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Mainstream Gender Mainstreaming

Politik & Gesellschaft · Musik

Kurz gefasst

Zunächst als Stilbezeichnung im Jazz gelangt Mainstream in den 1950er Jahren aus dem Englischen in das Deutsche. Eine breitere Bezeugung setzt einige Jahrzehnte später ein, als es – wie bereits im Englischen – dazu verwendet wird Ideen, Überzeugungen oder Verhaltensweisen zu umschreiben, die von der Mehrheit einer bestimmten Gruppe, Gemeinschaft oder Gesellschaft akzeptiert werden. Die Ableitung Mainstreaming ist insbesondere in der Wortverbindung Gender Mainstreaming und im Zuge gleichstellungsorientierter Strategien Ende des 20. Jahrhunderts in den Fokus allgemeinen Interesses gerückt.

Wortgeschichte

Entlehnung aus dem Englischen

Das Wort Mainstream stammt aus dem gleichlautenden englischen Ausdruck mainstream. Dieser ist seit dem 16. Jahrhundert zunächst in der Bedeutung Hauptarm eines Flusses, dann schon recht früh, zumindest metaphorisch, als vorherrschende Richtung (1599) bezeugt. Die Metapher verfestigt sich im Englischen bereits im 19. Jahrhundert und wird seitdem verwendet, um vorherrschende Trends in verschiedenen Bereichen, etwa Meinungen, Gewohnheiten und Gesellschaft zu beschreiben (s. 3OED unter mainstream A 2). Das Wort ist im Deutschen seit Mitte des 20. Jahrhunderts bezeugt und erlangt ab den 1980ern allgemeinsprachliches Gewicht. Mit der Wende zum 21. Jahrhundert ist es schließlich umfassend und in einer Vielzahl von thematischen Kontexten belegbar (vgl. Abb. 1).

Die Abbildung zeigt die verhältnismäßige Bezeugungsfrequenz des Wortes Mainstream und seiner Ableitung Mainstreaming seit Bezeugungsbeginn.

Abb. 1: Wortverlaufskurve zu „Mainstream“ und „Mainstreaming“ aus dem DWDS Zeitungskorpus

DWDS (dwds.de) | Public Domain Mark 1.0

Stilbezeichnung in der Musik

Die ersten Bezeugungen von Mainstream im Deutschen beziehen sich zunächst auf eine Stilrichtung im Jazz, die sich an die Ära des Swings anschließt. Die Stilbezeichnung begegnet zuerst Ende der 1950er Jahre in der Verbindung Mainstream-Jazz neben anderen Jazzstilen wie etwa New Orleans oder Avantgarde (1959, 1973a). – Von der Stilbezeichnung zu unterscheiden ist die Verwendung des Wortes Mainstream für dominante und kommerziell erfolgreiche Musikgenres, z. B. Pop oder Rock (1972, 1988a; s. Mainstream und Gegenkultur). Musik, die mit dem Substantiv Mainstream bezeichnet wird, steht meist in der Kritik, massentauglich, oberflächlich und von niedrigem Niveau zu sein (1992a, 2016).

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Für die Wortgeschichte interessant ist die mögliche Motivation, die dazu beigetragen hat, die Bezeichnung Mainstream oder Mainstream Jazz in den Jazz-Diskurs einzuführen. Die von Jazz-Kritikern der frühen 1950er Jahre vertretene Idee eines Jazz-Mainstreams suggeriert eine Kontinuität, die sich hinter der stilistischen Vielfalt und Diversifizierung dieser Musikrichtung verbirgt. Etwas als Mainstream-Jazz zu bezeichnen könnte so verstanden werden, dass es seinen Anteil an dieser Kontinuität beansprucht. Das Konzept wurde mehrfach adaptiert, um für eine zentrale Strömung des Jazz zu argumentieren (vgl. Horn 2012, 318). Allgemeiner gesprochen wird mit Mainstream schließlich der Entwicklungsstrom bezeichnet, in den die jeweils dominierende musikalische Tendenz einmündet (1973b).

