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Social Media · soziale Medien

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Social Media und soziale Medien begegnen als Entlehnung aus dem Englischen social media erstmals ungefähr zeitgleich Mitte der 2000er Jahre im Deutschen. Beide Wortverbindungen bedeuten Kommunikationsmittel im Internet. Die deutsche Form soziale Medien ist seither insgesamt weiter verbreitet, gleichwohl werden beide Ausdrücke im Deutschen verwendet. Während es ein breites Spektrum an Wortbildungen mit Social Media gibt, das von Social-Media-Seite bis Social-Media-Manager reicht, ist die Anzahl an Wortbildungen mit soziale Medien überschaubar.

Wortgeschichte

Als die Medien sozial wurden

Mit soziale Medien ist jüngst eine neue feste Wortverbindung mit sozialWGd entstanden, die kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken ist – und die doch erst wenige Jahre alt ist: Erstbezeugungen im Deutschen datieren auf das 21. Jahrhundert (2008a, 2009a, vgl. auch Neologismenwb. unter soziale Medien sowie Neologismenwb. unter Social Media). Frühere Verwendungen haben eine andere Bedeutung (1986) und wohl den Status von Okkasionalismen.

Web 2.0 und social media. Entstehung im Englischen

Soziale Medien ist eine Entlehnung aus dem Englischen: Das Oxford English Dictionary bucht social media seit den 1990er Jahren (vgl. 3OED unter social, adj. and n.). Die Wortverbindung bezieht sich im Englischen – das zeigen die Belege des 3OED – auf ein breites Spektrum an interaktiven und kollaborativen Kommunikationsmitteln im Internet, das von sich in den 1990er Jahren verbreitenden Formen wie Blogs, Wikis und Instant Messenger bis hin zu jenen in den 2000er Jahren gegründeten Plattformen LinkedIn, Myspace, Facebook, StudiVZ, Youtube und Instagram reicht. Gleichwohl findet die Wortverbindung im Englischen erst seit Mitte der 2000er Jahre – und damit in zeitlicher Nähe zur Entstehung der heute weltweit verbreiteten Plattformen wie Facebook, Youtube und etwas später Instagram – weitere Verbreitung (vgl. die Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Social Media und soziale Medien: Entlehnung und Verbreitung

Ins Deutsche wird social media erst in den 2000er Jahren und offenbar in etwa zeitgleich entlehnt: Social Media ist mindestens seit 2006 bezeugt (2006), die deutsche Form soziale Medien mindestens seit 2007 (2007). Beide Wortverbindungen werden im Neologismenwörterbuch mit übereinstimmender Bedeutung Kommunikationsmittel im Internet gebucht (Neologismenwb. unter soziale Medien sowie Neologismenwb. unter Social Media), beziehen sich also ihrerseits auf das gesamte Spektrum der interaktiven, der sozialen, Nutzung des Internets.

Die Abbildung zeigt die DWDS-Wortverlaufskurve zu soziale Medien und Social Media.

Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu soziale Medien und Social Media

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Im Deutschen werden soziale Medien und Social Media gleichermaßen (2017, 2018) und synonym zueinander gebraucht (2009b, 2016). Gleichwohl zeigen die Wortverlaufskurven des DWDS (Abb. 1) und des Google NGram Viewers, dass soziale Medien gegenwärtig insgesamt weiter verbreitet ist als Social Media.

Von Social-Media-Plattformen und Social-Media-Managern. Wortbildungen

In einem Punkt unterscheiden sich Social Media und soziale Medien grundlegend: Während Social Media ein breites Spektrum an Wortbildungen hervorgebracht hat, das von Social-Media-Seite (2008b) und Social_Media-Aktivitäten (2010b) über Social-Media-Manager (2011) und Social-Media-Marketing (2010a) bis zu Social-Media-Bereich (2012a) reicht, ist die Zahl der Wortbildungen mit soziale Medien ausgesprochen gering und beschränkt sich auf vereinzelte Bildungen wie soziale Mediendienste oder soziale Medienplattform (2012b, 2014).

Literatur

Neologismenwb. Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS): Neologismenwörterbuch. (owid.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Belegauswahl

Visuelle Zeichenprozesse werden organisiert durch soziale Medien wie Galerien, Museen und Bibliotheken mit der Veranstaltung von Ausstellungen, durch Pressekonzerne, Buchverlage und Buchhandlungen mit dem Anbieten von Druckerzeugnissen, durch Filmverleihe und Lichtspielhäuser mit dem Aufführen von Filmen.

Posner, Roland: Zur Systematik der Beschreibung verbaler und nonverbaler Kommunikation. Semiotik als Propädeutik der Medienanalyse. In: Hans-Georg Bosshardt (Hrsg.): Perspektiven auf Sprache. Interdisziplinäre Beiträge zum Gedenken an Hans Hörmann. Berlin/New York 1986, S. 267–314, hier S. 295.

