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Lebensformen

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Seit jeher sprechen Menschen über unterschiedliche Arten, zu leben und Leben zu gestalten: Schon in der Antike war der Begriff der Ars Vivendi in Gebrauch. Die deutsche Sprache kennt mehr als ein Wort hierfür. War es zunächst vornehmlich das Wort Lebensart, das zur Verfügung stand und im Zeitalter der Aufklärung Konjunktur hatte, treten um 1800 mit Lebensweise und Lebensführung zwei neue Wörter hinzu. Um 1900 kommt es zu einer neuerlichen Wortneuschöpfung: Im Kontext der noch jungen Soziologie wird Lebensstil in die Fachsprache eingeführt und findet in der Nachfolge auch allgemeinsprachlich Verwendung. Schließlich wird Lifestyle spätestens in den 1980er Jahren (zurück) ins Deutsche entlehnt.

Wortfeld

Von Lebensart bis Lifestyle. Fast 400 Jahre des Redens über Lebensformen

Seit jeher sprechen Menschen über unterschiedliche Arten, zu leben und Leben zu gestalten: Schon in der Antike war der Begriff der Ars Vivendi in Gebrauch. Die deutsche Sprache kennt mehr als ein Wort hierfür: Von Lebenswandel über Lebensart und Lebenskunst, von Lebensweise und Lebensführung bis hin zu Lebensstil oder jüngst Lifestyle reicht das Spektrum. Welches Wort im je konkreten Einzelfall für Lebensform, Art und Weise der Lebensgestaltung verwendet wird, welche Bedeutungsaspekte mit dem gewählten Wort verbunden sind und wie dieser Sachverhalt selbst aufgefasst wird, wandelt sich über die Jahrhunderte und vor dem Hintergrund sach- und wissenshistorischer Umbrüche jedoch grundlegend.

Lebensart. Eines der ältesten deutschen Wörter für Art und Weise der Lebensgestaltung

Eines der ältesten deutschen Wörter, mit denen die Art und Weise der Lebensführung bezeichnet wird, ist LebensartWGd – der DTA-Erstbeleg datiert auf 1656 (vgl. Beleg 1656). Vor 1750 hat Lebensart überwiegend keine individuellen Bedeutungsaspekte, insofern die Art und Weise der Lebensführung auf ein übergeordnetes Bezugssystem wie Religion, Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Schicht und/oder Berufsgruppe oder ähnliches bezogen ist (1656, 1706, 1740, 1756). Dafür spricht nicht zuletzt auch Kaspar Stielers Buchung von Lebensart im Artikel Art mit der Bedeutung ratio vitae, norma vivendi (Stieler, 59).

Zwar geht die Wortprägung auf das 17. Jahrhundert zurück, vor allem während des 18. Jahrhunderts und insbesondere während des Zeitalters der Aufklärung hat das Wort jedoch Konjunktur. Während dieser Zeit verschiebt sich das Bezugssystem einer richtigen Lebensart von Religion und gesellschaftlicher Schicht hin zu Tugend, Moral und Sittlichkeit (1747). Darüber hinaus kann sich Lebensart seit Beginn des 18. Jahrhunderts auch auf die Lebensführung eines ganzen Volkes oder einer Kulturgemeinschaft beziehen (1707). Schließlich bildet sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts sukzessive die neue Bedeutung Kunst des guten Lebens (1778) aus, vermutlich vorbereitet über die Wortverbindung feine Lebensart (1753). Mit dem Ende der Aufklärung nimmt die Bezeugungsfrequenz von Lebensart signifikant ab, um seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem deutlich niedrigeren, seither aber stabilen Niveau zu bleiben.

Lebensweise, Lebensführung. Wortneuschöpfungen um 1800

Zeitgleich treten mit LebensweiseWGd und LebensführungWGd zwei neue Wörter neben das ältere Lebensart. Sowohl Lebensweise als auch Lebensführung sind erstmals um 1800 bezeugt, beide mit DTA-Erstbeleg bei Johann Gottfried Herder (1784, 1797). Lebensweise, das Lebensart hinsichtlich der Verwendungshäufigkeit im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ablöst, wird zunächst synonym zum älteren Lebensart verwendet, wie etwa der Wechsel der Kollokation von sitzender Lebensart zu sitzender Lebensweise verdeutlicht (1745, 1820). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ist Lebensweise mit der Bedeutung typische Lebensform von Tieren oder Pflanzen Teil der naturwissenschaftlichen Fachterminologie (1851).

