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Geschlecht Gender · Genus · das andere Geschlecht

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Die Bedeutungsentwicklung des seit dem Althochdeutschen überlieferten Wortes Geschlecht ist vielfältig. Im Mittel- und Frühneuhochdeutschen gibt es eine Reihe semantischer Verästelungen, die später zum Teil wieder aus dem Sprachgebrauch verschwinden. In jüngerer Zeit bis hin zur Gegenwartssprache charakterisieren im Wesentlichen die genealogische und die klassifizierende Komponente das Bedeutungsspektrum von Geschlecht. Mit der Aufnahme des Wortes Gender im Deutschen ist die Differenzierung von biologischem und sozialem Geschlecht auch allgemeinsprachlich in den Fokus gerückt.

Wortgeschichte

Herkunft und frühe Bedeutung

Die Vorläufer des neuhochdeutschen Wortes Geschlecht sind althochdeutsch gislahti sowie mittelhochdeutsch gesleht(e), beides Präfixbildungen zu althochdeutsch slaht, slahta, slehti sowie mittelhochdeutsch slaht(e). Sowohl die ge-Ableitung als auch das nicht abgeleitete Substantiv bedeuten gleichermaßen Geschlecht, Stamm, Abkunft, Familie, Gattung (vgl. DWDS unter GeschlechtDWDS). Sie sind verwandt mit dem Verb schlagen (althochdeutsch slahan, Bedeutung u. a. jemandem nacharten) in der Lesart sich in einer bestimmten Richtung entwickeln, nach jemandem geraten, jemandes Art haben, nacharten, was sich in den Redewendungen jemand schlägt nach jemandem, jemand ist aus der Art geschlagen oder in dem Kompositum Menschenschlag bis in die Gegenwartssprache zeigt.

Verwandte und nicht verwandte Personengruppen

Die bereits im Althochdeutschen belegte Bedeutung Stamm, Familie setzt sich über das Mittel- und Frühneuhochdeutsche bis in die Gegenwartssprache fort (vgl. MWB Bd. 2, Sp. 574, FWB-online unter geschlecht; 1558b, 1766a, 1948). Etwa seit dem 16. Jahrhundert findet man das Wort auch häufig zur Bezeichnung einer z. B. alteingesessenen, berühmten oder ähnlich bezeichneten Familie (1589, 1614, 1730, 1855). Jünger wird diese Bedeutung insbesondere verwendet, um die Herkunft einer Person darzulegen (1954, 2000).

Im Mittelhochdeutschen wird das Bedeutungsspektrum zudem durch die Bedeutung Generation, Glied in der Geschlechterfolge (s. auch GenerationWGd) erweitert, die bis ins 20. Jahrhundert belegt ist (vgl. MWB Bd. 2, Sp. 575, 1521, 1635, 1902a).

Auch eine Personengruppe, die nicht durch Verwandtschaft, sondern durch bestimmte Eigenschaften, gleiche Interessen oder gemeinsame Tätigkeit miteinander verbunden ist (s. auch GenerationWGd), wird seit dem Althochdeutschen als Geschlecht bezeichnet (vgl. 1DWB 5, 3903; 1435, 1558c, 1653b, 1767; 1902b). Im frühen 16. Jahrhundert kann das Wort in dieser Bedeutung noch weiter gefasst sein und für Volk, Volksstamm stehen (1509, 1627, 1627; vgl. auch FWB-online unter geschlecht). Häufig findet man es in der Verbindung menschliches Geschlecht, womit die Gesamtheit aller Menschen, Menschengeschlecht gemeint ist (1558a, 1766b).

Die Wortverlaufskurve für „Das andere Geschlecht“ zeigt den häufigen Gebrauch der Wortverbindung insbesondere im 18. Jahrhundert. Demgegenüber zeigt die Kurve für „Das zweite Geschlecht“ fast keine Ausschläge.

Abb. 1: Wortverlaufskurven „das andere Geschlecht“ und „das zweite Geschlecht“

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

In Kombination mit dem Attribut männlich oder weiblich bezeichnet Geschlecht auch die gesamte Gruppe des jeweiligen Geschlechts: alle Männer bzw. alle Frauen innerhalb des MenschengeschlechtsWGd (1594, 1617, 1887). Eine sehr häufige Wortverbindung ist seit etwa Ende des 17. Jahrhunderts das andere Geschlecht (1692, 1701), meist in der Bedeutung alle Frauen (1746). Die gleichbedeutende Wortfolge das zweite Geschlecht (1785) ist nur vereinzelt belegt und kann sich im Deutschen nicht etablieren (vgl. Abb. 1).

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Das andere Geschlecht

Im Jahr 1949 erscheint Le Deuxième Sexe von Simone de Beauvoir, das zwei Jahre später in deutscher Übersetzung mit dem Titel Das andere Geschlecht auf den Markt kommt (vgl. den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia). Vermutlich weil die Wortverbindung das zweite Geschlecht im Deutschen weniger geläufig blieb, bevorzugt die Übersetzerin den Titel Das andere Geschlecht.

Gegenwartssprachlich verlieren sich die Bedeutungen Generation und nicht verwandte Personengruppe wieder. In der Gegenüberstellung sieht es so aus, als würde das Wort GenerationWGd diese Lesarten bis zur Gegenwartssprache übernehmen. So bezeichnet es seit dem 17. Jahrhundert einzelne Stufe in der Geschlechterfolge, seit dem 19. Jahrhundert mehrt sich die Zahl der Zusammensetzungen mit der Bedeutung durch gleiches Alter, gemeinsame Interessen oder Erfahrungen, ähnliches Verhalten usw. miteinander verbundene größere Menschengruppe. Das Wort Menschengeschlecht kommt zwischen 1750 und 1850 ins Spiel und verdrängt möglicherweise die Bedeutung Gesamtheit aller Menschen aus dem Spektrum von Geschlecht. MenschengeschlechtWGd wird seinerseits dann offenbar von Menschheit abgelöst. Seit dem 17. Jahrhundert etabliert sich außerdem das Kompositum Geschlechterfolge mit Lesarten des Wortes Geschlecht. Gegenwartssprachlich ist es allerdings kaum noch gebräuchlich.

