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Subkultur

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Konzept der Subkultur hat – ohne dass das Wort selbst schon Verwendung findet – seine Ursprünge in Soziologie und Kriminologie des beginnenden 20. Jahrhunderts. Das Wort selbst wird Mitte der 1940er Jahre im englischsprachigen Wissenschaftsdiskurs geprägt und von dort ins Deutsche entlehnt. Es bezieht sich auf eine innerhalb eines Kulturbereichs bzw. einer Gesellschaft bestehende, von einer bestimmten gesellschaftlichen, ethnischen oder ähnlichen Gruppe getragenen Teil- oder Gegenkultur mit eigenen Normen und Werten. Bereits Anfang der 1960er Jahre ist Subkultur Teil der Alltagssprache, wird hier aber nicht einheitlich verwendet und verbindet sich anders als in wissenschaftlichen Diskursen zum Teil mit einer stark wertenden Haltung. Gegenüber der Soziologie zeitverzögert greift auch der Wirtschaftsdiskurs auf Wort und Konzept der Subkultur zurück; Subkultur erhält hier ökonomische Implikationen.

Wortgeschichte

Zu den Ursprüngen des Subkulturgedankens in der Kriminologie

Das Wort Subkultur wurde, insoweit es sich auf menschliche Gesellschaften bezieht, Mitte der 1940er Jahre in der Wissenschaft geprägt, bevor es in die Alltagssprache eingegangen ist. Seine Ursprünge hat das Konzept – ohne dass das Wort selbst schon verwendet wird – bereits deutlich früher. So gilt zum einen Émile Durkheim, der unter dem Anomiebegriff das Verhalten marginalisierter Minderheiten erfasst hat, als einer der Wegbereiter des Subkulturgedankens (vgl. hierzu bereits Fritz Sack in HWPh 10, 475). Zum anderen hat der Subkulturgedanke seine Wurzeln in der Kriminologie der 1920er Jahre: In dieser Zeit sind insbesondere im Umfeld der Chicagoer Schule Studien über kriminelle Milieus sowie insbesondere Jugendgruppen durchgeführt worden. Verwendet werden dabei Wendungen wie Kultur der Armut oder kriminelle Kultur (vgl. Vaskovics 1989, 587).

Wortprägung in der Soziologie der 1940er Jahre

Mitte der 1940er Jahre wird das Wort Subkultur dann im englischsprachigen Wissenschaftsdiskurs geprägt (1947, 1946; die Wortprägung wird gemeinhin Gordon zugeschrieben [vgl. Gordon 1947], der das Wort aber seinerseits nur übernimmt). Subkultur bezieht sich nunmehr auf eine innerhalb eines Kulturbereichs bzw. einer Gesellschaft bestehende, von einer bestimmten gesellschaftlichen, ethnischen oder ähnlichen Gruppe getragene Teil- oder Gegenkultur mit eigenen Normen und Werten. Im englischsprachigen Raum wird das Subkulturkonzept seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts theoretisch ausgearbeitet. Von dort werden Konzept und Wort zeitverzögert auch in den deutschsprachigen wissenschaftlichen, genauer soziologischen, Diskurs übernommen (1964, 1969a). Dass das Wort als Bezeichnung für die zuvor noch unter Kultur der Armut bzw. kriminelle Kultur gefassten Sachverhalte eingeführt wird, zeigt noch die Wortverwendung bei Günter Albrecht (1969b), der Ende der 1960er Jahre unter dem Titel Die Subkultur der Armut und die Entwicklungsproblematik einen Überblick über die angloamerikanische Forschung im deutschsprachigen Raum vorlegt. Ein Schwerpunkt der Subkulturforschung liegt im Bereich der JugendkulturWGd (1974, 2016a).

