Vorschauansicht

Minorität Minoritätswahl · Sperrminorität

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Minorität begegnet mindestens seit dem 17. Jahrhundert im Deutschen, zunächst in der heute nicht mehr gängigen Bedeutung Minderjährigkeit. Etymologisch ist es auf mittellateinisch minōritās in entsprechender Bedeutung zurückzuführen. Seit dem 18. Jahrhundert ist die quantitative Lesart Minderzahl belegt. Das Wort wird in der quantitativen Bedeutungslinie dann auf soziale Gruppen übertragen, es entsteht die Minderheit; soziale Teilgruppe, die gegenüber einer Mehrheit in der Unterzahl ist. Verwendungen in politischen Zusammenhängen sind möglicherweise unter Einfluss von englisch minority, das im englischen Parlamentswesen die Lesart Minderzahl, Minderheit angenommen hat, zu verstehen. Weitere Verbreitung findet das Wort ab der Wende zum 19. Jahrhundert, möglicherweise unter Einfluss der Französischen Revolution. Seit dem 19. Jahrhundert sind in politischen Kontexten zudem Komposita wie Minoritätswahl belegt; in den 1920er Jahren tritt Sperrminorität daneben.

Wortgeschichte

Minderjährigkeit. Entlehnung und frühe Bezeugungen

Minorität ist im Deutschen mindestens seit dem 17. Jahrhundert belegt (1635), es bleibt zunächst jedoch selten. Das Substantiv begegnet zu dieser Zeit in der Lesart Minderjährigkeit (1689b), in der Regel bezogen auf Regenten (1689a, 1702, 1716). Noch im 19. Jahrhundert ist das Wort in entsprechender Bedeutung nachweisbar (1809). Heute ist diese Lesart nicht mehr gängig. Die Typographie früher Bezeugungen legt nahe, dass es sich hier zunächst um eine Bildung zu mittellateinisch minōritās Unmündigkeit, Minderjährigkeit handelt, das auf lateinisch minor kleiner, geringer, jünger zurückgeht (vgl. Niermeyer 2002, 900). Minorität bleibt bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert selten, erst danach findet es weitere Verbreitung (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Minderzahl, Minderheit. Die quantitative Lesart

Spätestens seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts begegnet Minorität auch in der quantitativen Lesart Minderheit, Minderzahl (1728, 1792), dies möglicherweise unter Einfluss des Französischen (vgl. die Annahme in 10Paul, 573, dass Minorität Ende des 18. Jahrhunderts eine Lehnübersetzung zu minorité sei). Im Französischen ist die quantitative Lesart wohl zeitgleich belegt (vgl. die Buchung in TLFi unter minorité mit Erstbeleg für die Lesart der am wenigsten zahlreiche Teil einer Gruppe für das Jahr 1727; ebenso die Buchung im 1DHLF, 1344). Die französische quantitative Lesart wiederum entsteht dem 1DHLF zufolge als Entlehnung aus dem englischen minority (vgl. 1DHLF, 1344; s. a. 3OED unter minority, n. & adj.). Allerdings trägt minōritās bereits im Mittellateinischen neben Unmündigkeit, Minderjährigkeit auch die Bedeutung Rückgang, Abnahme, geringere Menge (vgl. Niermeyer 2002, 900).

Von der quantitativen Bedeutung her sind Verwendungen in politischen Zusammenhängen seit der Wende zum 19. Jahrhundert zu verstehen (1801a, 1835, 1840f). Die Entstehung dieser Verwendungen steht möglicherweise auch unter Einfluss des englischen minority, das seinerseits im englischen Parlamentswesen die Lesart Minderzahl, Minderheit angenommen hat (vgl. Pfeifer unter MinoritätDWDS, das 3OED setzt die entsprechende Bedeutung unter minority, n. & adj., mit Erstbeleg 1716 an) – jedenfalls begegnen auch Belege mit Bezug auf England (1771, 1840a). Sowohl Pfeifer als auch das 1DFWB verweisen allerdings darauf, dass die Französische Revolution Einfluss auf die Verbreitung des Wortes im deutschsprachigen Raum gehabt habe (vgl. Pfeifer unter MinoritätDWDS sowie 1DFWB 2, 119). Für diese These sprechen zumindest ein erster Bezeugungsanstieg in den 1790er Jahren (vgl. Abb. 1 und die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers) sowie die Verwendung von Minorität in entsprechenden Kontexten zu dieser Zeit (1793, 1794).

