Originalwerk
Frankreich übernimmt für verschiedene Geselligkeitsformen um die Wende zum 19. Jahrhundert eine Vorreiterstellung; ein Import aus Frankreich stellt dementsprechend auch die Soiree dar. Anfangs noch eng an französische Verhältnisse angelehnt, wird mit dem Wort
Entlehnt aus dem gleichbedeutenden französischen
Die ersten Nennungen von
Wohl anschließend an die
Für das Wort insgesamt zeugt sowohl die Pluralbildung zunächst mit
Am Dienstage, den 12ten, gab Lord Londondery ein ausgesucht glänzendes Diner. Vor allem interessant und durch die Gegenwart Ihrer Majestät der Herzogin von Parma verherrlicht, war die musicalische
Soirée bey dem Herzoge von Wellington am 17ten.Staats und Gelehrte Zeitung des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 7. 12. 1822, Nr. 196., o. S.
Komme doch nur erst her und höre die Alceste, höre Robin des Bois, höre die
Soireen (die Du mit Salons übrigens verwechselst, dennSoireen sind Konzerte für Geld, und Salons Gesellschaften), höre die Musik in der königlichen Kapelle, und dann urteile, dann schilt mich!!! Hensel, Sebastian: Die Familie Mendelssohn, 1729 bis 1847: nach Briefen und Tagebüchern. Frankfurt am Main 1995, S. 185.
Im Winter 1823/24 wurde alle 14 Tage eine
Soirée musicale in Genf, N. M. gegeben, welcher nur die Mitglieder beywohnen dürfen, und außerdem vier Concerte, zu denen, auf Vorstellung der Mitglieder, auch Fremden der Zutritt gestattet wird.Allgemeine musikalische Zeitung. 8. 2. 1826, Nr. 6. Sp. 89.
Ehe ich Brighton verließ, mußte ich noch einer muſikaliſchen
Soir beiwohnen, eine der härteſten Prüfungen, denen Fremde in England ausgeſetzt ſind. Jede Mutter, die eine erwachſene Tochter beſitzt, für welche ſie ſchweres Geld an den Muſikmeiſter hat zahlen müſſen, will auch die Satisfaktion genießen, dies junge Talent bewundern zu laſſen. Das quäkt und trommelt nun rechts und links, daß Einem weh und weichlich zu Muthe wird, und, ſelbſt wenn eine Engländerin ſingen kann, ſo hat ſie doch faſt nie weder Methode noch Stimme.éeDie Herren ſind weit angenehmere Dilettanten, denn bei ihrem Geſang hat man wenigſtens das Vergnügen einer poſſirlichen Farce. Der Matador unter allen ſolchen hieſigen Geſellſchafts-Sängern iſt ein gewiſſer Kapitän H …. Dieſer Mann hat keine andere Stimme als die eines heiſern Bullenbeißers, keine andere Idee vom Singen als ein Bauer in der Kirche, und nicht mehr Gehör als ein Maulwurf.Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Ein fragmentarisches Tagebuch aus Deutschland, Holland und England, geschrieben in den Jahren 1826, 1827 und 1828. Dritter Theil. Stuttgart 1831, S. 392.
Es iſt wahr, daß einem Fremden in England nie eine ſolche Artigkeit geboten werden würde, wo die Einladung eines Großen zu einem einzigen
Mittagseſſen(denn mit Einladungen zuSoirees und Routs ꝛc. iſt man, um das Haus zu füllen, ſehr freigebig) ſchon als die ausgezeichnetſte Ehrenbezeigung von ihm betrachtet wird, die er, ſelbſt vornehmen Fremden erzeigen zu können glaubt, und welche immer entweder eine ſchon lange dauernde Bekanntſchaft, oder gewichtige ſchriftliche Empfehlung. Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Ein fragmentarisches Tagebuch aus Deutschland, Holland und England, geschrieben in den Jahren 1826, 1827 und 1828. Dritter Theil. Stuttgart 1831, S. 118.
UndNatürlich lache ich, ſpreche ich, ſehe ich Leute, lerne welche kennen: erwäge und ſchätze mein Verhältniß mit Varnhagen, und bin als hätte man mir den beſten Rath gegeben. So habe ich mich geſtern Abend in einer gewöhnlichendaich Ruhe haben ſollte, undmüßte, die Erſchütterung der Staaten, und Stätten!!! Ich kann weinen. Humboldt, Gentz, die Pachta, Wieſel,ſind hier! — Aber wie leben wir mit einander? —Soir bei Arnſteins recht gut amüſirt; mit Frau von Arnſtein, mit einer guten Franzöſin, mit Frau von Ephr., mit manchem Sehen und Hören, und bei Tiſcheéelachtenwir!Varnhagen, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Zweiter Theil. Hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense. Berlin 1834, S. 265.