Geschlechtsidentität: Sex und Gender

Das Wort Geschlecht hat seit dem Mittelalter auch eine klassifikatorische Bedeutung zur Unterscheidung von männlich und weiblich (EdN unter Geschlecht und MWB Bd. 2, Sp. 574). Dabei kann es im Deutschen bis in die Gegenwartssprache sowohl das biologische (Sex; vgl. DWDS unter Sex2DWDS) als auch das soziale Geschlecht (Gender; vgl. DWDS unter GenderDWDS) bedeuten, was jedoch häufig nicht klar abzugrenzen ist (1683, 1703, 1905, 1986a). Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird daneben zunehmend das englische gender gebraucht. Man findet es zunächst in soziologischen Fachtexten oder in englischen Wortverbindungen, seit den 90er Jahren wird das Wort auch im allgemeinen Sprachgebrauch geläufiger (1986b, 1990, 2003; vgl. auch unten).

Kurzform für Geschlechtsteil

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird Geschlecht auch als Kurzform für Geschlechtsteil genutzt (1903, 1979), frühere Belege deuten diesen Verwendungstyp bereits an, bewegen sich aber noch zwischen den Bedeutungen Sexus und Geschlechtsteil (1852b, 1876). Nach 10Paul ist das Wort Geschlechtsteil eine Lehnübersetzung von lateinisch pars genitālis (s. 10Paul, 402 und 1721).

Grammatische Kategorie: Genus

An das natürliche Geschlecht knüpft das grammatische an – so liest man in einer älteren Ausgabe des Deutschen Wörterbuchs von Hermann Paul aus dem Jahr 1935 (4Paul, 205). Seit etwa 1400 bezeichnet das Wort Geschlecht auch eine grammatische Kategorie zur Klassifizierung von Substantiven. Als Fachterminus für das grammatische Ordnungssystem des Deutschen mit einem männlichen, weiblichen und sächlichen Geschlecht (Maskulinum, Femininum, Neutrum), ist neben Geschlecht auch das aus dem Lateinischen entlehnte Genus (vgl. Pfeifer unter GenusDWDS) gebräuchlich (1764, 2020).

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Erst Genus, dann Gender

Genus ist neben Geschlecht ein sprachwissenschaftlicher Terminus zur Klassifizierung von Substantiven. Das Wort geht zurück auf lateinisch genus mit der Bedeutung Abstammung, Geschlecht, Gattung, Art und Weise. Es wird im 17. Jahrhundert aus der lateinischen Wissenschaftssprache in deutsche Texte übernommen (vgl. DWDS unter GenusDWDS; 1653a).

Vor der Übernahme des englischen Wortes gender in die deutsche Sprache dient Genus – gewissermaßen als Vorläufer – auch als Bezeichnung für das soziale Geschlecht im Unterschied zum biologischen Geschlecht (1995, vgl. auch oben).

Wortbildungsgeschichte

In der großen Zahl der Komposita mit Geschlecht als Erstglied fällt auf, dass die Zusammensetzungen sowohl mit -er als auch mit -s-Fuge gebildet werden können. Hier liegt häufig eine vom Bestimmungswort abhängige semantische Differenzierung zugrunde: Wenn Geschlecht die Bedeutung Sexus hat (Geschlechtsart, Geschlechtsbestimmung, Geschlechtsleben), steht immer die -s-Fuge, wo es dagegen im Sinne von Generation gebraucht wird, findet sich neben Formen mit -s- (Geschlechtsname) oft die -er-Fuge: Geschlechterfolge, Geschlechterkunde usw. (Deutsche Wortbildung 1991, 101).

Erste Bildungen mit Geschlecht findet man bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts, beispielsweise Geschlechtsregister, zunächst noch in der Getrenntschreibung (1648, 1727), Geschlechterhäuser (1650) oder Geschlecht-Art (1679). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird das Wort deutlich produktiver, die Zahl der Komposita nimmt im Laufe des Jahrhunderts in nennenswertem Umfang zu, darunter: Geschlechterordnung (auf Pflanzen bezogen 1848; dann 1854b, 1865a), Geschlechterstaat (1852a), Geschlechterverfassung (1854a, 1875), Geschlechterrecht (1864, 1865b), Geschlechterfrage (1896) sowie Geschlechterfolge und Geschlechterturm. Häufige Belege der jüngeren Zeit sind beispielsweise: Geschlechterdebatte (1999), Geschlechterkampf (1907), Geschlechterrolle (1957), Geschlechterforschung (1939), Geschlechtervielfalt (2008).

Literatur

Deutsche Wortbildung 1991 Lorelies Ortner u. a.: Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. Hauptteil 4: Substantivkomposita (Komposita und kompositionsähnliche Strukturen 1). Düsseldorf 1991.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

EdN Enzyklopädie der Neuzeit online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern hrsg. von Friedrich Jaeger. Leiden 2019. [basierend auf der Druckausg. im J. B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005–2012]. (brillonline.com)

FWB-online Frühneuhochdeutsches Wörterbuch/FWB-online. Hrsg. von Ulrich Goebel, Anja Lobenstein-Reichmann, Oskar Reichmann. 2017 ff. (fwb-online.de)

MWB Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Im Auftr. der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Hrsg. von Kurt Gärtner, Klaus Grubmüller und Karl Stackmann. Bd. 1 ff. Stuttgart 2006 ff. (mhdwb-online.de)

4Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Hrsg. von Karl Euling. 4. Aufl. Halle/Saale 1935.

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Belegauswahl

Darnoch so kumet die milte Behte [im Elsass und der nördlichen Schweiz ein fröhlicher Umzug durch das Land zu Ende oder Begin des Jahres],
die noch hat gar ein groß geslehte.
Die stiess zwene Broten an ein spiß
und briet und machte einen guoten friß
[…] und geriet in uff die ahsel fassen
und ging mitte behten [einsammelnd] after der gassen
und truog do uff one alles duren
und luot ir guoten nachgeburen
und ir brüeder und ir swester.

Dangkrotzheim, Konrad: Das heilige Nambuoch. In: Pickel, Karl (Hrsg.): Das heilige Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim, mit einer Untersuchung über die Cisio-Jani. Strassburg/London 1878, S. 92. (books.google.de)

Es ist ein reich land von edelgesteyn vnd Spetzerey Frawen vnd mann der gegen haben lang schwartz hore vnd geend nackent vßgescheyden yr scham deckent sie mit Tuchern. Es wonen fyerley geschlecht: nemlich Nayer: das sein Edellut/ Mugua Buren/ Bremen seind die Heyden die selben haben die gantz kauffmanschatz vnderhan diesser land Auch wonen vnder ynen Juden/ […].