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Jugendkultur/Subkultur

In der weiteren Entwicklung wird die Subkultur der Jugend bzw. Jugendkultur zu einem der Schwerpunkte im Bereich soziologischer Subkulturforschung: Robert R. Bell prägt für den Bereich der Soziologie die Vorstellung von Jugend als eines einheitlichen Sozialgebildes, das es aus strukturfunktionalistischer Perspektive in das Gesamtsystem Gesellschaft zu integrieren gelte. Das Birminghamer Center for Contemporary Cultural Studies (CCCS) greift diese Überlegungen Anfang der 1970er Jahre auf und entwickelt sie weiter (vgl. 3Wörterbuch der Soziologie, 522). Jugendkultur wird hier also als eine Form gesellschaftlicher Subkultur verstanden und zum Forschungsgegenstand. Von der Jugendkulturforschung gehen wiederum Impulse für die Subkulturforschung im Allgemeinen aus (vgl. zur Bedeutung des CCCS für die Entwicklung des Konzeptes von Subkultur den Beitrag von Sack in HWPh 10, 474–476).

In der Wissenschaft handelt es sich beim Wort Subkultur um eine primär analytische Kategorie (1981), die insofern zunächst ahistorisch und wertfrei ist oder sein sollte (1971b) – womit sich die soziologische Wortverwendung von einem breiteren, zum Teil auch wertenden alltagssprachlichen Wortgebrauch unterscheidet. Zugleich ist Subkultur gerade im Bereich der Soziologie, insofern das Wort lediglich als ein Sammelbegriff für Abweichungen von der dominanten Gesellschaft fungiert, nicht unumstritten (vgl. 3Wörterbuch der Soziologie, 523).

Alltagssprache: Uneinheitliche Verwendung zwischen Selbstbezeichnung und Schimpfwort

Bereits Anfang der 1960er Jahre ist das Wort Teil der Alltagssprache (1962), wird hier aber nicht einheitlich verwendet. So kann die Bedeutung von Subkultur sich darin erschöpfen, lediglich einen Teilbereich der Kultur zu adressieren (2000), sie kann aber auch solche gesellschaftlichen Gruppen meinen, die dezidiert andere Normen und Werte als die dominante Kultur vertreten, was bis hin zur Regimekritik reicht (1997, 2013). Subkultur wird hier synonym zu Gegenkultur verwendet. Zu unterscheiden gilt es darüber hinaus Eigen- (2005b) und Fremdbezeichnungen (2000), was mitunter auch mit unterschiedlichen Implikationen einhergeht. Gerade in Fremdbezeichnungen kann – muss allerdings keinesfalls – eine abwertende Haltung gegenüber dem bezeichneten gesellschaftlichen Teilbereich mitschwingen (vgl. etwa die Belege 1962, 1966, 2000, in denen Subkultur negativ besetzt ist; dahingegen die Belege 2016b und 2005a ohne negative Besetzung), die bis hin zur Verwendung des Wortes als Schimpfwort reicht, wie Rolf Schwendter bereits Anfang der 1970er Jahre konstatiert (vgl. Schwendter 1971, 12). Insbesondere in der Anfangszeit bezieht sich das Wort Subkultur schließlich bevorzugt auf linksorientierte Bewegungen, und zwar sowohl positiv als auch negativ besetzt (1971a; vgl. auch Schwendter 1971, 12).

Ökonomische Implikationen im Wirtschaftsdiskurs

Gegenüber der Soziologie zeitverzögert finden Wort und Konzept der Subkultur auch Eingang in den Wirtschaftsdiskurs. Während das Gabler Wirtschaftslexikon im Jahr 1971 noch keinen Eintrag verzeichnet, gehört Subkultur inzwischen zu den Lemmata des Print- und Online-Lexikons. Subkultur wird hier zunächst auch über (konfliktäre) Abweichungen von der Mehrheitskultur definiert (vgl. Gabler online unter Subkultur). Wenn daran anschließend darauf verwiesen wird, dass Subkulturen das Kauf- und Konsumverhalten bestimmen, so ist deutlich, dass das Konzept von Subkulturen hier an genuin (betriebs-)wirtschaftliche Überlegungen rückgebunden ist und insofern andere Implikationen als in der Soziologie oder in der Alltagssprache hat. Subkulturen sind im Bereich der Wirtschaft insofern etwa in den Bereichen Marketing und Kundenpflege von Relevanz (vgl. auch 2001).