Die weitere semantische Entwicklung beider Wörter hängt eng mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der Moderne zusammen. So wird Lebensführung in der weiteren Bedeutungsentwicklung im 19. Jahrhundert zunehmend von übergeordneten Bezugssystemen abgekoppelt und auf die individuelle Lebensgestaltung bezogen (1823, 1847, 1883); es erhält mithin die Bedeutung der Art, wie jemand sein Leben gestaltet. Voraussetzung für diese semantische Entwicklung ist der tiefgreifende gesellschaftliche Umbauprozess um 1800 und die damit verbundene Pluralisierung der Lebensformen. Ebenfalls vor diesem Hintergrund ist die Ausbildung einer ganzen Reihe an Kollokationen seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu verstehen, deren Spektrum von naturgemäße Lebensweise im Kontext der Lebensreformbewegung (1885) über sozialistische Lebensweise (1981) bis hin zu nachhaltige Lebensweise (2003) im ausgehenden 20. Jahrhundert reicht und die je individuelle Formen der Lebensgestaltung adressieren.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert entsteht mit der deutschsprachigen Soziologie auch die Wissenschaft von der (modernen) Gesellschaft, die eben dieselbe beobachtet und beschreibt. In Gemeinschaft und Gesellschaft führt Ferdinand Tönnies, einer der Gründerväter der deutschsprachigen Soziologie, Lebensweise in die Fachsprache der Soziologie ein (1887).

Lebensstil. Ein Wort der Soziologie

Ebenfalls im Kontext der entstehenden Soziologie als Wissenschaft von der (modernen) Gesellschaft kommt es um 1900 zu einer neuerlichen Wortneuschöpfung: LebensstilWGd wird als Terminus in der soziologischen Fachsprache geprägt. Der Ausdruck Styl des Lebens begegnet bei Friedrich Schleiermacher zwar bereits 1835, doch scheint es sich hier um eine ad-hoc-Bildung zu handeln (1835). Es ist wohl Georg Simmel, der Lebensstil zuerst verwendet, so bereits 1890 in Über sociale Differenzierung (1890) sowie zehn Jahre später in Philosophie des Geldes (1900). Damit kann Lebensstil als eingeführt in die Fachsprache gelten. Neben Simmel gilt Max Weber als einer derjenigen frühen deutschsprachigen Soziologen, die das Wort Lebensstil in die Fachsprache eingebracht haben (vgl. etwa Saurer in EdN unter Lebensstile und Brachfeld in HWPh 5, 147). Ausgehend von der Soziologie findet Lebensstil in der Nachfolge auch allgemeinsprachlich Verwendung (1923, 1924).

Von der Soziologie ausgehend wird das Wort Lebensstil wohl von Alfred Adler in den 1920er Jahren die Individualpsychologie eingeführt (1926). Adlers Verwendung in der Vorrede zum Handbuch der Individualpsychologie hebt gerade auf den individuellen Lebensstil[] ab: Lebensstil ist hier eine individuelle Angelegenheit, die auf das engste mit dem Seelischen verbunden ist. Eine derartige Verknüpfung von individueller Lebensführung und Seelischem kann wissenshistorisch nun erst in dem Moment entstehen, in dem ein neues Menschenbild aufkommt, in dem das Unbewusste entdeckt wird (vgl. ähnlich Ansbacher 1967, 209).

Von Lebensstil zu Lifestyle. Übersetzung, Übertragung, (Rück-)Entlehnung

Zu den jüngeren Wortprägungen für Formen der Lebensgestaltung gehört LifestyleWGd. Im Englischen entsteht das Wort wohl ursprünglich in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts und vermutlich als Übersetzung von Alfred Adlers Lebensstil und Max Webers Lebensführung (sic!). In der veränderten ökonomischen Situation der 1960er Jahre wird das englische lifestyle von der neu entstehenden Werbe- und Konsumforschung verwendet (vgl. hierzu Soeffner/Raabe in ÄGB 5, 696). Von hier aus wird Lifestyle schließlich spätestens in den 1980er Jahren (zurück) ins Deutsche entlehnt – nun allerdings gerade nicht mehr mit dem Bedeutungsspektrum, das die Entlehnungsgrundlage Lebensstil bzw. Lebensführung hatte, sondern mit der neuen Bedeutung Lebensweise, die dem Zeitgeist entspricht und der sozialen Distinktion dient oder dienen soll (1998, 1999).