Springer, Balthasar: Die Merfart vnd erfarung nüwer Schiffung vnd Wege zu viln onerkanten Jnseln vnd Kunigreichen von dem großmechtigen Portugalischen Kunig Emanuel Erforscht funden bestritten vnnd Jngenomen. […]. Oppenheim 1509, S. [29]. (deutschestextarchiv.de)

Hie ſitzt der Antichꝛiſt ym tempell gots vñ [vnd] ertzeygt ſich alß got wie Paul⁹ [Paulus] voꝛkundet 2. Theſſal 2. voꝛandert alle gotlich oꝛdnung wie Daniel ſagt vnnd vntherdꝛuckt die heylig ſchꝛifft/ voꝛkeufft diſpenſacion/ Ablas Pallia Biſthumb lehen/ erhebt die ſchetz der erden/ Loſt vff die ehe/ beſchwerdt die gewiſſenn mit ſeynen geſetzen/ Macht recht vnd vmb gelt tzureyſt er das/ Erhebt heyligen/ Benedeyet vñ [vnd] maledeyet yns vierde geſchlecht[vnd] gebewt ßeyn ſtym tzuhoꝛen gleych wie gots ſtym c. ſic oĩs [omnis] diſ. 19. vnd nimants ſall ym eynreden. 17 q. 4. c. nemini.

Luther, Martin/Cranach, Lucas/Melanchthon, Philipp: Passional Christi vnd Antichristi. Wittenberg 1521, S. [24]. (deutschestextarchiv.de)

Darumb so ist es je der natur zuͦwider / einen menschen vmbbringen. Darzuͦ so sind alle menschen eins vatters kinder / eins geschlechts vnd haͤrkommens / darumb so streytet der todschlag mit der menschligkeyt selbs / vnnd ist ein verderbnuß deß menschlichen geschlaͤchts.

Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich 1558, S. [75]. (deutschestextarchiv.de)

[…] dauon spricht S. Paulus / Jch wil das die jungen witwen Eeman nemmind / kinder tragind / haußhaltind / dann soͤllichs ist ehrlich vnd Gott gefellig vnd angenem. Vom aufferziehen aber der kinderen hab ich doben inn der fünfftzehenden predig geredt. Vnd ist der Eestand in disem fal fürauß nutzlich vnd dienstlich / nicht nur einem yeden hauß vnd geschlaͤcht / sonder auch dem gantzen gmeinen Regiment / […].

Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich 1558, S. CIII. (deutschestextarchiv.de)

Noch ist ein geschlecht deß schaͤdigens mit dem abfuͤren / da yemant dem anderen sein vych nimpt vnd hinweg treibt. […]Die heissend in Latin abigei. Vnder welche auch die moͤgend gezellt werden / die etwan vych oder thier enthlenend / vnd es aber denn gar mißbrauchend. Jtem die dem armen vich / so es sich etwan vergat / vnd in gfar ist / nit zehilff koͤmmend. Darumb hat auch Gott im gsatzt gebotten / das man dz jrrend vych wider hinumb fuͤren / vnd seinem Herren zuͦstellen soͤlle.

Das sey nun bißhar also geredt von den mancherley gattungen vnnd geschlaͤchteren deß diebstals / Jtem wie man zeitlich guͦt recht vnd mit Gott überkommen soͤlle / Auch von dem eigenthuͦmb der guͤteren. Dem Herren sey vmb alles guͦt lob vnd ehr in ewigkeit. […]Amen.

Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich 1558, S. CXVIII. (deutschestextarchiv.de)

Dann auch Gott der HERR diesem verstorbenen Junckern seine Gottseligkeit in diser Welt nit vnbelohnet gelassen hat / sondern hat jm solche vielfeltig vergolten / […]als mit ziemlichen Reichthumb / wie dañ allein der Segen Gottes reich machet: Deßgleichen mit grossem Ansehen / daß diese stattliche ansehenliche Begängnuß genugsam Zeuge seyn kan: Vber das mit einer rühigen friedlichen Ehe mit der Tugendsamen Frauwen Elsa / geborn auß dem fürnem̃en Geschlecht deren von Saldern: […]Zu dem / mit langem Leben vnd hohem Alter / dann er das ein vnd sibentzigste Jar seines Alters erreicht: vnd dann endtlich / mit einem gantz glücklichen vnd Christlichem Ende dieses Lebe[n]s.

Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß […] Fritzen von der Schullenburg […]. Frankfurt a. M. 1589, S. 36. (deutschestextarchiv.de)

Nach dem aber Eua auß fuͤrwitz naſchet/ das Gebott Gottes vbertretten/ […]vnnd dardurch nicht allein ſich ſelbs/ ſonder/ ſampt jhr/ auch das gantze menſchliche Geſchlecht/ allerley Schmertzen vnnd Kranckheitten vnderwirfflich gemacht/ vnd alſo/ als ein fuͤrwitzige Pandora, die Buͤchſſen alles Vngluͤcks auffgethon/ wie dann Gott jhr/ vnd dem gantzen Weibiſchen Geſchlecht/ alsbald die Straff aufflegt/ daß ſie mit ſchmertzen ſollen Kinder geberen: Jſt ja nicht muͤglich/ daß wir jetz/ nach dem fall/ der Artzney entberen koͤnden.

Cementarius, Johannes: Ein Christliche Predigt/ Bey der Leich des Edlen/ Ehrnuesten/ vnd Hochgelehrten Herren Friderici Lagi. Tübingen 1594, S. 12. (deutschestextarchiv.de)

Seinen Lebenslauff belangende/ ſo iſt er [der Verstorbene] Anno 1545. auff den Aſcher Mitwochen geborn zu Aldenburg/ auß einem allda wolbekandten vnnd geehrten alten Geſchlecht.

Schmuck, Vincentius: Leichpredigt. Auß dem Gebett Christi/ Johan. 17. Beym Begräbnüß Deß Ehrnvesten vnd Wolgeachten Herrn Wilhelm Walpurgers. Gera 1614, S. [18]. (deutschestextarchiv.de)

[…]DEmnach dann auch ein jeder Oberherꝛ/ vnnd Regent billich wiſſen ſoll/ welche/ vnd wieviel Perſonen in ſeinem Gebiet hin vnnd wider/ auch darinn oder darauß ziehen/ vnd was derſelben Vermoͤgen ſeye/ ſo wird ſolches in hac ſexta Sanctione, durch vnderſchiedene Einſchreibungen verrichtet/ dict. Policey Ordnung/ num. 87. cum ſeqq. Vnd werden aber dict. num. 87. cum ſeqq. allein die Knaben/ Juͤngling/ vnd Mannsperſonen/ vnd nicht auch die Eheweiber/ vnd Toͤchter eingeſchrieben/ ne Mariti & Parentes, vario inſcriptionis pretio ſe onerari conquerantur: & quia cognitio perſonarum Fœminini ſexus, Magiſtratui in adminiſtranda Repub lica non adeò neceſſaria ja eſt. Daher [Einschreibungen] kan ein Magiſtrat gewiß erfahren/ wie er alle Jahr in ſeinem gantzen diſtrictu, mit Perſonen Maͤnnlichen Geſchlechts/ vnnd mit derſelben Haab vnd Nahrung/ zu: oder abgenommen habe/ welches jhme darzu dienet/ ſo hieoben num. 36. gemeldet worden.