Massentaugliche Denk- und Handlungsweise

Eine signifikante Belegdichte für Mainstream mit der Lesart allgemein akzeptierte oder konventionelle Ansicht, Denk- und Handlungsweise innerhalb einer Gesellschaft oder Gemeinschaft setzt in den 1980ern ein (1969, 1989b, 1991b, 2000b, 2010a). Es spricht vieles dafür, dass diese Lesart aus dem Englischen übernommen worden ist (s. o. Entlehnung aus dem Englischen). Dort findet das Wort in dieser Bedeutung bereits im 19. Jahrhundert Verbreitung (s. 3OED unter mainstream A 2). Die Nähe des deutschen Wortgebrauchs zeigt sich allerdings insbesondere zum amerikanischen Englisch, und zwar darin, dass in den ersten Belegen ganze Wortgruppen, und diese zur Markierung des fremden Charakters in Kleinschreibung (mainstream of political thinking (1964)) oder in Anführungszeichen („American mainstream“ (1975)), übernommen werden. Bezug genommen wird auf die kulturellen Normen, Werte und Traditionen, die von der Mehrheit einer Gesellschaft geteilt werden, aber auch auf eine Art Angepasstheit in der vertretenen öffentlichen Meinung: Mainstream bezeichnet das, was die breite Masse der Gesellschaft ausmacht, was für diese bedeutend ist und von ihr akzeptiert wird (1977, 1991a, 2010a). Der metaphorische Gehalt des Wortes wird gelegentlich auch durch das Auftreten weiterer bildlich verwendeter Ausdrücke des gleichen Bedeutungsbereichs gestützt, so etwa durch schwimmen, Strömung oder fließen (1977; 1991a, 1996a). In der Verbindung mit sein kann mainstream jünger auch in adjektivischer Verwendung auftreten (2020a). Dass es Medien sind, die den Aspekt der vorherrschenden Denkströmung sowohl widerspiegeln als auch prägen, wird in der Verwendung von Komposita wie Mainstream Programm (1994a) und vor allem Mainstream-Medien (1992b) deutlich. Besonders für letztere Zusammensetzung zeigt sich jünger ein semantisch aufgeladener Wortgebrauch: in der Kritik stehen eingeschränkte Meinungsvielfalt, redaktionelle Homogenität sowie journalistische Konformität der mit Mainstream betitelten (Leit-)Medien (1996b, 2015b, 2020b; s. auch Krüger2016).

Mainstream und Gegenkultur

Die Lesart allgemein akzeptierte, konventionelle Ansicht, Denk- und Handlungsweise erfährt ab den 1990er Jahren insofern eine weitere Nuancierung, als diese – vermutlich auch unter Rückbezug auf die so bezeichneten Musikgenres (s. Stilbezeichnung in der Musik) – auf bestimmte Teilbereiche des kulturellen Lebens angewendet wird. Mainstream als dominante, kommerziell erfolgreiche Strömung in Film, Kunst und Musik verweist auf die Idee einer Mainstream-Kultur, die in der Regel Musik, Film, Fernsehen, Mode, Kunst und andere (kulturelle) Ausdrucksformen umfasst sowie von der breiten Masse angesehen und konsumiert wird (1992a, 2004b, 2017). Die gleichzeitige Erwähnung bestimmter kultureller (Teil)bereiche, etwa SubkulturWGd, Underground oder auch Independent (1994c, 1999, 2001) impliziert, dass die Idee einer Mainstream-Kultur eng mit der einer GegenkulturWGd verknüpft ist und damit mit solchen gesellschaftlichen Gruppen, die eine Abneigung gegen vorherrschende Trends haben und versuchen, alternative Perspektiven und Ansätze zu fördern (2000a). Das Wort Mainstream ist ferner von deutlicher Kritik begleitet, etwa dass dieser die kreativen Ideen und Stile der Gegenkultur aufgreift, um diese in kommerzielle Produkte zu integrieren (1994c, 2000c, 2010b, 2013, 2020c). – In Bezug zu Popkultur wird Mainstream recht widersprüchlich verwendet. Zum einen können die Wörter durchaus gegensätzlich zueinander verwendet werden (1994b), dann wiederum kann es in der Popkultur Aspekte geben, die mit Mainstream beschrieben werden (2004a; zum Spannungsverhältnis der Begriffe s. auch Hecken/Kleiner 2017, 285).