Literatur

ÄGB Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, herausgegeben von Karlheinz Barck u. a. Stuttgart u. a. 2000–2005.

Ansbacher 1967 Ansbacher, Heinz L.: Life Style: A Historical and systematic Review. In: Journal of Individual Psychology (1967), H. 23 (2), S. 191–212.

EdN Enzyklopädie der Neuzeit online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern hrsg. von Friedrich Jaeger. Leiden 2019. [basierend auf der Druckausg. im J. B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005–2012]. (brillonline.com)

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Saurer 2014 Saurer, Edith: Art. „Lebensstile“. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Online zuerst: 2014. (doi.org)

Soeffner/Raab 2003 Soeffner, Hans-Georg/Jürgen Raab: Art. „Stil“. In: Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, hrsg. von Karlheinz Barck u. a. Bd. 5. Stuttgart/Weimar 2010 [2003], S. 641–703.

Stieler Stieler, Kaspar von: Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz/ Worinnen alle und iede teutsche Wurzeln oder Stammwörter/ so viel deren annoch bekant und ietzo im Gebrauch seyn/ nebst ihrer Ankunft/ abgeleiteten/ duppelungen/ und vornemsten Redarten/ mit guter lateinischen Tolmetschung und kunstgegründeten Anmerkungen befindlich. […] Nürnberg 1691. (mdz-nbn-resolving.de)

Belegauswahl

Wir verſtehen aber hier unter den Nahmen Geiſtlicher-Sachen vornemlich/ die Religion vnd Glaubens-Bekandtnuß ſelbſt/ ſo dann derſelben anhaͤngige Kirchen-gebraͤuche/ Ordnung vnd Ceremonien, nach Jnhalt vorangezogener Reichs-Satzungen/ nach folgig auch die euſſerliche Zucht vnd Lebensart/ nach erheiſchung der Religion vnd Glaubens lehren; Hierzu ſind nun ferner Theils auß weltlichen Regiementsſachen/ oder umb der nahen Verwandnuß willen/ andere mehr gezogen worden/ alß da ſind/ alle Sachen/ welche die euſſerliche Mittel zu Vnterhaltung der Kirchen vnd ihrer Diener betreffen/ die Erkaͤndtnuß in Eheſachen/ die unterweiſung der Jugend in hohen vnd niedern Schulen/ die Vnterhaltung der armen in Hoſpitalien vnd anders mehr.

Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat […]. Frankfurt a. M. 1656, S. 127. (deutschestextarchiv.de)

Halte man das muͤheſame Leben der Bauren/ ja das beweglich beſchwerliche Leben unſer Aelpleren/ welche bald alle tage ein hohes Gebirge von der Wurtzel an unter fortwaͤhrender Geſundheit/ mit beſtaͤndiger Leibeskraͤften beſteigen/ gegen die weiche Lebensart zarter Hoͤflingen/ oder der Gelehrten bald immerwaͤhrendes ſtillſitzen in ihren Studierſtuben/ ſo wird ſich bald zeigen/ wie jene durch allerhand unordenlichkeiten ihr wolluͤſtiges Leben bald abkuͤrzen/ und diſe nicht nur ihre Geiſter durch oft unmaͤſſiges ſtudieren verzehren/ ſondern uͤber diß zu allerhand verſtopfungen/ ſo ſich in ihrem Leib ſamlen/ anlas ge ben/ folglich zur Milzeſucht/ und anderen ſchweren Krankheiten zuruͤſten.

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Erster Theil. Zürich 1706, S. (67)[67]–(68)[68]. (deutschestextarchiv.de)

Natur-Geſchtchten Des Schweizerlands. Zweyter Theil.

Von der Schweizeren Leibs- und Gemuͤhts Beſchaffenheit/ Lebensart/ Sitten/ ꝛc.

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Ander Theil. Zürich 1707, S. 189. (deutschestextarchiv.de)

Nachdem er nun dritthalb Jahr im Waͤyſenhauſe zugebracht, ſo ſtarb ſeine bisherige große Wohlthaͤrerin die Frau von Legath zu ſeinem groſſen Leidweſen; dannenhero muſte er eine ſolche Lebensart ergreiffen, davon er kuͤnfftig gedachte ſein Brodt zu haben. Er erwehlte demnach die edle Kunſt der Buchdruckerey, in welchem Vorſatz er auch ſeinen Endzweck erhielt, daß er dieſelbe, als Setzer, zu lernen anfing im Jahr Chriſti 1708 den 12. Nov.

