehetzt durch fromme Methodisten, welchen man das Verlocken deutscher Kinder in deren Betschwesterei ernstlich verboten hatte,so wüthend demolirt, daß die bei solchen Gelegenheiten stets zu spät kommende Polizei nichts mehr zu retten fand.Die Gartenlaube 2 (1854), S. 638.
„
Mob “ der gemeine Haufe des Volks; „Mop“ (wörtlich „Wisch- oder Scheuerlappen“) der Gesinde-Jahrmarkt, wie wir ihn hier schildern werden.Die Gartenlaube 3 (1855), S. 238.
Die Knechtung der Preſſe iſt ein vortreffliches Mittel der Freiheit; denn das Publikum bildet ſich in dieſem Falle ſein eigenes Urtheil; aber die freie Preſſe iſt ein köſtliches Werkzeug der Tirannei, — der
Mob vertraut ihr und betet ihr blind nach.Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Amerikanisches Kulturbild. Frankfurt a. M. 1855, S. 190.
Sie ist die Erhebung gegen den literarischen
Mob , auf welche mit innerer Nothwendigkeit die Erhebung gegen den politischen und ökonomischenMob folgen mußte.Die Gartenlaube 13 (1865), S. 815.
Der theologische, politische, ökonomische und literarische
Mob – er ist immer ein und derselbeMob , der seine einheitliche Natur nur nach verschiedenen Seiten hin zur Schau stellt.Die Gartenlaube 13 (1865), S. 815.
Außer den bekannten älteren Blättern schoß
aber gleichzeitig oder kurz vorhereine große Anzahlohne Zweifel entweder von Oestreich oder von Wiesbaden, Darmstadt, Stuttgart u. s. w. finanziell subventionirter und von östreichischen und schwäbischen Literaten psssimae memorias bedienterSchmutz- und Winkelblättchen über Nacht gleich Pilzen empor, welche sehr schlau aus die Liebhabereien und Schwächen des vornehmen und geringen Pöbels berechnet, dessen Sprache mit Virtuosität redeten und von dem „süßenMob “ mit Begierde verschlungen wurdenDie Grenzboten 25/4/2 (1866), S. 37.
Es ist ausserordentlich gefährlich,
mobs in einem kommerziellen Staat wie dem unsrigen zu encouragiren, wo vielleicht 7 Theile von den 8 der Gesammtbevölkerung Leute mit wenig oder keinem Eigenthum sindMarx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg 1867, S. 250.
Der Telegraph hat bereits gemeldet daß sich die abscheulichen Ruhestörungen in Zürich welche
– allen Anzeichen nach von der „Jnternationalen Association,“ also den vorgeschrittensten und staatsgefährlichsten Socialdemokraten,mit Hülfe des ZüricherMob und der internirten Franzosen in Scene gesetzt – am 9 Abendsmit dem Sturm auf die deutsche Friedensfest=Versammlung in der „Tonhalle“ begannen, vorgesternverstärkte Fortsetzung genommen haben.Allgemeine Zeitung, 15. 3. 1871, Nr. 74.
Ein
leinenesAushängeschild besagte, daß man in jenem Brettertempel der Kunst Schiller’s „Räuber“ zur Darstellung bringen werde. Matrosen, Dirnen, Gassenjungen und allerlei süßerMob umdrängten den Eingang, wo eine polizei-widrig häßliche, dicke Alte an der Kasse saß.Neues Fremden-Blatt, 4. 11. 1874, S. 2.
Zum Vater, vor dem er sich am offensten auszusprechen pflegte, hatte er wohl schon von dieser Frau gesagt: Sie rechnet Unsereins zum sogenannten
Mob !Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Roman in drei Bänden. Bd. 2. Breslau 1877, S. 276.