Ein Wort der Integrations- und Gleichstellungsstrategie

Die Ableitung Mainstreaming begegnet im Deutschen zuerst in den 1980ern in verschiedenen theoretischen Zusammenhängen. Dass es sich um ein fremdsprachliches Fachwort handelt, wird in den Texten meist mit Klein- oder Kursivschreibung angezeigt. Rekurriert wird zunächst auf den von dem Kommunikationswissenschaftler George Gerbner geprägten Ausdruck mainstreaming, der sich auf die Idee bezieht, dass das Fernsehen Einstellungsunterschiede in der Bevölkerung angleiche und zu einer Konvergenz der Standpunkte führe (1985, 1989a; s. auch Lexikon der Filmbegriffe unter Kultivierungshypothese). Des Weiteren wird in englischsprachigen Forschungskontexten mit mainstreaming eine Integrationsmethode bezeichnete, die sich allgemein auf die Einbeziehung von marginalisierten Gruppen in den Hauptstrom der Gesellschaft bezieht, um ihre Integration und Gleichstellung zu fördern (1988b). Insbesondere letztere Wortverwendung geht in den späten 1990ern in der Verbindung Gender Mainstreaming auf. Als historisches Ereignis, das dem Gebrauch der Wortverbindung vorausgeht gilt die dritte Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Nairobi im Jahr 1985 (vgl. Müller 2007, 56–57). Augenfällig ist die Nennung des Substantivs mainstream, um die Notwendigkeit zu betonen, Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen der Politik und Planung zu fördern (vgl. UN Report 1986). In den folgenden Jahren wird die Idee von verschiedenen Organisationen und Regierungen aufgegriffen und weiterentwickelt, darunter die Europäische Union, für die das Konzept des Gender Mainstreaming im Amsterdamer Vertrag von 1999 verbindlich festgeschrieben wurde (vgl. Becker/Kortendiek 2010, 929; 1997). Die Geschlechterfrage wird damit als zentraler Aspekt in den Hauptstrom der Politik einbezogen. Das Wort Mainstreaming ist bis in die Gegenwart fast ausschließlich in der Verbindung Gender Mainstreaming repräsentiert (1998, 2007, 2015a; s. a. Becker/Kortendiek 2010, 929).

Literatur

Becker/Kortendiek 2010 Becker, Ruth/Beate Kortendiek (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. 3., erweiterte und durchgesehene Aufl. Wiesbaden 2010. (proquest.com)

Hecken/Kleiner 2017 Hecken, Thomas/ Marcus S. Kleiner (Hrsg.): Handbuch Popkultur. Stuttgart 2017.

Horn 2012 Horn, David; Shepherd, John: Continuum encyclopedia of popular music of the world: North America. Volume VIII. New York 2012. (doi.org)

Krüger2016 Krüger, Uwe. Medien im Mainstream. Problem oder Notwendigkeit? Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de. 22. 7. 2016. (bpb.de)

Lexikon der Filmbegriffe Wulff, Hans Jürgen (Hrsg.): Lexikon der Filmbegriffe. (uni-kiel.de)

Müller 2007 Müller, Henrike: Gender mainstreaming im Mehrebenensystem der EU: Erfolge und Grenzen regionaler Politik-Innovationen. Hamburg 2007.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

UN Report 1986 Report of the World Conference to review and appraise the achievements of the United Nations decade for women: Equality, Development and Peace. Nairobi, 15–26 July 1985. New York 1986. (un.org)

Belegauswahl

You have […] by gradations seen how we have grown into the main stream of our tragedy.