Obrecht, Georg: Fünff Vnderschiedliche Secreta Politica Von Anstellung/ Erhaltung vnd Vermehrung guter Policey/ vnd von billicher/ rechtmässiger vnd nothwendiger Erhöhung/ eines jeden Regenten Jährlichen Gefällen vnd Einkommmen. […]. Straßburg 1617, S. 174 [richtig: 274]. (deutschestextarchiv.de)

SO iſt der Ehrwuͤrdige/ Achtbare vnd Wolgelahrte Herr Abrahamus Frisius aus dem alten vnd guten geſchlechte der Frieſen gebohren worden/ als man geſchrieben nach Chriſti geburth 1570. den 20. Auguſti/ […].

Friese, Paul: Mnema [gr.] sive statua. Das ist: Ehren-Gedächtnüß/ Auffgerichtet Dem weiland Ehrwürdigen/ Achtbarn vnd Wohlgelahrten Herren Abrahamo Frisio. Görlitz 1627, Bl. E[1r] [S. 33]. (deutschestextarchiv.de)

Der Regentenſtandt ſoll bleiben weil die Welt bleibet. […]

Der Haußſtandt wird auch bleiben weil die Welt bleibet. Aber von Haußvaͤtern vnd Haußmuͤttern/ Kindern vnd Geſinde heiſt es gleichwol Eccleſ: 1. Ein Geſchlecht vergehet/ das ander kommet.

Seiler, Tobias: Annulus verorum verbi divini ministrorum recordatorius. Gedenck-Ring trewer Evangelischer Lutherischer Prediger/ vber Hebr: 13. c. Gedencket an were Lehrer/ etc. Bey dem Volckreichen Leichbegängnüs/ Des Ehrwürdigen/ Achtbarn/ vnd Wolgelahrten Herrn Blasii Werderi Leorini Silesii. Görlitz 1635, S. [20]. (deutschestextarchiv.de)

Dann ich berge dir nicht / Santscho / daß zweyerley arten der Geschlechts Register in der Welt gefunden werden / die einen / welche jhren Vrsprung vnd Herkommen von Fürsten vnnd Monarchen herführen vnd außrechnen […]/ welche die Zeit vnd Alter jmmer allmehlich herunter gesetzt / vnnd zum abnehmen gebracht hat / vnd seynd endlichen so schlecht vnd schmal davon kommen / gleich wie die Pyramidalischen Pfeiler endlichen in schmale spitzen sich enden vnd ablauffen. Andere aber haben jhren Vrsprung von schlechtem geringem Geschlecht vnd Geblüt hergenommen / vnd fahren jmmer fort / von Sprossen zu Sprossen höher zu steigen / biß sie endlichen so gar hoch hinan kommen / daß gewaltige grosse Herren auß jhnen werden.

Miguel de, Cervantes: Don Kichote de la Mantzscha. Hrsg. von Pahsch Basteln von der Sohle. Frankfurt 1648, S. 272–273. (deutschestextarchiv.de)

Darumb haben ſich zu allen Zeiten Leute herfuͤr gethan/ dem verderblichen Weltweſen tieffſinnig nach getrachtet/ vnd […]entweder auß einem Prophetiſchen Geiſt/ oder ſtaͤter Erwegung der heiligen Schrifft befunden/ daß GOtt nach ſeiner Langmuͤhtigkeit vnd Gedult/ […]ein Zeitlang zuſiehet/ wann ſich ein gut Werck durch Gelt vnd Ehrgeitz verkehret/ biß er endlich mit dem Staub beſem herein ſtreichet/ vnd die Geiſtliche Orden ſo wol/ als die weltliche Geſchlechter- vnd Fuͤrſtenhaͤuſer/ wider arm vnd veracht mache; andere aber herfuͤr bringet/ vnd hoch laͤßt ſteigen.

Wartmann, Sigismund Friedrich: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist/ Vnpartheyische/ wolmeynende/ Theologo-Historica Politische Discursus, […]. Frankfurt a. M. 1650, S. [127]. (deutschestextarchiv.de)

Die wenige Stammwoͤrter machen eine Sprache ſchwer in dem man das Geſch[l]echtwort (genus) fuͤr die Art (pro ſpecie) deſſelben gebrauchen muß: Daher man unter jeden Sachen eigentlichen Namen nicht hat und einem Worte viel Deutungen beymeſſen muß.

Harsdörffer, Georg Philipp: Prob und Lob der Teutschen Wolredenheit. Das ist: deß Poetischen Trichters Dritter Theil. Nürnberg 1653, S. 4. (deutschestextarchiv.de)

Wol denen der den HErꝛen foͤrchtet/ der groſſe Luſt hat zu ſeinen Gebotten/ deß Same wird gewaltig ſeyn auff Erden/ das Geſchlecht der Frommen wird geſegnet ſeyn/ ſinget David im 112. Pſal. v. 1. 2. vnd im 103. Pſal.

Reinkingk, Theodor von: Biblische Policey. […] Frankfurt a. M. 1653, S. 78. (deutschestextarchiv.de)

In gegenwärtiger Figur sehen wir ihn [Apollo] in der rechten Hand ein Messer/ in der Lincken das Haupt und die abgeschiedene Haut Marsyae in die Höhe haltend: Und ist darum vor andern die zierliche Leibs-Proportion des Apollo, welche auf Mann- und Weibliche Geschlecht-Art vermischt vorscheinet/ ingleichen das vermessene Angesicht des Marsyas, sehr künstlich gearbeitet zu beobachten.

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. […] Nürnberg 1679, S. [II (Skulptur), S. 7]. (deutschestextarchiv.de)

Pſych. Monogamie […]iſt/ wann einer nur EJN Ehe-Weib hat/ und iſt in der gantzen Chriſtenheit/ ja in gantz Europa im Gebrauch/ ſo gar/ daß/ welche ſolche nicht halten/ ſondern zwey Weiber nehmen/ mit dem Schwerdt geſtrafft werden. Neben dem nun/ daß die Monogamie in der heiligen Schrifft gegruͤndet iſt/ ſo hat ſie auch ihre natuͤrliche und politiſche Urſachen und Rechten/ dann das Volck in Europa/ beyderley Geſchlechts/ iſt ſehr fruchtbar/ und hat mancher gemeiner Mann ein gantz dutzent Kinder zu Hauß/ von einer Frauen/ was wuͤrde erſt ſeyn/ wann er viel haͤtte.