Vormittags diskutiere ich zum Thema Podcasts als Social Media: Warum Web 2.0 Menschen eine Stimme gibt im Rahmen des Podcastday 2006.

18. medienforum.nrw 2006. Lummaland, 2006-05-21. [DWDS] (lumma.de)

Statt der von einigen postulierten Substitution der Massenmedien durch soziale Medien verstärken sich Anzeichen einer symbiotischen Beziehung zwischen den beiden Bereichen.

Duschinski, Hannes: Web 2.0. Chancen und Risiken für die Unternehmenskommunikation. Hamburg 2007, S. 36

„Der GrundsatzControl your Message ist in Zeiten von Blogs und Social Media bis zu einem gewissen Grad obsolet geworden.“

Die Zeit, 15. 10. 2008, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Fein raus sind derzeit jene Social-Media-Seiten, die nicht nur über große Reichweite verfügen, sondern zugleich über zahlende Mitglieder.

Die Zeit, 7. 12. 2008 (online). [DWDS] (zeit.de)

Er scheint das Rezept durchschaut zu haben und die Möglichkeiten, die soziale Medien wie Twitter, Facebook und YouTube bieten: subjektive, direkte und authentische Kommunikation mit den Fans, Image-Pflege, Selbstpräsentation.

Die Zeit, 30. 7. 2009, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)

F: Welche Strategien verfolgt der Caritasverband durch den Einsatz Sozialer Medien, welche Ziele hat man sich mit den Social Media Engagement gesetzt? A: Dahinter steht keine besondere Strategie, sondern lediglich die Idee, unsere Angebote und Anliegen sehr schnell mit Menschen zu teilen, die unsere Botschaften auch hören möchten.

Wohlfahrt, Ed: Bloginterview mit Mag. Cornelia Leitner vom Caritasverband Kärnten. In: EdRelations, 21. 12. 2009. [DWDS] (wordpress.com)

Eine ähnliche Strategie verfolgt bereits Mercedes Benz. „Der entscheidende Erfolgsfaktor von Social-Media-Marketing ist, etwas Neues und Überraschendes zu bieten, sagt Heine. “Ansonsten fehlt der Anreiz für die User, diese Informationen viral zu verbreiten."

Die Zeit, 14. 1. 2010, Nr. 2. [DWDS] (zeit.de)

«Bislang beruhen die Social-Media-Aktivitäten vieler Unternehmen auf reinem Aktionismus», erklärte der Geschäftsführer des Unternehmens, Nils Andres.

Die Zeit, 17. 8. 2010 (online). [DWDS] (zeit.de)

Und sie werden wie selbstverständlich soziale Medien nutzen und sich auch um den Aufbau einer positiven Arbeitgebermarke kümmern ", sagt Buchheim. Schon jetzt setzen einige Unternehmen auf Social-Media-Manager, die eng mit der Personalabteilung zusammenarbeiten. Sie sorgen dafür, dass die Profile in den sozialen Netzwerken bespielt werden.

Die Zeit, 17. 2. 2011, Nr. 6. [DWDS] (zeit.de)

»Für Jobs im Social-Media-Bereich kann der Klout-Score wichtig sein«, sagt etwa Olaf Kohlbrück, der für die Werberzeitschrifthorizont über Internetthemen berichtet.

Die Zeit, 6. 9. 2012, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Immer mehr Menschen kommunizieren immer intensiver über soziale Mediendienste.

Die Zeit, 6. 9. 2012, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

„Wir rufen die türkische Regierung auf, die Zugänge ihrer Bürger zu Twitter zu entsperren und freien Zugang zu allen sozialen Medienplattformen zu gewährleisten“, sagte Psaki.

Die Zeit, 21. 3. 2014 (online). [DWDS] (zeit.de)

Natürlich wären ohne Social Media all diese Tauschgeschäfte nicht zustande gekommen, aber die sozialen Medien sind lediglich das Werkzeug dafür.

Die Zeit, 3. 5. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)

Hat sich in diesem Kontext eine Art Generalverdacht in Hinsicht auf die Betreiber von Suchmaschinen- oder Social Media etabliert, darf man nicht vergessen, dass mit der Aufmerksamkeitsökonomie die Marktmacht auf die Seite des Konsumenten hinübergerutscht ist.

Die Zeit, 3. 12. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)

Soziale Medien, Verlage, Rundfunkanstalten und private Medien wie ZEIT ONLINE haben wegen ihrer Bedeutung für die politische Meinungsbildung bestimmte Privilegien – aber eben auch bestimmte Pflichten.

Die Zeit, 4. 1. 2018 (online). [DWDS] (zeit.de)