Soirèe. Wie Alles, was auf Sitten und Gebräuche, auf das Reich socieller Ideen influirt, meist von dem beweglichen Lande jenseits des Rheins zu uns herüberkam, so suchte man auch in neuerer Zeit in Deutschland die noch von einer ziemlich strengen Etiquette beherrschten Abendcirkel mehr oder minder den leichtbeschwingtenSoiréen der Seinestadt zu nähern.Herlosssohn, C.: Damen Conversations Lexikon. Bd. 9. Adorf 1837, S. 274.
Hier scheint Alles ruhig, fast in Apathie versunken. – Wir sind jetzt im tiefsten Winter; Regen und Schnee wechseln von Tag zu Tag harmonisch mit einander ab, was die hiesigen Straßen bis zur Grundlosigkeit aufweicht. – Vergangenen Montag gab der russische Botschafter, Hr. von Butenieff, eine glänzende
Soirée , bei welcher auch der berühmte Bosco mit vielem Beifall seine Kunststücke producirte.Allgemeine Zeitung. Nr. 37, 6. Februar 1840. Augsburg 1840, S. 296.
Soirée , f. fr.der Abend; die Zeit vom Untergange der Sonne an bis zum Schlafengehen, die Abendzeit; eine Abendgesellschaft, ein Abendfest. Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache: zum Verstehen und Vermeiden jener, mehr oder weniger entbehrlichen Einmischungen; mit einem eingefügten Namendeuter und Verzeichniss fremder Wortkürzungen, nebst den Zeichen der Scheidekunst und der Sternenkunde / hrsg. von Friedrich Erdmann Petri. 11. Aufl. Leipzig 1861.
Diese Bekenntnisse aus dem Munde der strahlenden Jugend schienen Schaumblasen. Martha sagte: Sie haben ja jeden Abend
Soirée und sogar Fürsten zu Besuchern Ihres Salons!
Das ist eben das Monotone! entgegnete Edwina. Ich habe eine Dame gefunden, die meinen Ruf deckt. Aber die Duenna hat eine Leidenschaft für den Kothurn. Prinz Rauden könnte den Widerpart halten, aber seine Musik gefällt mir nicht. Und wer ist ewig in der Stimmung, gerade diesen oder jenen Jammer des Herzens aus Gedichten oder Gesängen auf sich wirken zu lassen.Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Roman in drei Bänden. Zweiter Band. Breslau 1877, S. 136.
Das
böhmiſche Streichquartettgab unter Mitwirkung des KammervirtuoſenGrünfeldeine außerordentlicheSoiree , die den großen Muſikvereinsſaal vollſtändig füllte.Die Concertgeber führten in wunderbarer Harmonie und claſſiſch ſchöner Vortragsweiſe auf: Schubert’s Streichquintett inC,Schuhmann’s Clavierquintett inEsundBrahm’s Sextett; in letzterem führten 2 Viola und 2 Cello, die HerrenRychlikundBurian.Daß Herr Grünfeld ſeinen Clavierpart künſtleriſch durchführte, iſt ſelbſtverſtändlich.G. v. B.Reichspost, 11. 2. 1896, Nr. 41b, S. 2.
„Ihre Kunſt liegt darin, ihre Kräfte richtig zu meſſen,“ ſuhr der Arzt fort. Wieviele Frauen müſſen die Waffen ſtrecken, weil ſie ihre Schönheit allzu ſehr abnützen. Ueberall wollen ſie bewundert werden, bei den Matinees, den Thees, den
Soirees … ohne Waffenſtillſtand, ohne Ruhe!Madame Lebadoy dagegen ſteht, wie es ſcheint, erſt gegen 4 Uhr Nachmittags auf. Dann widmet ſie zwei Stunden den Bädern, Douchen, Maſſagen, Pedikuren, Manikuren, Friſeuren. Wie ſollte eine Frau bei dieſer einer Göttin würdigen Pflege nicht ſchön bleiben, um ſich am Schluß aller Dinge in ewiger Schönheit zu munifizieren!“Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 21. 8. 1906, Nr. 784, S. 1.