N. N.: A warning for faire women. Containing, the most tragicall and lamentable murther of Master George Sanders of London marchant, nigh Shooters hill. London 1599, S. C 3. (proquest.com)

Mainstream=Jazz, jener Stil, der weder traditionell noch modern ist, sondern im „mittleren Fahrwasser“ fröhlich dahinswingt und ungefähr auf der Konzeption des Musikers Count Basies fußt, wurde von Humphrey Lyttelton und seinen Leuten erfrischend dargeboten.

Neue Zeitschrift für Musik 6 (1959), S. 334.

Nach dieser Regel hat ein Präsident, […] die meisten Chancen, wenn er einen möglichst großen Teil der Bevölkerung anspricht, wenn er sich im mainstream of political thinking, im Hauptstrom des politischen Denkens, bewegt und sich nicht zum Exponenten irgendeines Extremismus abstempeln läßt. Johnson hat es meisterhaft verstanden, sich als der Mann des ganzen Volkes zu präsentieren […].

Die Zeit, 13. 11. 1964, S. 7. [IDS]

Der Krieg in Vietnam enthüllt die innere Logik des Strebens nach Macht zum Zwecke ihrer Konsoldierung. Der Entschluß der Vereinigten Staaten zu dieser Politik war eine direkte Folge der Vorherrschaft der Mainstream-Ideologie. […] Der Unterschied zwischen der extremen Rechten und dem Mainstream ist in diesem Punkte nur ein taktischer: die erstere befürwortet die Erorberung der Erde, die letztere die Eroberung der Köpfe.

Rapoport, Anatol: Das Klasseninteresse der Intellektuellen und die Machtelite. In: Herbert Marcuse (Hrsg.): Aggression und Anpassung in der Industriegesellschaft. Frankfurt a. M.1969, S. 55. (books.google.de)

[…]Obwohl scheinbar alle Melodien geschrieben und alle Lieder gesungen sind, findet sie immer noch einige, die man so noch nie gehört hat. Man kann ihre Songs, um einen vergleichenden Begriff zu haben, als Mainstream pop bezeichnen.

Die Zeit, 7. 1. 1972, Nr. 01. [DWDS] (zeit.de)

Im Zeichen des ‚Mainstream Jazz‘ – einem in England geprägten Begriff für den ‚Hauptstrom‘ der Jazzmusik, der zwischen den Extremen der Avantgarde und des New Orleans Jazz fließt – hat er [Vic Dickenson, N.M.] eine Reihe vielbeachteter Plattenaufnahmen gemacht.

Berendt, Joachim Ernst. Das Jazzbuch: von Rag bis Rock. Frankfurt 1973, S. 189.

Mainstream […]Hauptstrom der Jazzmusik. Ursprünglich für den Jazz der soliden Mitte zwischen New Orleans und Cool – also den Swing-Stil – geprägt, aber inzwischen […], durchaus im Gegensatz dazu, den Entwicklungsstrom bezeichnend, in dem die jeweils dominierenden musikalischen Tendenzen einmünden.

Berendt, Joachim Ernst. Das Jazzbuch: von Rag bis Rock. Frankfurt 1973, S. 379.

Die Neuankömmlinge hatten, angesichts solcher Repressionen, nichts Eiligeres zu tun, als möglichst schnell unterzutauenen [!] im vielgepriesenen „American mainstream“. […]Herr Ouspenska war denn auch gar nicht böse, als ein irischer Einwanderungsbeamter seinen Namen der Einfachheit halber in »Ospensky« änderte, […].

Der Spiegel, 17. 11. 1975, S. 166. [IDS]

Die Indianer sind nach wie vor die vergessene Minorität […]. In ihrem Willen zur Selbständigkeit, ihrer Weigerung, im mainstream amerikanischen Lebens mitzuschwimmen, hatten sie es schwerer als andere Gruppen, die politische Maschinerie für sich in Bewegung zu setzen – jedenfalls bisher.

Die Zeit, 2. 12. 1977, S. 80. [IDS]

Die Gesellschaftsbilder von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Lebenslage, Erfahrungswelt vereinheitlichten sich auf diese Weise („mainstreaming“).