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. […] 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1683, S. 266. (deutschestextarchiv.de)

Bey dieſer Bewandniß aber iſt es ein wiewohl gemeiner aber hoͤchſtſ[c]haͤdlicher Jrrthum/ daß man nicht allein von Jugend auff Perſonen unterſchiedenen Geſchlechtes mit einander vernuͤnfftig umbzugehen nicht angewehnet/ ſondern auch/ wenn ſie erwachſen ſind/ auſſer dem Eheſtand ein Geſchlechte/ die vertrauliche Converſation des andern Geſchlechts als was ſchaͤdliches und unehrliches fliehen und meiden lehret/ […]oder wenn zwey vernuͤnfftige Perſonen/ die nicht mit einander verehlicht ſind/ vertraulich mit einander umgehen/ dieſes als eine unvernuͤnfftige laſterhafte Liebe ſchaͤndet und ſchmaͤhet.

Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben.[…] Halle (Saale) 1692, S. 262[258]. (deutschestextarchiv.de)

Nun lehret die erfahrung/ daß dem menſchen unter andern ſuͤnden auch die unkeuſchheit und eine boͤſe luſt und brunſt/ ſich mit dem andern geſchlecht zu vermiſchen/ angebohren iſt/ welche ſich/ obzwahr nach unterſchied der natuͤrlichen com- plexionen mehr oder ſchwehrer bey allen menſchen findet/ […].

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. […] Anderer Theil. […] Halle (Saale) 1701, S. 308. (deutschestextarchiv.de)

§. 27. Wer ſein Weib ſchwanger nachlaͤſt/ der iſt nicht ohne Kinder mit Tode abgangen/ weilen die/ ſo in Mutter-Leibe ſeyn/ ihres Nutzen halber/ ob ſchon das Geſchlecht noch ungewiß/ fuͤr gebohren gehalten/ […]inzwiſchen ihnen auch biß zur Zeit ihrer Geburt alle Rechte gaͤntzlich vorbehalten werden/ wofern ſie aber gar nicht/ oder todtgebohren wuͤrden oder verſtuͤrben/ ehe ſie vollkommen gebohren/ und aus Mutter-Leibe herfuͤr kommen/ haͤlt man ſie/ als waͤren/ ſie nimmer lebendig geweſen.

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris Oder Verfassung derer/ des Heil. Röm. Reich[s] Teutscher Nation Käyserl. Bürgerl. Peinlichen/ Lehn/ Geistlichen/ See/ Land- und Kriegs-Rechten. […] Hannover 1703, S. 320. (deutschestextarchiv.de)

Cynomorion kommt von κυνὸς, canis, Hund, und μόριον, pars genitalis, Geburtsglied, als ob es heissen solte, eines Hundes Geburtsglied, dieweil die Wurtzel dieses Gewächses wie Hundehoden siehet.

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Darinnen Alle und jede Simplicia, vorgestelt sind, die aus den so genannten drey Reichen, der Thiere, der Kräuter und der Mineralien, […] gebrauchet werden. […]. Hrsg. von Christoph Friedrich Richter. Leipzig 1721, Sp. 819. (deutschestextarchiv.de)

Genealogie, heiſt die Wiſſenſchafft der Vorfahren und Geſchlechts-Regiſter hoher Potentaten und vornehmer Standes Perſonen, Stamm-Buch.

Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Jn welchem die meisten aus fremden Sprachen entlehnte Wörter und gewöhnliche Redens-Arten, So in denen Zeitungen, Briefen und täglichen Conversationen vorkommen, Klar und deutlich erkläret werden. Nürnberg 1727, S. 275. (deutschestextarchiv.de)

[…]
Des Himmels Huld beſtimmte dir,
Nach deiner erſten Gattin Leichen,
Ein wiederhohltes Gnaden-Zeichen,
Durch aller Prinzeßinnen Zier.
Sein Auge ſah ſogleich Chriſtinen,
Aus Frießlands Fuͤrſtlichem Geſchlecht.
[…] Drauf hieß es: Dieſe ſoll mir dienen,
Sie ſey der Lohn vor meinen Knecht
Weil Gandersheims geweyhter Orden,
Bisher nach Hertzens-Wunſch von ihr gezieret worden.

Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. […] Leipzig 1730, S. 347. (deutschestextarchiv.de)

[…]
Dieß bringt mich auf ein ferners Denken, und auf ein ernſtliches Erwegen,
Was doch der Menſchen Abſicht ſey, in ihrer ganzen Lebens-Zeit;
Ob ſie hier einen Endzweck haben: wie, oder ob wir, gleich den Thieren,
Von einem Tag zum andern leben; ſeyn, und uns wiederum verlieren.
Man ſtehet auf, man legt ſich nieder; man ziehet Kleider aus und an:
Dieß thut ein Kind, dieß thut der Juͤngling, der Mann, und auch der alte Mann;
Das andere Geſchlecht nicht minder. Dieß heißt man, ſeyn; dieß heißt man, leben.

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Achter Theil. Hamburg 1746, S. 315. (deutschestextarchiv.de)

§. 182. Was ferner die Sprachen in Abficht auf die Nennwoͤrter beſonders haben, ſind die Geſchlechter, Genera, in welche die Hauptwoͤrter eingetheilt werden. Jn den meiſten Sprachen ſind deren drey, und man nennt ſie das maͤnnliche, weibliche und unbeſtimmte Geſchlecht, (genus maſculinum, femininum, neutrum). […]Dieſe Benennungen ruͤhren aber von den Sprachlehrern her. Denn man kann nicht ſagen, ob die erſten Urheber der Sprachen an ſolche Unterſchiede gedacht, oder ſie ſich zur Regel vorgeſetzt haben, weil bald jede Sprache beſondere Anomalien hat, die mit vieler Muͤhe erlernt werden.

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon, oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Jrrthum und Schein. Zweyter Band. Leipzig 1764, S. 107. (deutschestextarchiv.de)

Bleiben wir erſtlich bey den Worten ſtehen, ſo bedeutet zwar das Wort, ſo ich durch Familie uͤberſetzet, zu Zeiten auch die Seitenlinie eines Geſchlechtes, zum Exempel, Bruder und deren Kinder […]. Die mehreſte Zeit aber, und an faſt unzaͤhligen Stellen bedeutet dieſes Wort die Nachkommen eines Vaters, wie ein jeder in den Geſchlechtsregiſtern des Alten Teſtaments ſehen kann, wo dieſes Wort haͤufig gebraucht wird, und von Luthern durch die Woͤrter Geſchlecht oder auch Nachkommen pflegt uͤberſetzt zu werden.