Gessner, Christian Friedrich: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Zweyter Theil. Leipzig 1740, S. 50. (deutschestextarchiv.de)

Seine gaͤnzlich ſitzende Lebensart wendete er an, ſein Gemuͤth zu beſſern; davon ſich die Fruͤchte in ſeinen gelehrten Werken zeigen, unter denen die vornehmſten folgende ſind.

Cantemir, Dimitrie: Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg 1745, S. 851. (deutschestextarchiv.de)

Jch ſuche die Worte vergebens, mit denen ich ihre Zärtlichkeit gegen ihren Mann beſchreiben will. Man ſtelle ſich einen ſehr einnehmenden, feurigen und blühenden Mann, (denn dieſes war Carlſon) und dann ein von Natur zärtliches Frauenzimmer vor, die von Jugend auf eine Nonne geweſen war, und bey der die ſüſſen Empfindungen nur deſto mächtiger geworden waren, weil ſie an der ſtrengen Lebensart und an den Regeln einer hohen Keuſchheit einen beſtändigen Widerſtand gefunden hatten: ſo wird man die innbrünſtige und ſchmachtende Liebe dieſer jungen Frau einigermaaßen denken können. Jch war ſo wohl mit unſers Carlſons Wahl zufrieden, als mein Mann, und wir vergnügten uns an der Zufriedenheit dieſes Paars ſo ſehr, daß wir nicht wieder von ihm kommen konnten.

Gellert, Christian Fürchtegott: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Erster Theil. Leipzig 1747, S. 83–84. (deutschestextarchiv.de)

So war es kein Wunder, daß ſie auch ihre Tochter eben ſo erzogen, die ein muntres und witziges naſeweiſes Maͤdgen war, und fuͤr eine ſehr artige Perſon von feiner Lebensart gehalten wurde; welche es alſo bei ſolchen Beiſpielen jedes Jahr weiter darin bringen mußte.

Richardson, Samuel: Clarissa. Die Geschichte eines vornehmen Frauenzimmers, von demjenigen herausgegeben, welcher die Geschichte der Pamela geliefert hat: und nunmehr aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt. Achter Theil welcher die Zusätze enthält. Göttingen 1753, S. 309. (deutschestextarchiv.de)

Zunft, oder Jnnung, Zeche, Amt, Mittel, Gilde, lat. Communitas, Collegium opificum, franz. Communauté, eine gewiſſe geſchloſſene buͤrgerliche Geſellſchaft, deren Mitglieder, oder, wie ſie auch ſonſt geheißen werden, Zunſtbruͤder und Zunftgenoſſen, alle einerley Profeßion und Lebensart treiben, auch ihre eigene und beſondere Statuten und Jnnungsartikel haben.

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon [...]. Fünfter Theil. T bis Z. nebst einem dreyfachen Anhange. Leipzig 1756, Sp. [579]–1160. (deutschestextarchiv.de)

Wie kommts, lieber Paſtor? wer mit Frauenzimmern umgehen kann, verſteht es auch mit Fuͤrſten und Gewaltigen, und mit den Herren der Welt — alle Welt ſagt von ihm: er hat Lebensart.

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie, nebst Beylagen A, B, C. Meines Lebenslaufs Erster Theil. Berlin 1778, S. 402. (deutschestextarchiv.de)

Dagegen, was macht das kleine rothe Meer fuͤr Unterſcheidung! Die Abeſſinier ſind ein Arabiſcher Voͤlkerſtamm, die Aegypter ein Aſiatiſches Volk: und welch eine andre Welt von Sitten und Lebensweiſe errichtete ſich unter ihnen! An den unterſten Ecken von Aſien zeigt ſich ein gleiches. Der kleine perſiſche Meerbuſen, wie ſehr trennt er Arabien und Perſien! Der kleine malayiſche Sinus, wie ſehr unterſcheidet er die Malayen und Kambojer von einander!

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Erster Theil. Riga/Leipzig 1784, S. 44. (deutschestextarchiv.de)

In Erziehung, Sitten, Sprache, Lebenszweck und Lebensfuͤhrung trenneten ſich die Staͤnde.