Zunächst rein auf die Anzahl von etwas bezogen, wird Minorität dann auch auf soziale Gruppen übertragen (1801b). In beiden Lesarten, der rein quantitativen, häufig in der Form Minorität von (1856, 1887, 1950, 1987, 2016), und der auf soziale Gruppen übertragenen, hier alleinstehend (1889, 1900, 1945, 1988, 2003), findet das Wort bis heute Verwendung. Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist mit MinderheitWGd in der quantitativen Lesart zudem eine indigene Entsprechung belegt. Während Minorität gegenüber Minderheit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts höherfrequent bleibt, löst Minderheit Minorität im 20. Jahrhundert hinsichtlich der Verbreitung ab (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Wortbildungen im Themenfeld Politik

Im Themenfeld Politik sind seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Komposita mit Minorität belegt. Zu nennen wären etwa Parlamentsminorität (1848a), Kammerminorität (1848b) sowie insbesondere Minoritätswahl (1840b). Letzteres ist – anders als Majoritätswahl – vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet, wohl mit Verwendungsspitzen in den 1840er Jahren und um 1870 herum (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers), bevor seine Bezeugungsfrequenz sinkt. Es begegnet in im engeren Sinn wahlrechtlicher Verwendung (1840c), hier häufiger (1840d), aber nicht nur (1840e) in Bezug auf das Königreich Hannover. Es scheint im 19. Jahrhundert aber semantisch auch breiter gefasst zu sein: Pierers Universallexikon gibt 1864 an, eine Minoritätswahl sei eine Wahl, bei der sich im Verhältniß zur Gesammtheit der Wahlberechtigten nur eine meistens, compacte Minorität von bestimmter Färbung betheiligt (1864).

Ab den 1920er Jahren ist das Kompositum Sperrminorität belegt (1929). Es bezeichnet seither vornehmlich im Bereich der Wirtschaft (1934, 1955, 1970b, 1997; vgl. auch DWDS unter SperrminoritätDWDS), aber auch im Bereich der Politik (1954, 1970a, 1990, 2001) eine die Minderheit darstellende Anzahl an Stimmen, die aber gerade ausreicht, um bei Abstimmungen bestimmte Beschlüsse zu verhindern. Weitere Verbreitung findet das Kompositum in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Literatur

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

1DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al., 3. Aufl. Bd. 1–2. Paris 2000.

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

Niermeyer 2002 Niermeyer, J. F.: Mediae Latinitatis Lexicon Minus: = Lexique latin médiéval = Medieval Latin Dictionary = Mittellateinisches Wörterbuch. 2., überarb. Aufl. Darmstadt 2002.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Belegauswahl

Ob wol Pfaltzgraff Ludwig Philips / welcher in seiner Minoritet / vnd vnschuldiger weise / aller seiner Landen vnd Güter / von den Spanischen spolirt worden / als er nun Maiorennis worden / sich zu Prag am Keys. Hof angeben / vnd vm̃ restitution deß jenigen / so jm mit Gewalt vñ wider alle Billigkeit abgenom̃en wordẽ / vermög deren vor diesem jhm geschehenen Vertröstungen / vnterthänigst angehaltẽ / auch vnterschiedliche Intercessiones für jhn geschehen: hat er doch nichts erhalten / sondern vnverrichter sachen wider von dannen abziehen müssen.

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum. Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt a. M. 1635, S. 1246. (deutschestextarchiv.de)

Nach dem Tod Heinrici und währender Minorität des Königs Ludwigs des Dreyzehenden/ bliebe dieses grosse Vorhaben wiederum stecken/ biß daß nach dem Tod des Marchese d’Ancre/ welchen die Gewohnheit der Königin zu solcher Aufgeblasenheit vermocht hatte/ daß derselbige sich durch den Glantz der Hoheit blenden lassen/ und die Gedancken zur Kron schöpffen dörffen/ wodurch ihme die verdiente Straffe zu Lohn worden ist/ welche die Historien uns hinterlassen haben.