Von Kolonien zu Kulturen und Subkulturen: Zur einer anderen Wortentwicklung in der Mikrobiologie

In der Biologie bezeichnet Subkultur eine Mikroorganismenkultur, die von einer bereits vorhandenen Kultur abstammt (1972). Hier verläuft die Entwicklung unabhängig von der soziologischen Wortentwicklung. Voraussetzung ist wohl die Übertragung des Wortes KolonieWGd auf Einzeller, die Carl Nägeli in seiner Abhandlung Gattungen einzelliger Algen physiologisch und systematisch bearbeitet 1849 vollzieht (Nägeli 1849; vgl. hierzu Brasch 2017, 34). Bakterienkolonie meint hier zunächst Ansammlung an Mikroorganismen (1878). Vermutlich vor diesem Hintergrund wird in der Mikrobiologie dann von Kulturen gesprochen, hier in der Bedeutung einer planmäßige[n] künstl. Anzucht v. Mikroorganismen (z. B. Bakterien-K.en) u. Viren sowie von pflanzl., tier. und menschl. Zellen, Geweben od. Organismen, deren Wachstum u. Vermehrung unter kontrollierten Bedingungen […] beobachtet werden (Lexikon der Biologie 5, 150). Im englischsprachigen Raum lässt sich diese Verwendung von Kultur mindestens bis in die 1880er Jahre zurückverfolgen (vgl. 3OED unter culture, n. I 3), aber auch im deutschsprachigen Raum bürgert sich Bakterienkultur ein. 1896 gehört der Kulturbegriff jedenfalls zur Fachterminologie: Der Atlas und Grundriss der Bakteriologie und Lehrbuch der speciellen bakteriologischen Diagnostik von K. B. Lehmann und Rudolf Neumann hat ein ganzes Kapitel zum Thema Kultur der Bakterien (Lehmann/Neumann 1896, 416–421; vgl. auch 1896, 1912). Vor diesem Hintergrund bildet sich dann die Unterform Subkultur aus; auch im Englischen ist subculture bereits seit Mitte der 1880er Jahre nachweisbar (3OED unter subculture, n. 1).

Literatur

Albrecht 1969 Albrecht, Günter: Die „Subkultur der Armut“ und die Entwicklungsproblematik. In: René König (Hrsg.): Aspekte der Entwicklungssoziologie. Köln/Opladen 1969, S. 430–471.

Brasch 2017 Brasch, Anna S.: Moderne – Regeneration – Erlösung. Der Begriff der „Kolonie“ und die weltanschauliche Literatur der Jahrhundertwende. Göttingen 2017.

Gabler online Gabler Wirtschaftslexikon Online. Das Wissen der Experten. Wiesbaden 2009 ff. (gabler.de)

Gordon 1947 Gordon, Milton M.: The Concept of the Sub-Culture and Its Application. In: Social Forces 26/1 (Oct. 1947), S. 40–42.

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Lehmann/Neumann 1896 Lehmann, Karl B./Rudolf Otto Neumann: Atlas und Grundriss der Bakteriologie und Lehrbuch der speciellen bakteriologischen Diagnostik. Teil 2: Text. München 1896.

Lexikon der Biologie Lexikon der Biologie. In acht Bänden: Allgemeine Biologie, Planzen – Tiere. Freiburg i. Br. u. a. 1983–1987.

Nägeli 1849 Nägeli, Carl: Gattungen einzelliger Algen. Physiologisch und systematisch bearbeitet. Mit acht lithographirten Tafeln. Zürich 1849.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Schwendter 1971 Schwendter, Rolf: Theorie der Subkultur. Köln/Berlin 1971.

Vaskovics 1989 Vaskovics, L. A.: Subkulturen – ein überholtes analytisches Konzept? In: Max Haller/H.-J. Hoffmann-Nowotny/W. Zapf (Hrsg.): Kultur und Gesellschaft. Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988. Frankfurt a. M. u. a. 1989, S. 587–599. (nbn-resolving.org)

3Wörterbuch der Soziologie Wörterbuch der Soziologie. Hrsg. von Günter Endruweit/Gisela Trommsdorff/Nicole Burzan. 3., völlig überarb. Aufl. Konstanz u. a. 2014.