So ist es auch
, obgleich Haydn selbst es nicht vernommen zu haben glaubte,völlig glaubhaft, daß der roheMob auf der Galerie unter Zischen und Pfeifen „Fiedler, Fiedler“ geschrieen hatte, als das Orchester Haydn, einen Künstler, und noch dazu einen Ausländer,bei seinem ersten Erscheinen im Theater durch Aufstehen geehrt hatte.Die Grenzboten 38/3 (1879), S. 371.
es iſt wahr: ich beſuche ſelten die Kirche —vertreteaber als Juriſt, als Geſetzeshüter,ganz entſchieden die Anſicht, daß die Maſſe der Religion bedarf —und ſollte das — Sie ſehen, ich bin ganz aufrichtig — undſollte das auch nur nothwendig ſein, damit ſie, die Plebs, derMob , kurz: das Volk — damit dieſes alſo ſtets in der Gewalt, in den Händen der ‚oberen Zehntauſend‘ bleibt.Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig 1889, S. 64.
Aber auf einmal wird er wild und fängt an zu ſchimpfen: Auf das Geſindel, das Geld und kein Talent hat, auf alle, die ihn verachten
, weil ſie Kameele ſind, während er ein Genie iſt u. ſ. w.— Ich ſage euch: Ein fabelhafter Ausbruch mitten in den johlendenMob hinein, der ſich königlich zu amüſieren anfängt, während der Dichter, an der Rampe hin- und herrennend wie ein Eisbär im Käfig, Zorn, Wut, Verachtung nach allen Richtungen ſchleudert.Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin 1897, S. 394.
Peter Pitarski möge an Geld und Ruhm erwerben, was der lesende
Mob dem Erich Evra schuldig blieb!Soyka, Otto: Eine gelungene Satire. In: Die Fackel [Elektronische Ressource], 2002 [zuerst 1909], S. 37.
Warum wirft man sich nicht auf sie, sondern nur auf mich, den Sündenbock für den ganzen literarischen
Mob ?May, Karl: Mein Leben und Streben, Selbstbiographie von Karl May, Bd. I. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930, Berlin 2004 [zuerst 1910], S. 46733.
In der Allerheiligenstraße versuchte der
Mob , in Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien einzudringen, um zu plündern . Die gesamten zur Verfügung stehenden Polizeikräfte rückten den Plünderern sofort entgegen.Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 2. 4. 1919, S. 4.
Der rote
Mob triumphierte.Völkischer Beobachter (Bayernausgabe), 4. 3. 1930, S. 7.
Der
Mob zog vor sein Haus und fing an, alle Arten Kot und Dreck durch die Fensterscheiben des Herrn van der Smissen zu werfen.Fallada, Hans: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt, Bd. 1. Berlin u. a. 1990 [zuerst 1934], S. 99.
In Thüringen terrorisiert bewaffneter
roterdie Bevölkerung. Gegen ihn sammelt an der bayrisch-thüringischen Grenze Kapitän Ehrhardt nationale Kampfverbände.Mob von Schmidt-Pauli, E.: General v. Seeckt: Lebensbild eines deutschen Soldaten. 1937.
Frl. Gump wurde vom
Mob gestoßen und belästigt, Polizei stand unbewegt dabei.Klemperer, Victor: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Berlin 1999 [zuerst 1939], S. 129.
Sie hatten bereits wochenlang, eingeschlossen von dem roten
Mob , gesessen, und es war ihnen nicht gelungen, von außen Lebensmittel heranzutransportieren.N. N.: Reportage vom Kameradschaftsabend zur Ehrung der Legion Condor im Haus der Flieger in Hamburg, 3. 6. 1939, S. 3369.
In der politischen Interpretation durch die Springer-Zeitungen verrät die zunächst eher überflüssig scheinende Häufung von Unwahrheiten doch Methode. Sie sollen jene Thesen stützen, die die Springer-Presse über die studentische Opposition verbreitet, seit sie
zum erstenmal auf menschenleeren Nebenstraßen, von Polizei geduldet,gegen den Vietnamkrieg oder die Wiederwahl Lübkes protestierte: „Krawallköpfe“,„Krawalltüten“, „Kommunisten“, „Rotgardisten“,„immatrikulierterMob “, denen nur noch Gummiknüppel den Grips lockern könnten.Die Zeit, 26. 4. 1968, Nr. 17.