[…]mainstreaming“ (übersetzbar mit: dem ideologischen Hauptstrom folgend) ist eine Sammelbezeichnung für voneinander verschiedene Prozesse der Angleichung von Ansichten durch Medienkommunikation. Einer davon, „resonance“ (übersetzbar mit: Anklang, Mitschwingen; gemeint ist das Sich-Verstärken von Erfahrungen aus der Alltags- und „Medienwelt“), ist ansatzweise erforscht, andere Teilprozesse harren noch ihrer „Entdeckung“.

Beiträge zur Film- und Fernsehwissenschaft. Bd. 26. Berlin 1985, S. 77.

Trotz verschiedenartiger stilistischer Profilierung fanden die Gruppen aus unterschiedlichen Ländern in der alternativen konzeptionellen Ausrichtung zum modisch kommerziellen mainstream-Rock eine Basis für gemeinsame Aktionen.

Beiträge zur Musikwissenschaft 30 (1988), S. 274.

In kleineren Colleges, in denen die finanziellen Mittel für ein getrenntes Programm in Frauenstudien nicht ausreichen, wird häufig eine Integrationsmethode angewendet, ein sogenanntes mainstreaming, mit dem Ziel, die Integration von Frauenstudien in alle Fächer zu ermöglichen. […]Die Frage, ob es besser sei, Frauenstudien als separaten Studiengang oder als integrierten Teil aller Fakultäten durchzuführen, wird also zum Teil aus pragmatischen Gründen entschieden. Die idealste Lösung ist ja nicht ein Entweder-Oder, sondern beides.

Evangelische Kommentare 21 (1988), S. 271.

Auch von Gerbner et al. (1980b) stammt die „Mainstreaming“-Hypothese, derzufolge extensives Fernsehen zu einer Vereinheitlichung von Einstellungen in Gruppen beiträgt, deren Standpunkte ohne die (nivellierenden) Fernseh-Einflüsse vergleichsweise weiter entfernt sind. […]So beurteilen etwa formal höher gebildete Vielseher die Welt mit ähnlichem Mißtrauen wie die formal weniger gebildeten Vielseher, während sie sich von den höher gebildeten Wenigsehern stärker unterscheiden. Ähnliche Effekte (vgl. Übersicht bei Cook et al., 1983) finden sich zu Geschlechterrollen, politischen Ansichten über den Kommunismus, zum Recht der freien Rede und zur Selbstzuordnung zur politichen Mitte.

Winterhoff-Spurk, Peter: Fernsehen und Weltwissen. Opladen 1989, S. 31.

Ex-Terrorist Meyer […] bekam trotz seiner ergiebigen Berichterstattung über den jüngsten Berliner Verfassungsschutzskandal (SPIEGEL 49/1988) keine Festanstellung […]. Auch mehrere andere „taz“-Linke beklagen, daß sie vom „redaktionellen Mainstream ausgegrenzt“ würden.

Der Spiegel, 10. 4. 1989, S. 90. [IDS]

Die anderen, wie Brandt oder Bahr, mögen auf ihre älteren Tage nicht mehr gegen eine konservative Grundströmung aufbegehren, die sie für den Mainstream halten: Eine Profilierung dieser Art verhindere neue Mehrheiten, blockiere Koalitionschancen mit der FDP und mit ihrem sprungbereiten Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

Der Spiegel, 27. 5. 1991, S. 30. [IDS]

Die deutschen Bühnen begannen damit, Kohouts Arbeiten zu boykottieren. Mit dem Anschluß der österreichischen Theater an den deutschen Mainstream wurde es für ihn auch in Wien zunehmend ungemütlicher. […]Als er dem Volkstheater sein von Mircea Eliade inspiriertes „großes Ahornbaumspiel“ anbot („mein bestes Stück“), holte er sich eine Abfuhr: Diese Saison stehe „Antifaschismus“ auf dem Programm, „Antistalinismus“ passe da nicht hinein.

Die Presse, 18. 9. 1991. [IDS]

Wer auf seine Ohren hält, ist heute auf konservierte Musik angewiesen, weil Radio und Fernsehen sich fast allein dem Mainstream verpflichten und Konzerte, jedenfalls auf dem Lande, rar sind.