Belegauswahl

Gewöhnlich wird von erheblicheren Mikrokokkenanhäufungen auf der Wundoberfläche berichtet, die indessen nur bei grösseren Wunden in Betracht kommen können; während in inneren Organen nichts weiter als miliare Bakteriencolonien, oft in geringer Zahl gefunden wurden.

Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig 1878, S. 25. (deutschestextarchiv.de)

Der Wassergehalt einer auf festem Nährboden gewachsenen Kultur ist ebenso wie der Aschegehalt in enormen Maasse von der Zusammensetzung des Nährbodens abhängig.

Lehmann, K. B./Neumann, Rudolf: Atlas und Grundriss der Bakteriologie und Lehrbuch der speciellen bakteriologischen Diagnostik. Teil II: Text. München 1896, S. 25.

Diese Entdeckungen […], welche, nachdem die richtigen Methoden gefunden waren, uns gewissermaßen wie reife Früchte in den Schoß fielen, wurden dann auch für praktische Zwecke möglichst ausgenutzt; so für die Seuchenbekämpfung, wie sie in bezug auf Cholera, Typhus, Malaria mit Erfolg ausgeübt wird; ferner für die spezifische Prophylaxis und Behandlung der Infektionskrankheiten, teils direkt mit Präparaten, welche aus den Bakterienkulturen gewonnen werden, teils indirekt durch Vermittlung von Tieren, welche, nachdem sie mit Hilfe der Bakterienkulturen immunisiert sind, den Heilstoff in ihrem Blutserum enthalten.

Koch, Robert: Antrittsrede in der Akademie der Wissenschaften am 1. Juli 1909. In: Schwalbe, J. (Hrsg.): Gesammelte Werke von Robert Koch. Bd. 1. Leipzig 1912 [1909], S. 4. [DWDS]

Since sociologists have discovered that deviant social types within highly organized subcultures (e.g. the professional beggar) tend to develop integrated, adjust personalities, Horney seems well advised to have dropped any attempt to correlate neurosis with overt behaviour.

Green, Arnold W.: Analysis of Horney and Fromm. In: American Journal of Sociology 51 (1946), Nr. 6, S. 533–540, hier S. 534.

Broadly speaking, we have been content to stop the concept of culture at national boundaries, and engage in our intra-national analyses in terms of the discrete units of ethnic background, social class, regional residence, religious affiliation, and so on. It is the thesis of this paper that a great deal could be gained by a more extensive use of the concept of the sub-culture – a concept used here to refer to a sub-devision of a national culture, composed of a combination of factorable social situations such as class status, ethnic background, regional and rural or urban residence, and religios affiliation, but forming in their combination a functioning unity which has a integrated impact on the participating individual. No claim is made here for origination of the term. Although its use has apparently not been extensive enough to merit it a place in the Dictionary of Sociology, edited by Fairchild, a recent and perspective use of the term has been made in a paper by Green […].

Gordon, Milton M.: The Concept of the Sub-Culture and Ist Application. In: Social Forces 26 (1947), Nr. 1, S. 40–42, hier S. 40/41.

Unsere Gesellschaft ist in ihrer Struktur auf einen Verkehr angewiesen, der an gewisse Spielregeln der Humanität gebunden ist – die Züchtung terroristischer Subkulturen könnte sie sich auf die Dauer nicht leisten.

Die Zeit, 7. 9. 1962, Nr. 36. [DWDS]

Hier hat die deutsche Soziologie der Nachkriegszeit in ihrer Vorliebe für die Entstruktivierungs-Erscheinungen der modernen Gesellschaft die wichtige Frage der Subkulturen des Denkens und Verhaltens sozialer Schichten wohl zu sehr vernachlässigt.

Die Zeit, 19. 6. 1964, Nr. 25. [DWDS]

Was ist ein (echter) Gammler? Er begab sich dafür einige Wochen in die „Subkultur“ dieser jungen Leute.

Die Zeit, 25. 3. 1966, Nr. 13. [DWDS]

Unter Subkulturen versteht man intermediäre Gruppen oder Untergruppen einer Gesellschaft, die in ihrer Entstehung dadurch begründet werden, daß in Gesellschaften mit organischer Solidarität die Individuen nicht direkt mit dem Ganzen der Gesellschaft verbunden sind, sondern nur durch Zwischenglieder, welche die Gesellschaft aufbauen; wobei die Persönlichkeitsstruktur innerhalb von Subkulturen eines gegebenen Kulturbereiches, z. B. mit Zugehörigkeit zu sozialen Klassen, Kasten, religiösen Gruppen, Berufen usw. variieren kann.