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Vierter und letzter Theil. Hannover 1766, S. 348. (deutschestextarchiv.de)

Faſt in allen Laͤndern von Europa ſind Akademien der Wiſſenſchaften, und ihnen hat das Reich der Gelehrſamkeit die wichtigſten Entdeckungen zu verdanken. Warum wuͤrdiget man eine Sache, die uns die erſten Nothwendigkeiten des Lebens verſchaffet, auf welcher die Erhaltung des menſchlichen Geſchlechts groͤßtentheils beruhet, und die ganzen Reichen und Voͤlkerſchaften die vornehmſte Stuͤtze ihrer Macht darreichet, nicht wenigſtens einer gleichen Aufmerkſamkeit?

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg, nach ihren grossen Vortheilen ökonomisch betrachtet. Berlin 1766. (deutschestextarchiv.de)

Er [Aristippus] beſaß das Geheimniß, den Groſſen ſelbſt die unangenehmſte Wahrheiten mit Huͤlfe eines Einfalls oder einer Wendung ertraͤglich zu machen, und ſich an dem langweiligen Geſchlechte der Narren und Geken, wovon die Hoͤfe der (damaligen) Fuͤrſten wimmelten, durch einen Spott zu raͤchen, den ſie dumm genug waren, mit dankbarem Laͤcheln fuͤr Beyfall anzunehmen.

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Zweyter Theil. Frankfurt a. M./Leipzig 1767, S. 166. (deutschestextarchiv.de)

Bange Traurigkeit, Unzufriedenheit und Schmerzen, wühlt in dem Innerſten meines Herzens. Auch in den fröhlichſten Geſellſchaften bin ich traurig, miſsmuthig und Miſantrop: denn nur immer ſuche ich die Befriedigung meiner Leidenſchaft, die ich nirgends beſſer, als in der Einſamkeit, oder in dem Umgange mit dem zweyten Geſchlechte, finde.

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig 1785, S. 60. (deutschestextarchiv.de)

Wie das Blut in den Thieren, steigen in ihnen [Pflanzen edlerer Art] Saͤfte verschiedmer Art auf und ab. Es herrscht unter ihnen maͤnnliche und weibliche Geschlechtsordnung.

Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund. Grimma 1848. (gei.de)

[…]Im Laufe der Zeit verwandelt ſich die durch das ſtaatliche Prinzip beſtimmte Familie in einen durch das Familienprinzip beſtimmten Staat. Mehre Familien vereinigen ſich, eine Familie erweitert ſich zu einem Geſchlecht oder Stamm, der ſeinerſeits ſich wieder in mehre Zweige, Geſchlechter und Familien ſpaltet. So entſteht der Geſchlechterſtaat, ein Geſchiebe von kleinern oder größern compakten Einheiten, die urſprünglich die Verwandſchaft zum Prinzip hatten.

Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Erster Theil. Leipzig 1852, S. 165. (deutschestextarchiv.de)

[…]Bei J. G. Heyse in Bremen, Schuberth & Co. in Hamburg, bei Asſchenfeldt in Lübeck und in allen Buchhandlungen Deutschlands ist zu haben:

Der Mensch und sein Geschlecht

oder: Belehrung über Fortpflanzungstrieb, Zeugung, Befruchtung, Beischlaf, Empfängniss, Enthaltsamkeit und eheliche Geheimnisse. Zur Erzeugung gesunder Kinder und Erhaltung der Kräfte und Gesundheit. – 4te verbesserte Auflage. – Preis 15 Sgr. oder 54 Kr.

[…]Auch bei Du Mont-Schauberg in Cöln – J. Palm in München vorräthig.

Deutsche Auswanderer-Zeitung, 7. 5. 1852, Nr. 37. (deutschestextarchiv.de)

Erwägen wir nun, daſs eben im zweiten Jahrhundert der Stadt die griechischen Staaten in Unteritalien von der reinen Geschlechterverfassung fortschritten zu einer modificirten, die das Schwergewicht in die Hände der Besitzenden legte, […].

Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig 1854, S. 73. (deutschestextarchiv.de)

[…]Die tuskische Verfassung beruht gleich der latinischen auf der Stadtgemeinde. Die frühe Richtung der Nation auf Schifffahrt, Handel und Industrie scheint der Entwicklung städtischer Gemeinwesen förderlich gewesen zu sein; unter allen italischen Städten wird Caere am frühesten in den griechischen Berichten genannt. Im Ganzen finden wir die Etrusker minder kriegstüchtig und kriegslustig als die Römer und Sabeller; der unitalischen Sitte mit Söldnern zu fechten begegnet man hier sehr früh. Die älteste Verfassung der Gemeinden muſs in den allgemeinen Grundzügen Aehnlichkeit mit der römischen gehabt haben: Könige oder Lucumonen herrschten, die ähnliche Insignien, also wohl auch ähnliche Machtfülle besaſsen wie die römischen; Vornehme und Geringe standen sich schroff gegenüber; für die Aehnlichkeit der Geschlechterordnung bürgt die Analogie des Namensystems, nur daſs be den Etruskern die Abstammung von mütterlicher Seite weit mehr Beachtung findet als im römischen Recht.

Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig 1854, S. 86. (deutschestextarchiv.de)

Das Haus L[iechtenstein] ist eines der ältesten und reichsten adeligen Geschlechter, das in Schlesien, der Lausitz, in Böhmen, Mähren u. Oesterreich begütert ist.

N. N.: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau 1855, S. 764. (deutschestextarchiv.de)

[…]Aus den zahlreichen auf besondere Gemeinden hindeutenden Stammesnamen erkennen wir, daß wohl längere Zeit vergieng, ehe die einzelnen vom Trentfluß allmählich nach Westen sich vorschiebenden Ansiedlungen in ein größeres Ganzes, das Königreich Mercia, vereinigt wurden. Hätte Penda, Cridda’s Enkel, seine ungemeine Kraft nicht für das Heidentum und zur Zertrümmerung der andern Reiche, die an sich zu nehmen der von Achtung für die Volksfreiheit und das Geschlechtsrecht erfüllte angelsächsische Geist ihn hinderte, angewandt, er würde den gefeiertsten Helden beigezählt werden.