Die Zeit, 28. 2. 1992, Nr. 10. [DWDS] (zeit.de)

Sie bekam gute Kritiken. Nicht nur einige „Oscars“ des Magazins Adult Video News, das jedes Jahr in Las Vegas eine Hollywood-getreue Glittershow inszeniert, sondern auch von Mainstream-Medien wie Elle oder Marie Claire. Candida Royalle sagt: „Wir Frauen haben Angst vor Aids und bleiben monogam.“

Die Zeit, 14. 8. 1992, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Die Nachrichtensprecher stehen entspannt an ihrem Pult wie Spieler am Daddelautomaten „Wir haben den Auftrag", sagt Dagmar Reim, Pressesprecherin des NDR, „alle Gruppen der Bevölkerung zu versorgen Umfragen haben ergeben, daß die Rundfunkanstalt mit ihrem Mainstream Programm NDR 2, dem einzigen, in dem Werbung gesendet wird, jüngere Leute kaum mehr anspricht. […]NDR 3 und 4, die hauptsächlich klassische Musik und Kulturbeiträge senden, finden noch weniger Gehör.

Die Zeit, 15. 4. 1994, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

[…]Die einen lassen sich von Ghetto & Gangsterism ihre Überzeugung bestätigen, daß all das, was die Konkurrenzgesellschaft an Gemeinheiten produziert – Aggression, Egoismus, rücksichtsloser Überlebenskampf –, der „Natur des Menschen“ entspringt, während die anderen dort im concrete jungle die Quellen einer schillernden Gegen- und Minderheitenkultur vermuten, an denen sie sich laben möchten. Im gemeinsamen Genuß des fatalen Ghetto-Szenarios sind Mainstream und Popkultur längst zu Komplizen geworden.

Die Zeit, 9. 9. 1994, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Gleichzeitig hat die Absorption der Strömung in den mächtigen Mainstream der Kultur begonnen, der bislang noch jede Subkultur geschluckt und verdaut hat: […]Schon lange tragen Manager dank der ganzheitlichen Dienste des New-Age-Beraters Gerd Gerken dessen „Trendwende“ bis in die Chefetagen und versuchen das teuer erworbene Wissen in steigende Profite umzumünzen.

Der Spiegel, 26. 12. 1994, S. [96]. [IDS]

Wuchtig fließt der Mainstream der diesjährigen Kölner Möbelmesse. Kantige Kuben aus massiven Edelhölzern verwandeln die Wohnzimmer in elegante Machtzentralen. Das Bauhaus läßt grüßen, ebenso der puristische Shaker-Schick.

Stern, 25. 1. 1996. [IDS]

[…]Skrupellos in ihrem heranwachsenden Gehabe treten etwa die Macher von Suck auf, die ihr Magazin als „ein Experiment auf dem Feld der Provokation, ätzenden Dekonstruktionismus und Kreissägen-Journalismus“ definieren; ihre täglich wechselnde Kolumne, eine schmale, langlaufende Textspalte, liest sich wie eine Drogenphantasie, ihre Leserbriefspalte gerät nicht selten zur Publikumsbeschimpfung. Hotwired […]dagegen, seit Oktober 1994 als Ableger der Print-Monatszeitschrift Wired auf dem Netz und damit schon ein Veteran, präsentiert in seiner Kolumne The Netizen eine eigene Berichterstattung aus den Tiefen des Präsidentschaftswahlkampfes, die sich in Jargonhaltigkeit, Schärfe des Tons und Kompromißlosigkeit wohltuend von dem unterscheidet, was man von Mainstream-Medien wie Time oder Newsweek gewohnt ist.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. 8. 1996, Nr. 202, S. 39.

Die IG Metall müsse „dringend Voraussetzungen dafür schaffen“, daß sich Frauen als gleichberechtigte Mitglieder an der gewerkschaftlichen Politik beteiligen könnten. Die Konzepte dafür laufen unter der von der Europäischen Union formulierten Politik des „Mainstreaming“, die fordert, Fragen der Gleichstellung in sämtliche Bereiche des Lebens hineinzutragen.