Wer Kindern nicht gefällt, ist kein guter Clown… Da frage man nur bei Chaplin an. Einmal haben sie auch – als bisher einzige Clowns – in der geheiligten Comédie Française das Entree gespielt, auf einer großen
Soirée . »Wir und Paderewski«, sagen sie, »haben den größten Erfolg gehabt.«Tucholsky, Kurt: Die Fratellinis. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [zuerst 1924], S. 10721.
Der Baron von Wetzlar, Bankier und neugeadelt, spielte in der Wiener Gesellschaft eine gewisse Rolle; der stark verschuldete alte Adel war ihm verpflichtet und besuchte, allerdings vorsichtig und ungern, die
Soireen , welche der im Grunde nicht unmusikalische Parvenü zu geben pflegte, weil außer den Kunstgenüssen ein üppiges Büfett und sehr erlesene Weine aus Frankreich, Italien und Ungarn den Gästen winkten.Mayer, Anton: Der Spielmann Gottes, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1932, S. 9.
Nachdem sie schon in Hamburg einen ihr zugedachten Empfang verschlafen hatte, ließ die früher vor allem für modische Extravaganzen berühmte Hausfrau aus dem Kennedy-Clan Bonns Oberbürgermeister Peter Kraemer und seine Räte und seine Feuerwehrkapelle 40 Minuten warten
, ehe sie den immer pünktlichen., cocktailfeinen und wenig Kennedyfreundlichen Orchester-Förderern aus Boston in einem blauen Jeans-Anzug nachzügelte, sich taufrisch auf eine unüberwindliche Reisemattigkeit berief und mit furiosen Unterbögen ins Goldene Buch einschrieb. Sodann erschien sie in einem Mini von jener Kürze, mit der sie eineSoiree der Patricia Nixon einst beeinträchtigt hatte, eine volle Stunde verspätet zum Cocktail des Bonner US-Botschafters.Der Spiegel, 19. 4. 1971, S. 204.
Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei titelte Goebbels, so als sei die „Machtergreifung“ wenig mehr gewesen als ein Gang von dem Hotel, in dem Hitler bis 1933 abzusteigen pflegte, auf die gegenüberliegende Seite des Wilhelmplatzes.Hans Wilderotter hat den Alltag der Macht minutiös und einfühlsam beschrieben: die Zirkel undSoireen , die Bälle und Bierabende, auf denen sich die Elite des Reichs rekrutierte, jenes „Ensemble von Rhetorik und Gestik, Ritual und Choreographie“, in dem sich die große und die weniger große Politik über ein Dreivierteljahrhundert spiegelte.Die Zeit, 22. 12. 1998, Nr. 53.
Im Musiktheaterbereich werden Opern sowohl konzertant (zum Beispiel als Eröffnungskonzert Berlioz ’„ Fausts Verdammnis unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Gönnenwein) als auch szenisch (so eine Neuinszenierung Mozarts“ Così fan tutte "unter der Regie von Dmitri Bertman) aufgeführt.Außerdem bietet das Festival neben Orchesterkonzerten auch Kammermusikabende (Sabine Meyer Bläserensemble, Emerson String Quartet und andere) und literarisch-musikalischeSoirees mit Gästen wie Senta Berger und Christian Quadflieg. Ein anderer Schwerpunkt wird in Ludwigsburg aufs Tanztheater gesetzt.Der Tagesspiegel, 28. 5. 1999.
Da schauen auch die Unternehmer und Ökonomen von Davos in einen historischen Abgrund. Aber ehe sie alle in das tiefe Loch fallen, werden sie am Wochenende eine
Soiree besuchen: Russland hat das Bolschoi-Theater nach Davos entsandt.Die Zeit, 26. 1. 2005, Nr. 04.
Und keine Sorge: Für ihr Sonntagsessen zählt Ashley keine gefrorenen Erbsen, sondern plant eine Gartenmatinée, bei der jeder kommen und gehen kann, wann er will, oder sogar bis in den Abend bleiben, wenn aus der Matinée eine
Soirée wird. Wer Ashley ohne Frühstück im Bauch besucht, kann es mit einem Chiapudding mit Kokos und Ahornsirup nachholen.Die Zeit, 17. 7. 2016 (online).
Auf dem Sofa liegt auch in Wien dieNew York Times. Strauss blickt auf ein Cover mit dem Bild des neuen US-Präsidenten und seufzt laut. Politik stehe bei ihren
Soireen zwar nicht im Zentrum, „doch politisiert wird immer“. In erster Linie geht es aber um Musik.Die Zeit, 23. 1. 2017, Nr. 04.