Dietsch, Rudolf: Lehrbuch der Geschichte für die obern Klassen der Gymnasien und zum Selbststudium. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen; Bd. 2, Abth. 1; 2., vollst. neu bearb. Aufl. Leipzig, 1864. (gei.de)

Wir dürfen dabei die drei Grundformen der geſellſchaftlichen Ordnung, die Geſchlechterordnung, die ſtändiſche und die ſtaatsbürgerliche Ordnung als bekannt vorausſetzen.

Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Erster Theil: Die Lehre von der vollziehenden Gewalt, ihr Recht und ihr Organismus. Mit Vergleichung der Rechtszustände von England, Frankreich und Deutschland. Stuttgart 1865, S. 441. (deutschestextarchiv.de)

Wie die ſtändiſche Ordnung, die doch auf dem geiſtigen Element des Berufes beruht, dieſes Element damals ſelbſt in der Kirche verliert, und ſich zu einer Geſchlechterordnung umgeſtaltet, indem die Geburt an die Stelle der Fähigkeit tritt, ſo fällt ſogar das Gewerbeweſen in dieſe Rückbildung, und macht den freien wirthſchaftlichen Erwerb zu einem Geſchlechterrecht […], um ſo mehr die Verwaltung der Gemeinde, die Stellen der Magiſtrate und der Verordneten. Ja das Gemeindebürgerthum wird auf den Grundbeſitz und die Abſtammung baſirt, ſtatt auf die perſönliche Erwerbsfähigkeit, und die Stadt als Ganzes, durch das Durchgreifen dieſer Principien ihrer Entwicklungsfähigkeit beraubt und allenthalben ſtillſtehend, ſchließt ſich wieder gegen das Land ab, und bildet ſomit allmählig auch nach Innen, wie bisher nach Außen, eine ſtändiſche Corporation.

Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Erster Theil: Die Lehre von der vollziehenden Gewalt, ihr Recht und ihr Organismus. Mit Vergleichung der Rechtszustände von England, Frankreich und Deutschland. Stuttgart 1865, S. 456. (deutschestextarchiv.de)

[…]Aber allerdings sind die Anfänge der Statenbildung, sogar der arischen Völker an die Familien und die Geschlechter gebunden. In dem Familien- und Geschlechtsverband fanden die ersten väterlichen Führer, Richter, Obrigkeiten noch die unentbehrliche Stütze ihrer Autorität. Nur allmählich konnte der Stat aus diesen Verbänden zu einer politischen Ordnung herauswachsen.

Die Geschlechterverfassung diente zur Brücke aus dem bloszen Familienverband in den Stat. Als dieser einmal gesichert war, wurde dann jene Brücke abgetragen und weggeräumt. Bei den meisten alten Nationen finden sich anfänglich Geschlechter mit politischer Bedeutung, die später verschwinden.

Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Fünfte umgearbeitete Auflage des ersten Bandes des Allgemeinen Statsrechts. Stuttgart 1875, S. 218. (deutschestextarchiv.de)

In Berlin allein ließen sich neuntausend junge Leute in die Liste der Freiwilligen einschreiben.

So unwiderstehlich war der Strom, der Alles mit sich fortriff, dass selbst beherzte Frauen und Jungfrauen nicht abzuhalten waren, unter dem Jägermantel das Geschlecht zu verbergen und sich den zum Schwertertänze [sic!] ziehenden Schaaren anzuschließen.

Preuß, August Eduard/Vetter, J. A.: Preußischer Kinderfreund. Ein Lesebuch für Volksschulen. 214., der neuen umgearb. Ausg., 100. berichtigte Aufl. Königsberg, 1876. (gei.de)

Nun ist der Glaube ebenso sehr volksthümlich, als der Unglaube wissenschaftlich und gebildet ist. […]Wenn daher ein Dichter und Seher als das eigentliche Thema der Welthistorie den Kampf zwischen Glauben und Unglauben bezeichnet hat, so hätte er denselben erläutern mögen als einen Kampf zwischen dem Volke und den Gebildeten. Und dieselbe Bedeutung hat auch der Gegensatz des weiblichen und männlichen Geschlechtes. Denn die Weiber sind gläubig, die Männer ungläubig.

Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen. Leipzig 1887, S. 182. (deutschestextarchiv.de)

Wer waren die Einsender? [Bewerbungen um den Tausendmarkpreis] Da taucht zunächst die Geschlechterfrage auf. Im allgemeinen nimmt man heute an, daß die schreibende Weiblichkeit in der Durchschnittslitteratur überwiege. Das scheint aber nach unserm Material eine falsche Annahme zu sein.

Die Grenzboten 55/3 (1896), S. 32. (deutschestextarchiv.de)

Jetzt lehnte sie sich wieder ganz zurück und fuhr in ruhigerem Tone fort: »Man sollte meinen, wenn man diese Welt verläßt, daß es einem gleichgültig sein müßte, wie die Zukunft der künftigen Geschlechter sich entwickelt. Das ist aber nicht der Fall, wenigstens nicht bei mir.

Suttner, Bertha von: Martha’s Kinder. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin 2001 [1902], S. 69937. [DWDS]

Er soll ein „interessanter Mann“ sein und ist ein banaler, scheußlicher Schuft. Bei Feuillet hat das Geschlecht der Salonskeptiker, der skrupellosen Frauenjäger noch eine fast versöhnende Eleganz, einen unleugbaren Reiz. Bei Lavedan sinkt es zur platten Gemeinheit, zur niedrigen, unappetitlichen Häßlichkeit hinab.

Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 12. 2. 1902, S. 1. [DWDS]

[…]Von einem ganz beſtimmten Punkt der Kulturgeſchichte aus muß noch ein Motiv in das wachſende Verlangen nach Kleidung hineingeſpielt haben. Die Ehe. Das Zuſammenhalten von zwei Menſchen verſchiedenen Geſchlechts zu einem engeren Verbande innerhalb der großen Maſſe. Mann und Weib verhüllten nicht nur ſymboliſch oder wirklich ihr Geſchlecht, um anzudeuten, daß es jetzt nicht an der Zeit ſei, überhaupt an Erotiſches zu denken. Sondern ſie verhüllten es auch als Signal für die Welt, daß ihr Leib erotiſch vergeben ſei an ein ganz beſtimmtes Individuum.

Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Eine Entwickelungsgeschichte der Liebe. 3. Folge. Leipzig 1903, S. 148. (deutschestextarchiv.de)

Es [Gehirn] hat eine länglich runde, nahezu eiförmige Gestalt. Gewicht und Größe desselben schwanken ganz beträchtlich nach Alter, Geschlecht und Körpergröße. Das Durchschnittsgewicht beträgt bei dem Manne etwas über 1400 g, bei dem Weibe etwas über 1300 g; diese Größe erreicht es schon im 8. Lebensjahre.