Frankfurter Rundschau, 24. 7. 1997, S. 4. [IDS]

Patricia Schulz nennt Stichworte: […]Die Veröffentlichung eines nationalen Aktionsplans mit Umsetzungs-strategien zur Gleichstellung, zu der sich die Schweiz an der UNO-Weltfrauenkonferenz von Peking 1995 verpflichtet hat. Der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen. Das «Gender Mainstreaming»: Die Gleichstellung soll auf allen Ebenen von Staat und Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit (mainstream) werden, zu den normalen «Geschäftszielen» gehören.

St. Galler Tagblatt, 26. 11. 1998. [IDS]

„Finde zehn Differenzen zwischen Underground und Mainstream“, fordert Avignon in einem seiner comicinspirierten Bilder und setzt da an, wo die Avantgarde einst nach dem Unterschied zwischen Massenprodukt und hehrem Kunstwerk fragte.

Berliner Zeitung, 30. 3. 1999. [DWDS]

[…]Sumpfschnepfen aus aller Welt lieben das Berliner Bunker Ambiente à la Tacheles & Co. Da kommt Krater-Stimmung auf. Und die ziehen „Höhlenmenschen“ einer affektierten Partylaune in den VIP-Reservaten von Glitzerdiscos vor. Unermüdlich baut die Szene Gegenwelten zum gängigen Mainstream auf.

Berliner Morgenpost, 13. 2. 2000, S. 11. [IDS]

Dieses Motto, das Tizians Kapitel einleitet, scheint kennzeichnend für alle Beteiligten zu sein. Und doch liegt gerade darin ein sympathisches Verhalten, mit dem man sich auf der Stelle identifizieren kann und das sich fundamental vom gängigen Mainstream menschlicher Wünsche und Zukunftsplanung unterscheidet.

Süddeutsche Zeitung, 22. 3. 2000, S. LIT5. [IDS]

[…]Eine Weile lang taugte Comic-Lesen, ähnlich wie das Hören bestimmter Popmusik, durchaus zur ästhetischen Differenzierung und Selbstinszenierung. Diese Haltung hat sich inzwischen verflüchtigt; der emphatisch beschworene Gegensatz von „Mainstream“ und „Independent“ gilt im Comic ebenso wenig mehr wie in der Musik.

Berliner Zeitung, 8. 7. 2000. [DWDS]

„Die Berliner Comic-Szene hat andere Ausrichtungen und andere Leser.“ Independent hier, Mainstream dort, man hat nicht viel gemeinsam – so lautet die einfache Abgrenzungsformel. […]Man bemüht sich allerdings um Toleranz, schließlich ist man zu Gast bei Schnittchen und Prosecco.

Berliner Zeitung, 10. 9. 2001. [DWDS]

»Ich kann verstehen, dass die Leute in unsicheren Zeiten nach Stabilität suchen. Wenn sie die im Mainstream der Popkultur finden, ist das für sie sicherlich besser als nichts. Das Resultat ist allerdings eine ziemlich statische Kultur. «

Die Zeit, 26. 8. 2004, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Natürlich wollen sie, dass möglichst viele Leute ihr Produkt sehen können, denn Filme sind teuer in der Produktion und Herausbringung – sie müssen also ihre Kosten wieder einspielen und am besten auch noch Gewinn bringen. Deswegen konzipiert Hollywood übrigens immer mehr stromlinienförmige Filme, auch Mainstream genannt, die Kindern und Jugendlichen ebenso gefallen sollen wie deren Eltern und Großeltern.

Berliner Zeitung, 9. 12. 2004. [DWDS]

Gender Mainstreaming ist, entgegen der Einlassung des Autors, keine feministische Strategie. […]Es sei denn, jemand glaubt tatsächlich, dass der Feminismus inzwischen die Vereinten Nationen, die EU und die Politik der BRD steuert, denn dies sind die zentralen Schaltstellen der Entwicklung und Etablierung von Gender Mainstreaming.