N. N.: Die Frantzösische Staats-Regierung […]. O. O. 1689, S. 15. (books.google.de)

Der Pabst hat die Dispensation der Minorität oder Minder-Jährigkeit/ welche der verstorbene Pabst/ dem Printzen Clemens von Bayrn/ dem Churfürsten und Erz-Bistumb von Cölln concedirt und verwiliget gehabt (ohnerachtet des Cardinal von Fürstenberge gegen Einwendung) confirmirt.

Ordentliche Wochentliche Zeitungen, 3. 12. 1689, Nr. XI.IX. (books.google.de)

In solcher Situation stunden die Sachen/ und die Welt/ durch ein rar Exempel/ genosse überall den Frieden/ als das herrschsüchtige Frankreich/ währender Minorität deß Spannischen Königs/ wie er die Pacta jurata, Conventionen und Eydschwüren/ unvorsehens in die sorglose und von Militz/ munition und mittel entblöste/ Spannische Nieder-Länder marschirte/ wodruch die Herren General-Staaten sich benöthiget zu seyn erachteten/ dem Lauff dieser victoriosen Waffen zu hemmen/ und einer all zu mächtigen Nachbarschafft vorzubauen.

N. N.: Die Verarmte Subtilität von Frankreich […]. O. O. 1702, S. 17. (books.google.de)

Auf den Bremischen Krieg/ welcher in des Königs Minorität nicht hätte sollen solviret werden/ und der auf 19. Tonnen Goldes Rthlr. in den Observationen angemercket ist.

N. N.: Curieuses Bücher-Cabinet Oder Nachricht von Historischen, Staats- und galanten Sachen […]. O. O. 1716, S. 18. (books.google.de)

Das Zeichen der Majorität, (oder des grössern Gehalts,) ist: >, und der Minorität, (oder des kleinern Gehalts) Zeichen ist: <, z. E. 15 > 12.

Poeti, Johann Michael: Gründliche Anleitung zu der unter den Gelehrten jetzt üblichen Arithmetischen Wissenschaft […]. Franckfurt und Leipzig 1728, S. 35. (books.google.de)

Die Antwort des Koͤnigs auf die letzte Remonſtranz der Stadt London iſt nicht nach dem Geſchmacke der Anhaͤnger der Minoritaͤt.

Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, 27. 7. 1771, Nr. 120, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

Der so witzige als einsichtsvolle Vorschlag, daſs die Minorität der Stimmen gelten sollte, ist der auffallendste Beweis, was man sich zu diesen vierzig Perücken oder ihren Stöcken zu versehen habe — Viele Köche versalzen den Brei, und Ein Kopf ist mehr werth, als ein ganzes Synedrium von — — Kinnbacken.

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin 1792, S. 206. (deutschestextarchiv.de)

Die höchst strafbare Minorität der Versammlung, welche mit in die Verschwörung gezogen ward, suspendirte den König gegen den klaren Sinn der Constitution ohne Beweise auf die Anklage von Meuchelmördern und Mordbrennern, setzte eigenmächtig eine Reichsverwesung nieder, und rechtfertigte diese unerhörte Schritte mit einigen Schriften, welche man bey der Plünderung in den Tuillerien gefunden haben will.

N. N.: Manifest aller Völker gegen die Französische Revolution von einem ausgewanderten Franzosen. Mit Anmerkungen des Teutschen Uibersetzers. O. O. 1793, S. 9. (books.google.de)

Die Minorität ahndete nichts davon.

[Oelsner]: Bruchstücke aus den Papieren eines Augenzeugen und unparteiischen Beobachters der Französischen Revolution. O. O. 1794, S. 160. (books.google.de)

Mein Gegner hat eine Bemerkung fallen laſſen, naͤmlich daß die Minoritaͤt dieſes Hauſes die Majoritaͤt regiere. Wenn er darunter verſteht, daß die Minoritaͤt des Hauſes die Meynung der Majoritaͤt bekannt mache, ſo ſtimme ich ihm bey, denn uͤberall braucht man Rathgeber und Fuͤhrer, einer iſt im Rath, ein anderer bey der Ausfuͤhrung noͤthig.

Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, 10. 2. 1801, Nr. 23, S. [4]. (deutschestextarchiv.de)

Man hat bey vorigen Gelegenheiten geſehen, daß die Minoritaͤt im Hauſe am beſten die Sprache der Majoritaͤt ausgedruͤckt und bekannt gemacht hat, und ich glaube, dies iſt auch jetzt der Fall.

Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, 10. 2. 1801, Nr. 23, S. [4]. (deutschestextarchiv.de)

Mazarin, die Stuͤtze der Regentin Anna von Oeſtreich, waͤhrend der Minoritaͤt Ludewig’s des XIV., ſuchte nur auszufuͤhren, was ſein Vorgaͤnger begonnen hatte.

Heeren, Arnold H. L.: Handbuch der Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien, von der Entdeckung beyder Indien bis zur Errichtung des Französischen Kayserthrons. Göttingen 1809, S. 165. (deutschestextarchiv.de)

Dann wuͤrden ſie empfinden, was es bedeutet, aus der Majoritaͤt, freilich nur in einer Kammer, in eine beſtaͤndige Minoritaͤt verſetzt zu ſeyn. — Darum wird nicht behauptet, daß die erſten Kammern unſerer neueren Verfaſſungen politiſche Meiſterwerke ſind.

Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Erster Band. Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen 1835, S. 128. (deutschestextarchiv.de)

Da jedoch Hr. Hume und andere Radicale eine solche „Verheimlichung“ tadelnswerth fanden und in der Abstimmung gegen das Ministerium votirten, so blieb dieses mit zehn Stimmen (182 gegen 172) in der Minorität – ein Resultat, das auf den Torybänken lauten Jubel erregte.

Allgemeine Zeitung, 21. 2. 1840, Nr. 52, S. 410. (deutschestextarchiv.de)

An die Kammern gelangten mehrere königliche Schreiben, eines mit dem neuen Verfassungsentwurfe, ein anderes mit einer Deduction über die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit der Minoritätswahlen.

Allgemeine Zeitung, 24. 3. 1840, Nr. 84, S. 670. (deutschestextarchiv.de)

Er wiederholte im Wesentlichen den Inhalt seines früher mitgetheilten Antrags und ging am Schluß der Rede auf die neuern öffentlichen Vorkommnisse in Hannover, die Abgeordnetenwahl der Universität Göttingen und die zur Bewirkung derselben gewählten Mittel, so wie die Maaßregeln der Staatsregierung und der Polizei, einzelnen Abgeordneten und Privaten gegenüber, endlich auf die bekannten Minoritätswahlen über.

Allgemeine Zeitung, 28. März 1840, Nr. 88, S. 701. (deutschestextarchiv.de)

Zum Schlusse sprach der Redner noch von den unglückseligen Folgen der hannover’schen Umwälzung in Bezug auf die Wahlen, namentlich von den Minoritätswahlen, welche eine eben so unerhörte Verhöhnung des Verstandes als des Rechtes enthielten, wie unter den neuesten Beispielen, welche die öffentlichen Blätter in diesen Tagen wieder mitgetheilt hätten, die am 11 des vorigen Monats stattgehabte Wahl zu Malgarten, wo, nachdem die übrigen Wahlmänner die Wahl abgelehnt, der Wahlmann Abing für den osnabrück’schen Bauernstand drei Deputirte gewählt habe.

Allgemeine Zeitung, 3. 6. 1840, Nr. 155, S. 1235. (deutschestextarchiv.de)

Die Stadt Uelzen hat gewählt, da aber diese Wahl eine Minoritätswahl war, so scheint das Cabinet dieselbe zu ignoriren, wenigstens ist, nachdem die Wahl schon in der Hannover’schen Zeitung publicirt war, der Stadt Uelzen eine Aufforderung zur Vornahme der Wahl zugegangen.

Allgemeine Zeitung, 19. 3. 1840, Nr. 79, S. 630. (deutschestextarchiv.de)

In der Minorität war außer den meisten städtischen Abgeordneten auch v. Friesen, v. Planitz, aus dem Winkel, v. Sahr. Der Minister v. Könneritz erklärte übrigens in seiner Rede, daß die Regierung das Concessionswesen für so wesentlich halte, daß, wenn dasselbe abgeworfen werde, sie lieber den Gesetzesentwurf zurücknehmen wolle. Sehen wir nun, was weiter geschieht.

