Wortgeschichte
Trend. Entlehnung und Ausgangsbedeutung des Substantivs
Das Substantiv Trend ist seit den 1920er Jahren im Deutschen belegt (1928, 1939, vgl. auch 1DFWB 433–436). Es wird aus dem Englischen entlehnt, wo trend bereits seit dem 17. Jahrhundert bezeugt ist und über die Jahrhunderte ein breites semantisches Spektrum ausgebildet hat (vgl. hierzu im Detail 3OED unter trend, n.). Ins Deutsche wird Trend in der Bedeutung (Grund)richtung einer (sich anbahnenden) Entwicklung, Entwicklungstendenz
entlehnt (1932, 1953a, vgl. Pfeifer unter TrendDWDS). Diese Lesart ist im Englischen zunächst als Richtung, in die etwas tendiert oder abbiegt; die allgemeine Richtung, die ein Strom, ein Gebirge, eine Schicht usw. einzunehmen pflegt
bereits seit dem 18. Jahrhundert, in übertragener Verwendung allgemeiner Verlauf, Tendenz
dann seit dem Ende des 19. Jahrhunderts belegt (vgl. 3OED unter trend, n.). Im Deutschen begegnet das Wort zunächst und bis heute besonders auch in Bezug auf den politischen und wirtschaftlichen Bereich (1947, 1953c, 1968, 1979), in der allgemeinen Bedeutung Entwicklung
aber auch mit Blick auf andere Bereiche (1953b, 2001). Diese Lesart kann auch langlebige Entwicklungen umfassen (1946). Im Deutschen ist die Bedeutung (aktuelle) Entwicklung; gesamtgesellschaftliche Tendenz
dabei bis heute stabil.
Angesagter, oft kurzlebiger (Mode-)Stil
. Bedeutungsverengung und das Adjektiv trendig
Spätestens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird Trend auch in Bezug auf aktuelle Entwicklungen im Bereich von Mode und Stil verwendet (1955, 1966). In diesem Kontext erfährt das Substantiv dann eine Bedeutungsverengung und erhält die neue Bedeutung angesagter Stil, angesagte Modeentwicklung
(1973, 2018). Anders als die allgemeiner gefasste Bedeutung Entwicklung, Tendenz
(1952) trägt diese nun mindestens partiell auch Konnotationen der Kurzlebigkeit (1999). Im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts findet diese Lesart weitere Verbreitung. In diesem Zusammenhang ist zudem das Kompositum Trendmode bezeugt (2000).
Wohl vor allem in dieser Bedeutung wird es nunmehr selbst zum – wie es das 1DFWB formuliert – Modewort (vgl. 1DFWB 433–436). So steigt zeitgleich zur beschriebenen semantischen Entwicklung nicht nur die (bedeutungsübergreifende) Verwendungsfrequenz des Substantivs signifikant (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers), sondern es entsteht zur Bedeutung angesagter Stil
auch das Adjektiv trendig im Trend liegend, modisch
(1993, 1997, 2002). Es ist seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts belegt (1987) und verbreitet sich ebenfalls und sicher nicht zufällig zeitgleich zur weiteren Verbreitung des Substantivs in entsprechender Lesart ab den 1980er Jahren im deutschsprachigen Raum (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).
Trend(s), die sozialen Medien und das Verb trenden
Jüngst begegnet Trend zunehmend auch in Bezug auf die sozialen MedienWGd, nunmehr in der Bedeutung Thema oder Gegenstand, das bzw. der innerhalb eines kurzen Zeitraums eine große Menge an Aktivitäten in den sozialen Medien erzeugt
(2016a). Bei der Entstehung der neuen Bedeutung handelt es sich möglicherweise um eine Neuentlehnung aus dem englischsprachigen Raum. Jedenfalls weisen einschlägige Suchmaschinen und Plattformen wie etwa Google, YouTube oder Twitter sowohl im englischen als auch im Deutschen Trends – dies dann in der pluralischen Form (2016a) – aus, die anzeigen, welche Themen oder Beiträge zum gegenwärtigen oder auch zu einem vergangenen Zeitpunkt besonderes Interesse bzw. besonders viele Interaktionen hervorrufen bzw. hervorgerufen haben. Entsprechend begegnen auch in deutschsprachigen Quellen im 21. Jahrhundert sowohl Komposita wie etwa Twittertrends (2009, 2015a) als auch die Kollokation in den Trends (2016c), letzteres in Bezug auf entsprechende Plattformen.
Nicht zuletzt entsteht in diesem Zusammenhang auch das Verb trenden in den Trends der sozialen Medien erscheinen
(2012, 2016b, 2017b, 2017c). Es wird vermutlich ebenfalls aus dem Englischen entlehnt, wo das Verb trend zwar bereits seit etwa 1600 bezeugt ist, es die Bedeutung in kurzer Zeit eine große Menge an Aktivitäten in den sozialen Medien erzeugen; in sozialen Netzwerken populär oder weit verbreitet werden
aber erst im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts erhält (vgl. 3OED unter trend, v. mit Erstbeleg für diese Lesart von 2007). Im Deutschen begegnet das Verb inzwischen auch unabhängig von diesem Kontext in der Bedeutung angesagt sein
(2015b, 2017a).
Literatur
1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)
Weitere wortgeschichtliche Literatur zu Trend, trendig, trenden.