Albrecht, Günter: Die „Subkultur der Armut“ und die Entwicklungsproblematik. In: König, René (Hrsg.): Aspekte der Entwicklungssoziologie. Köln/Opladen 1969, S. 430–471, hier S. 433.

Die Bemühungen um das Konzept der Kultur sind in letzter Zeit dadurch erneut angestachelt worden, daß sich – auch in westlichen Gesellschaften – Sozialwissenschaftler zunehmend mit ausdifferenzierten Teilen ihrer Gesellschaft konfrontiert sehen, die von der dominanten Kultur stark abweichende Züge tragen, bzw. in Entwicklungsländern auf kulturelle Phänomene stoßen, die ihnen Erklärungsschwierigkeiten bereiten. Resultat dieser Bemühungen, diesen Erscheinungen eine Erklärung zuteil werden zu lassen, ist u. a. das bekannte Konzept der „Kultur bzw. Subkultur der Armut“; so wie man im Zuge der gleichen Bemühungen „Unterschicht-Kulturen“, „Subkulturen der Gewalt“, „Subkulturen der Süchtigen“ und kriminelle Subkulturen verschiedenster Art „entdeckte“.

Albrecht, Günter: Die „Subkultur der Armut“ und die Entwicklungsproblematik. In: König, René (Hrsg.): Aspekte der Entwicklungssoziologie. Köln/Opladen 1969, S. 430–471, hier S. 435 unter Bezugnahme auf die entsprechende angloamerikanische Forschungsliteratur.

Gibt man den Kindern im Schülerladen Gelegenheit, ihrer ständigen Verschärfung auszuweichen, entsteht ein Dualismus zwischen deklamatorisch plakativem Sozialismus und einem zur sozialen Umwelt beziehungslosen Gegenmilieu individueller Persönlichkeitsentfaltung innerhalb der Grenzen des Möglichen. Der Schülerladen würde Refugium und Subkultur, weil er das abstrakt andere, nicht das konkret negierend Verschiedene wäre; die Kinder würden in-group-Verhalten und eine harmonistische Gemeinschaft entwickeln, weil sie anderswo ständig diszipliniert und unterdrückt werden; die Arbeit bliebe in entpolitisierter Laissez-faire-Erziehung und bloß kompensierendem Antiautoritarismus stecken, weil man sich von den gesellschaftlichen Antagonismen isoliert hat. Die Kinder dürfen nicht systemdivergent denkende Arbeiter per se werden; sie müssen in revolutionärer Aktion die Transformation des gesellschaftlichen Systems selbst in Angriff nehmen, müssen den Freiraum und ihr Kollektiv im Klassenkampf einsetzen können, so daß der Schülerladen sich zu einem stadtteilrelevanten politischen Dis- kussions- und Aktionszentrum entwickelt.

N. N. [Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt 1971, S. 57. [DWDS]

Der Begriff, zunächst ahistorisch, wie etwa auch der Begriff „Klassenkampf“, muß nach der Analyse der jeweiligen historischen Situation inhaltlich gefüllt werden – ebenso, wie er wertfrei ist und nach der Funktion der jeweiligen Subkulturen bewertet zu werden hat.

Schwendter, Rolf: Theorie der Subkultur. Köln/Berlin 1971, S. 12.

Auf eine Subkultur und den mikroskopischen Nachweis der sporenbildenden Bakterien kann verzichtet werden, wenn in beiden mit einer Probe beimpften Kulturröhrchenpaaren oder in mindestens drei Kulturröhrchen Wachstum eintritt.

Grahneis, Heinz/Karlwilhelm Horn (Hrsg.): Taschenbuch der Hygiene. Berlin 1972 [1967], S. 638. [DWDS]

Gemeinsamkeiten mit den DDR-Jugendlichen? Deutsche Sprache, Interesse am Sport, Vorliebe für Coca Cola und Miniröcke, allgemeine Jugendsubkultur, Schwierigkeiten mit der älteren Generation, Probleme, wie sie in allen Staaten auftauchen.