Allgemeine Zeitung, 18. 01.1840, Nr. 18, S. 143. (deutschestextarchiv.de)

Die Adressen der Parlamentsminorität, des Kölner und Kasseler Demokratenvereins, wie mehrere raisonnirenden Artikel der „Neuen Rhein. Ztg.“ sind in sechs größern Departementsblättern, auch in La Reforme und Democratie pacifique erschienen; dies macht den hiesigen Bourgeois viel Verdruß.

Neue Rheinische Zeitung, 23. 08.1848, Nr. 83, S. 422. (deutschestextarchiv.de)

Das „Siecle“ heult in ähnlicher Weise, und sagt: „Binnen zwei Monaten wird Frankreich eine gräßliche Reihe von Schrecknissen aller Art erleben, wenn nicht schleunigst dem Konflikt zwischen der Kammerminorität und dem Ministerium gesteuert wird. […]Möge Dufaure nebst den Seinigen nur geschwinde, da es noch nicht zu spät ist, sich des Steuers bemächtigen- Die Frechheit der sozialdemokratischen Blätter übersteigt alles Vermuthen; das ordnungsliebende Frankreich wird und muß über das ordnungsfeindliche den Triumph feiern können.

Neue Rheinische Zeitung, 31. 1. 1849, Nr. 209, S. 1145. (deutschestextarchiv.de)

Ihr dürfet einſtweilen unſere Zuchthauskoſt verſuchen; es iſt eine ganz entſchiedene Majorität von geſunden Erbſen, gewürzt mit dem Salze eines handlichen Strafgeſetzes gegen Hochverrath, und wenn Ihr Jahr und Tag geſeſſen habt, ſo wird man Euch erlauben, zur Feier Eures glorreichen Einzuges auch eine kleine Minorität von Speck zu überwältigen, aber beißt Euch alsdann die Zähne nicht daran aus!

Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Erzählungen. Braunschweig 1856, S. 172. (deutschestextarchiv.de)

Eben deshalb pflegten aber auch die directen W[ahl]en, namentlich wenn die Zeiten ruhiger geworden sind, meist nur sogen. Minoritätswahlen zu sein, d. h. W[ahl]en, bei denen sich im Verhältniß zur Gesammtheit der Wahlberechtigten nur eine meistens, compacte Minorität von bestimmter Färbung betheiligt.

Wahl. In: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 749–751, hier S. 749. (zeno.org)

Und ſo wurden auch die Reichsrathswahlen in Mähren in vollſtändiger Einigkeit der deutſchen Wählerſchaften mit gutem Erfolge vollzogen, und nur in zwei Städten eines deutſchen Wahlbezirkes ſtellte die Minorität der Wähler gegen die Empfehlung der Vertrauensmänner einen beſonderen Candidaten auf.

Mährisches Tagblatt, 10. 1. 1887, Nr. 6, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

Werden nun die beiden genannten Fragen endgültig zu Ungunſten der katholiſchen Minorität abgethan, ſo wird vielleicht die Richtung der innern Politik der Schweiz davon abhangen.

St. Galler Volksblatt, 9. 1. 1889, Nr. 3, S. 1. (deutschestextarchiv.de)

Dieser Fall trifft in der Gesellschaft allgemein zu, wo antipathische Personen oder Angehörige einer ungern gesehenen Minorität eine Schuld auf sich laden.

Freud, Sigmund: Die Traumdeutung, Leipzig u. a.: Deuticke 1914 [1900], S. 343. [DWDS]

Oder eine Sperrminorität will die Mehrheit zwingen, ihr die Aktien zu hohen Kursen abzukaufen.

Deutscher Anwaltsverein: Zur Reform des Aktienrechts. I. Teil. Leipzig 1929, S. 156.

Die Aktionäre, welche die Sperrminorität besaßen, hätten diese nach der Durchführung der Erhöhung verloren.

Mainzer, Leo: Die Stellung der Minderheit im Aktienrecht nach geltendem Recht und den Entwürfen zu einem Gesetz über die Aktien-Gesellschaften und Kommandit-Gesellschaften auf Aktien. Bruchsal 1934, S. 34.