Die Zeit, 12. 7. 2007, Nr. 29. [DWDS] (zeit.de)

[…]SPIEGEL ONLINE: Ein schöner Appell – und nicht der erste seine Art. Wann wird es cooler sein, in einen Apfel zu beißen, anstatt Fastfood zu essen?

Fischer: Ich bin optimistisch, dass Prävention zum Mainstream wird. Vor 20 Jahren wurden die Leute, die Müll getrennt haben, auch belächelt. Heute macht es jeder.

Spiegel-Online, 5. 1. 2010. [IDS]

[…]Die Bohème ist aus dem Chelsea Hotel ausgezogen. Jetzt hecken sogenannte Bobos, bourgeoise Bohemiens, in den 300 Zimmern ihre Coups aus: erfolgreiche Berufsleute des IT-Zeitalters, die sich die Rebellion der Bohème als Accessoire umhängen. Im Mainstream ist aufgegangen, was zuvor künstlerische Avantgarde und Subkultur war.

Tages-Anzeiger, 27. 1. 2010, S. 31. [IDS]

Wer sich heute als Subkultur begreift, will nicht allzu tief versteckt sein, damit der Geld und Ruhm bringende Mainstream einen möglichst schnell ausgraben kann. Das gilt in der Musik genau wie in der Kunst […].

die tageszeitung, 18. 6. 2013, S. 17. [IDS]

So bekämpfen Jongen und seine AfD das „Gender Mainstreaming“, alle Frauenquoten und Gleichstellungsbeauftragten wollen sie abschaffen. […]„Die gegen die Natur des Menschen gerichtete Gender-Ideologie ist der wichtigsten bevölkerungspolitischen Herausforderung, vor der Deutschland steht, nämlich die Geburtenrate signifikant zu steigern, in extremer Weise abträglich.“

Die Zeit, 3. 12. 2015, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

AfD-Chefin Frauke Petry bedient sich des Begriffs der „Pinocchio“-Presse. Und der Ausdruck „Mainstream-Medien“ wird oft begleitet von einem abfälligen Ton. Diese Wortwahl sei aber nicht nur ein geschickter Schachzug von Rechtsaußen, […]

Der Tagesspiegel, 8. 12. 2015. [DWDS]

Zum 45. Mal wird auch in diesem Jahr zu Pfingsten das Moers Festival stattfinden, ein Fest für abenteuerlustige Musik jenseits des Mainstreams, das längst Weltruf genießt. […]Seit es 1972 als zwangloses Free-Jazz-Event in einer Ecke der Schlossruine seinen Anfang nahm, entwickelte sich das Festival zu einem zuverlässigen Seismografen für die neuesten Entwicklungen im Einzugsbereich von Jazz, Improvisation und weit darüber hinaus.

Die Zeit, 21. 4. 2016, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

[…]Lange her. Seither ist das Programm mit Cats , Mamma Mia , Sister Act und Rocky dem braven Mainstream angepasst worden. […]Service: Der Einlass erfolgt staufrei.

Die Zeit, 11. 12. 2017, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Mit dem Gerät begann ein neues Leben. Ich war kein Aussenseiter mehr, ich reihte mich ein in die Gesellschaft. Ich war mainstream.

Tages-Anzeiger, 17. 2. 2020, S. 19. [IDS]

„Wir haben festgestellt, dass im Zusammenhang mit der Corona Pandemie über die Gefährlichkeit als auch über die Angemessenheit der Maßnahmen in den Mainstream Medien sehr einseitig berichtet wird“, postete der Laden vergangenen Donnerstag […] „Kritische Stimmen, insbesondere aus der Wissenschaft, kommen nur selten oder gar nicht zu Wort.“

die tageszeitung, 23. 6. 2020, S. 27. [IDS]

Deutschrap war einmal Subkultur. Heute ist er lukrativer Mainstream. Er hat gesellschaftlich an Deutungshoheit gewonnen, er prägt den Geschmack und Stil von jungen Menschen.

die tageszeitung, 24. 7. 2020, S. 14. [IDS]