Schädel, E.: Das Sprechenlernen unserer Kinder. Leipzig 1905, S. 23. [DWDS]

Und ebenso zutreffend führte Miß Mabel Hope, die Führerin der Gewerkschaft der Post- und Telegraphenbeamtinnen, dort [auf dem letzten Jahreskongreß der „Arbeiterpartei‟] aus: „Ein beschränktes Wahlrecht würde den Arbeiterinnen nicht helfen —, es würde den reichen Frauen nur die Gelegenheit geben, die Arbeiterinnen zu unterdrücken. Die ganze Agitation, die die Frauenrechtlerinnen führen, geht nicht vom Klassenkampf, sondern vom Geschlechterkampf aus. Uns stehen aber die männlichen Arbeiter viel näher als die reichen Frauen.‟

Zetkin, Clara: Zur Frage des Frauenwahlrechts. Berlin 1907, S. 33. (deutschestextarchiv.de)

Im Abschnitt »Einwohnerzahl« versucht er eine wenigstens ungefähre Vorstellung von der Einwohnerzahl Einbecks im späteren MA. zu gewinnen und schätzt sie für die Zeit um 1500 auf etwa 7000. – Während hier für Einbeck nur statistisches Material gegeben wird, liefert B. Riesenbeck <1595> in seinem Aufsatz über »die Bevölkerung der Stadt Cloppenburg« zugleich auch einen Beitrag zur Geschlechterforschung.

Jahresberichte für deutsche Geschichte. O. O. 1939, S. 443. [DWDS]

Der letzte große Dichter rheinfränkischen Stammes, Stefan George, fühlte sich durch geheime Wahlverwandtschaft dem römischen Germanien und dem fränkischen Mittelreich Lotharingien zugehörig, aus dem sein Geschlecht stammte.

Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen 1993 [1948], S. 20. [DWDS]

‚Mit einem Sprößling alten adligen Geschlechts.’ ‚Wer war es?‘ fragte sie.

Die Zeit, 7. 1. 1954, Nr. 01. [DWDS] (zeit.de)

Als eine Gruppe relativ zeitloser sozialer Faktoren ist die Schicht der sozialen Grundgebilde oder Grundstrukturen anzusehen, worunter vor allem die Institution der Familie, die Zweiteilung der Geschlechterrollen, aber auch der Bestand einer öffentlichen Ordnung, einer überfamiliären Herrschaftsgewalt und -institution usw. zu verstehen sind.

Schelsky, Helmut: Die skeptische Generation. Düsseldorf 1957, S. 21. [DWDS]

Dann geht es sehr schnell. 2–3 Preßwehen – das Kind liegt zwischen meinen Beinen. Als erstes sehe ich den Po und das Geschlecht. Ein Junge.

Wilberg, Gerlinde M.: Zeit für uns. München 1979, S. 143. [DWDS]

Die Disqualifizierung der Beziehungen zwischen Individuen gleichen Geschlechts: das Christentum habe sie rigoros ausgeschlossen, während Griechenland sie gefeiert, Rom sie geduldet habe – zumindest zwischen Männern.

Die Zeit, 14. 3. 1986, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Den Vertreterinnen der verschiedenen Frauenorganisationen war es nach gemeinsamer Lobbyarbeit gelungen, die Parteihierarchie der Demokraten davon zu überzeugen, daß eine weibliche Kandidatin viele Wählerinnen für ihre Partei mobilisieren könne. „Gender Gap“ hieß das Schlagwort jener Tage, mit dem die Feministinnen die Kluft beschrieben, die sich bei der Bewertung politischer Prioritäten zwischen den Geschlechtern anscheinend aufgetan hatte. Sie glaubten daher, daß eine große Zahl von Amerikanerinnen eine Frau, die ihre Belange vertrat, wählen würden.

Die Zeit, 16. 5. 1986, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Professor Gooren hat ein sogenanntes Gender-Team um sich geschart. Dazu gehören ein Psychiater, ein Internist, ein praktischer Arzt, ein Professor für plastische Chirurgie (mit Assistent), zwei spezialisierte Krankenpfleger und zwei Psychologen. Die Amsterdamer wählten bewußt den Begriff »gender«, das englische Wort für Geschlecht (im grammatischen Sinne), das an Geschlechtsorgane nicht erinnert.

Der Spiegel 26 (1990). (spiegel.de)

Mit sozialem Genus meine ich eine je ort- und zeitgebundene Dualität, die Männer und Frauen in Verhältnissen voneinander abhebt, die sie daran hindern, das gleiche zu sagen, zu tun, zu begehren oder wahrzunehmen. Mit ökonomischem oder sozialem Sexus dagegen meine ich eine Dualität, die den Anspruch erhebt, das illusionäre Ziel ökonomischer, poltischer, gesetzlicher und sozialer Gleichheit von Mann und Frau verwirklichen zu können.

Illich, Ivan: Genus. Zu einer historischen Kritik der Gleichheit. 2. überarb. Aufl. München 1995, S. 20. (books.google.de)

Zum zivilisatorischen Mindeststandard gehört, daß man sich mit den Grundpositionen der Geschlechterdebatte auskennt.

Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt a. M. 1999, S. 19. [DWDS]

Auch Königin Victoria stammte aus dem Geschlecht der Hannoveraner.

Der Tagesspiegel, 16. 1. 2000. [DWDS]

Schließlich gab es an amerikanischen Universitäten schon „gender studies“, als in Deutschland immer noch von Frauenforschung die Rede war. Gender bezieht sich, so erklärte auch Frauensenator Wolf gerne noch einmal, nicht auf das biologische Geschlecht, sondern auf das „soziale Geschlecht“, also auf die von der Gesellschaft bestimmten Rollen von Frauen und Männern.

Berliner Zeitung, 14. 5. 2003. [DWDS]

Wir brauchen Geschlechtervielfalt in allen Bereichen unserer Gesellschaft.

Die Zeit, 6. 11. 2008, Nr. 46. [DWDS] (zeit.de)

Genus bezeichnet das grammatische Geschlecht, Sexus das biologische. Viele Leitfäden für geschlechtergerechte Sprache empfehlen, grammatisch männliche Formen wie „Lehrer“ nur noch für auch biologisch männliche Lehrer zu verwenden.

Der Spiegel (online), 2. 8. 2020. (spiegel.de)