Auf die zahlreichen Vorstellungen von dänischer Seite zugunsten der dänischen Minorität in Südschleswig (406 H) hätten die Alliierten eine besondere Berücksichtigung der Minoritätsinteressen zugesichert.

N. N.: Außenpolitik. WELTKRIEG II. Kriegsziele. DEUTSCHLAND. Okkupation. Bevölkerung. VERKEHRSWESEN, INTERNATIONALES. Schiffahrt. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 15, 21. 9. 1945, S. 444. [DWDS]

Unter Lesern gibt es nicht eine Minorität von Ärzten und eine Majorität von Laien, sondern eine Minorität von Ärzten und eine Majorität von Patienten, uns allen nämlich.

Die Zeit, 1. 6. 1950, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)

Der Bundestag ist somit abermals vor die Überlegung gestellt, ob er nicht das Gesetz über das Bundesverfassungsgericht, das diesen mühsamen Wahlmodus vorschreibt, endlich ändern, sollte, zumal, da sich schon seit zwei Jahren am Fall Zweigert gezeigt hat, daß die SPD von ihrer Sperrminorität im Richterwahlausschuß einen so entschlossenen und einseitigen Gebrauch macht.

Die Zeit, 18. 3. 1954, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

Bei der Gesellschaft existiert bislang kein Großaktionär, und es wäre schon denkbar, hier zu einer Sperrminorität zu kommen, Nach unkontrollierbaren Börsengerüchten soll Krages bereits 65 Mill. DM nominelles Kapital besitzen.

Die Zeit, 8. 12. 1955, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

Eine Regierungsbildung zusammen mit den Sozialdemokraten unter ihrem Landesvorsitzenden, dem Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs, kommt nicht in Betracht, die Sperrminorität von vier NPD-Männern verhindert sie.

Die Zeit, 27. 2. 1970, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Man hätte sich nur an das Aktiengesetz zu halten brauchen, in dem ein Kapitalanteil von 25 Prozent die sogenannte Sperrminorität schafft, gegen die keine Beschlüsse gefaßt werden können.

Die Zeit, 19. 6. 1970, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Daß die Geisteswissenschaftler dabei in der Minorität waren (die Naturwissenschaftler machen 90 Prozent der chinesischen Stipendiaten aus), entspricht leider einer weltweiten Tradition, die die Humboldt-Stiftung nur im Abbild reproduziert.

Die Zeit, 20. 11. 1987, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Sie befürchten, wie es ein schwäbischer SPD-Funktionär ausdrückte, daß sich ihre Wirkungskraft immer mehr auf die „Ein-Drittel-Gesellschaft der traditionellen Arbeiterbewegung und der sozialen Minoritäten“ beschränkt.

Die Zeit, 4. 3. 1988, Nr. 10. [DWDS] (zeit.de)

Derartige Veränderungen können nicht nachträglichen Verfassungsänderungen überlassen bleiben, bei denen die DDR-Vertreter nicht einmal über eine Sperrminorität verfügen würden.

Die Zeit, 16. 3. 1990, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Ein freundlich gesonnener Aktionär, der seinen Anteil kurzfristig auf die Sperrminorität von 25 Prozent erhöhen könne, um die Übernahme zu verhindern, sei nicht in Sicht.

Berliner Zeitung, 19. 3. 1997. [DWDS]

Dazu bedarf es gesellschaftlicher Bündnisse, müssen Koalitionen über Länder oder Parteigrenzen hinweg organisiert werden – notfalls durch Sperrminoritäten untersetzt – wie dies Vertreter der SPD anderer Regionen auch tun oder über 40 Jahre in verschiedenen Regionen des Westens getan haben.

Die Zeit, 4. 1. 2001, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

20 ethnische Minderheiten sind heute im Bukarester Parlament vertreten. Größte Minorität sind die Ungarn; Deutsche (heute 60000) und Juden (5000) zählten vor dem Ersten Weltkrieg noch jeweils 750000.

Der Tagesspiegel, 26. 4. 2003. [DWDS]

„Ich glaube, dass nur eine klare Minorität der Fans das denkt. Die Mehrzahl begreift, dass wir mit unserem Geld nicht ganz so blödsinnig umgehen. “

Die Zeit, 18. 2. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)