Die Zeit, 22. 3. 1974, Nr. 13. [DWDS]

Das Kernstück bildet eine Theorie des Alltagslebens, die auch, wie in den Arbeiten von E. P. Thompson, Anschluß an die historische Forschung findet. Soweit das der Fall ist, können die Modernisierungsprozesse aus dem Blickwinkel schicht- und gruppenspezifischer Lebenswelten dargestellt werden; der Alltag der in Modernisierungsprozesse hineingerissenen Subkulturen wird mit Mitteln der anthropologischen Feldforschung erschlossen.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M. 1981, S. 552. [DWDS]

In den Großstädten der DDR keimte die Subkultur, noch immer nicht erlaubt, doch viel zu bekannt schon, um wirklich Untergrund zu sein. Die Stasi sorgte schließlich dafür, daß auch inoffiziell publizierte Texte den Offiziellen zu Gesicht kamen.

Berliner Zeitung, 15. 10. 1997. [DWDS]

Punk, eine Subkultur der Unterschicht, die Mitte der siebziger Jahre unter Jugendlichen in englischen Slums entstanden ist, verbreitet auch in deutschen Großstädten Schrecken und Abscheu. Im Horror-Look – mit kurzgeschorenen, grellgefärbten Haaren, dämonisch, häßlichem Make-up, mit Hundeketten am Hals, Sicherheitsnadeln im Ohr und in absichtlich zerrissenen Kleidern – schockieren Halbwüchsige die Öffentlichkeit und ziehen randalierend durch die Straßen.

N. N. [sr]: Punk. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München 2000 [1980], S. 3382. [DWDS]

Cola… alles ist in Afri Cola «wurde zu einem der bekanntesten Werbesprüche der sechziger Jahre, Afri-Cola zum Kult-Getränk. Die Kampagne markiert gleichzeitig eine Trendwende der Werbegeschichte, denn erstmals wurde auch in den Subkulturen der Gesellschaft nach neuen Konsumenten gesucht.

Hars, Wolfgang: Nichts ist unmöglich! Lexikon der Werbesprüche. München 2001 [1999], S. 362. [DWDS]

Der Berliner Fotograf Sven Zimmermann ist um die Häuserblocks in Kreuzberg und Friedrichshain gezogen und hat an Hauswänden und Schildern, auf Trafohäuschen und Containern die Spuren einer künstlerischen Subkultur entdeckt – Bilder und Botschaften, die man zwar jeden Tag sieht, aber selten wirklich wahrnimmt.

Berliner Zeitung, 3. 8. 2005. [DWDS]

Per Flyer und auf Transparenten informierten die Demonstranten die irritierten Passanten über ihr Anliegen. „Schluss mit der Kriminalisierung der Subkultur“, „Wir bleiben anders“ und „Berlin braucht seine Unterseite“ ließen sie die Welt auf diese Weise wissen.

Berliner Zeitung, 8. 8. 2005. [DWDS]

Anlässlich des Wave-Gotik-Treffens zeigt die Stasi-Gedenkstätte „Runde Ecke“ eine Ausstellung über die schwarze Szene in der DDR und die Beobachtung der Subkultur durch die Staatssicherheit.

Die Zeit, 17. 5. 2013 (online). [DWDS]

Junge Deutsche fühlen sich heutzutage kaum mehr großen Jugendsubkulturen zugehörig, die auf Abgrenzung und Provokation setzen.

N. N.: Soziologen: Deutsche Jugend fühlt sich kaum noch großen Subkulturen zugehörig. In: Die Zeit, 26. 4. 2016 (online). [DWDS]

Beim Musikfilmfestival „Unerhört!“ kommen kleine Produktionen ganz groß raus. Hier gibt es Einblicke in Szenen und Subkulturen , die von außen kaum zu durchdringen sind: Favela Funk und Düsseldorfer Punk, Tuareg-Blues und Rechtsrock sind nur einige davon.

Die Zeit, 23. 9. 2016 (online). [DWDS]