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Neunte Sammlung. Riga 1797, S. 25–26. (deutschestextarchiv.de)

Erſcheint naͤmlich der Mangel der Menſtruation bey uͤbrigens wahrhaft entwickelter Pubertaͤt und regelmaͤßigem Zuſtande der Geſchlechtstheile (von welchen man ſich freilich uͤberzeugt haben muß, damit nicht etwa blos mechaniſche Hinderungen des Ausflußes (ſ. §. 154.) mit eigentlichem Mangel der Funktion verwechſelt werden) als bloße eigenthuͤmliche Varietaͤt und als Idioſynkraſie, ſo pflegt dieß auch, eben weil es dieſem Koͤrper natuͤrlich iſt, keine krankhaften Zufaͤlle zu veranlaſſen, und es muͤſſen demnach ſolche Individuen nur im Allgemeinen erinnert werden, eine zu ſtark naͤhrende Diaͤt und ſitzende Lebensweiſe zu meiden, damit nicht bey dem Mangel einer ſolchen Ausleerung Congeſtionen, Stockungen u. ſ. w. um ſo leichter ſich erzeugen.

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Erster Theil. Leipzig 1820, S. 126. (deutschestextarchiv.de)

Das ploͤtzliche Sterben iſt ein Gluͤcksfall, der einen ſo uͤberraſcht, daß man beynah nichts von ihm weiß, oder nicht erfaͤhrt, was man an ihm hat. Dagegen laͤßt ſich beym langſamen, NB. ſchmerzloſen, ein Genuß denken, der um ſo angenehmer ſeyn muß, je ſichrer man ihn auf die Rechnung einer nicht werkarmen Lebensfuͤhrung ſchreiben darf, und da im Vergleichen der Dinge eine beſondre Anmuth ſteckt, ſo moͤchte wohl kein Stand- oder Zeitpunkt geeigneter ſeyn zu einem Vergleichanſtellen, als der auf dem ſtillen Wege aus dem irdiſchen zu einem uͤberirdiſchen Leben.

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig 1823, S. 422–423. (deutschestextarchiv.de)

Ja selbst die Abnormitäten in dem Styl des Lebens, die wir unter diesen Künstlern so häufig antreffen, geben doch Zeugniß für das Dasein und die Gewalt dieser Begeisterung.

Schleiermacher, Friedrich: Ueber den Umfang des Begriffs der Kunst in Bezug auf die Theorie selbst. In: Friedrich Schleiermacher’s literarischer Nachlaß. Zur Philosophie. Bd. 1. Berlin 1835, S. 181–198, hier S. 212-213. (books.google.de)

Gott koͤnne dies nun nicht laͤnger dulden, ſondern es muͤſſe anders werden, daher habe er durch ſie das Wunder der Wiedererweckung des Todten vollbracht, damit ſie durch Dulden und fromme Lebensfuͤhrung ein Muſter fuͤr die Menſchen werde, welche der Verſtorbene auf ihr Vorbild aufmerkſam machen, und ſomit als zweiter Luther unter ihnen mit großer Gelahrtheit auftreten ſolle.

Ideler, Karl Wilhelm: Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart. Halle (Saale) 1847, S. 96–97. (deutschestextarchiv.de)

Die Kauwerkzeuge ſind ungemein entwickelt und äußerſt ſcharf gezähnt, in Uebereinſtimmung mit der räuberiſchen Lebensweiſe der Thiere.

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Naturgeschichte der lebenden und untergegangenen Thiere, für Lehrer, höhere Schulen und Gebildete aller Stände. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1851, S. 591. (deutschestextarchiv.de)

Regeln perſönlicher Lebensführung haben zu allen Zeiten einen weiteren Zweig der Literatur gebildet; einige der ſchönſten und tiefſten Schriften aller Literatur ſind dieſem Gegenſtande gewidmet.

Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig 1883, S. 42–43. (deutschestextarchiv.de)

Es hat diese Frage in neuerer Zeit auch in weiteren Kreisen ein Interesse gewonnen durch die Bestrebungen der Vegetarianer, eines Vereins, welcher das Ziel verfolgt, zu einer naturgemässen Lebensweise zurückzukehren, und zur Erreichung

dieses Zieles vor Allem darnach trachtet, die Fleisehnahrung als etwas der Natur des Menschen Widersprechendes, seine Gesundheit Gefährdendes gänzlich aus der menschlichen Gesellschaft zu verbannen.

Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Ein Vortrag. Berlin 1885, S. [3]–4. (deutschestextarchiv.de)

Hingegen ist Familienleben die allgemeine Basis der gemeinschaftlichen Lebensweisen. Es erhält sich in seiner Ausbildung durch das Dorf- und durch das Stadtleben.

Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen. Leipzig 1887, S. 284. (deutschestextarchiv.de)

Andere dagegen mit mehr nüchterner und soldatisch zugeschnittener Form des Lebens, die als Ganzes lange nicht so bunt ist, haben doch einen viel stärkeren Individualitätstrieb, unterscheiden sich innerhalb ihres gleichförmigen und einfachen Lebensstiles viel schärfer und prägnanter voneinander, als jene in ihrer bunten und wechselnden Art.

Simmel, Georg: Über sociale Differenzierung. Sociologische und psychologische Untersuchungen. Leipzig 1890, S. 50. (deutschestextarchiv.de)

Und was das zweite betrifft: so ermöglicht das Geld, indem es zwischen den Menschen und die Dinge tritt, jenem eine sozusagen abstrakte Existenz, ein Freisein von unmittelbaren Rücksichten auf die Dinge und von unmittelbarer Beziehung zu ihnen, ohne das es zu gewissen Entwicklungschancen unserer Innerlichkeit nicht käme; wenn der moderne Mensch unter günstigen Umständen eine Reserve des Subjektiven, eine Heimlichkeit und Abgeschlossenheit des persönlichsten Seins erringt, die etwas von dem religiösen Lebensstil früherer Zeiten ersetzt, so wird das dadurch bedingt, daſs das Geld uns in immer steigendem Maſs die unmittelbaren Berührungen mit den Dingen erspart, während es uns doch zugleich ihre Beherrschung und die Auswahl des uns Zusagenden unendlich erleichtert.

Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig 1900, S. 504. (deutschestextarchiv.de)

Man fasse dabei die Mode nicht lediglich als Kleiderschnitt auf, sondern als den Ausdruck des gesamten äußeren Lebensstils.

Schultze-Pfaelzer, Gerhard: Propaganda, Agitation, Reklame. Berlin 1923, S. 129. [DWDS]

Der ganze Lebensstil war darauf gestimmt, sittig, salbungsvoll, sentimental und in ewigen gegenseitigen Anhimmelungen ein wenig verlogen.

Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 14. 3. 1924, S. 2. [DWDS]

Die individualpsychologische Technik kann nur in der Praxis des Lebens erworben werden. Sie ist erlernbare, künstlerische Tätigkeit. Was darüber gesagt werden kann, ist in diesen Blättern zu lesen. Immer handelt es sich um die Erfassung des individuellen Lebensstils, der sich uns als eine formale Bewegungslinie ergibt.

Adler, Alfred: Vorrede. In: Handbuch der Individualpsychologie. München 1926, S. V-VI, hier S. VI.

Denn im Grunde heißt Entfaltung der sozialistischen Lebensweise umfassende Herausbildung solcher Lebensbedingungen und Verhaltensweisen, die die werktätigen Klassen und Schichten, die Kollektive und die Persönlichkeiten befähigen, ihre Rolle als schöpferischer Gestalter des gesellschaftlichen Fortschritts immer besser zu erfüllen.

Weidig, Rudi: Sozialstruktur und Lebensweise bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR. In: 3. Kongreß der marxistisch-leninistischen Soziologie. Lebensweise uns Sozialstruktur. Berlin 1981, S. 10–55, hier S. 10-11.

Warhol arbeitete nicht nur im Bereich der bildenden Kunst, sondern war gleichermaßen einflußreich Filmemacher, Musik-Promoter und allgemein Trendsetter in Mode, Werbung und Lifestyle.

Der Tagesspiegel, 31. 8. 1998. [DWDS]

Schauen Sie in die Zeitungen: nur noch Modernes Leben, Lifestyle und dies und jenes.

Die Zeit, 25. 2. 1999, Nr. 9, S. 43. [DWDS]

Eine nachhaltige Lebensweise bedeutet, dass wir heute konsequent die Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen – ökonomisch, ökologisch und sozial.

Der Tagesspiegel, 1. 10. 2003. [DWDS]