Wortgeschichte
Am Ende des Tages
Entlehnt aus dem gleichbedeutenden französischen soirée, bezeichnet das Wort im Deutschen den Zeitraum zwischen dem Tagesende und der Zeit, zu der man sich zu Bett begibt (1DHLF 2, 2108). Im 19. Jahrhundert ist dieser Zeitraum in den oberen Gesellschaftsschichten durch ein geselliges Beisammensein nach dem Abendessen sowie geistreicher oder musikalischer Unterhaltung charakterisiert. Die in Deutschland stattfindenden Abendgesellschaften wurden allerdings von strenger Etikette beherrscht und näherten sich erst allmählich dem Pariser Vorbild an (1837).
Die ersten Nennungen von Soiree beziehen sich auf musikalische Veranstaltungen (1822, 1831a). Hierbei handelt es sich um Beschreibungen aus dem europäischen Ausland. Erst in den 1830ern häufen sich die Indizien dafür, dass es auch im deutschsprachigen Raum exklusive Abendgesellschaften
nach französischem Ideal sowie solche im Sinne eines Empfangs
gibt (1834, 1840). Bis in die Gegenwart verweist das Wort auf das gesellschaftlich oder kulturell höhere Niveau der abendlichen Zusammenkunft (1971, 2017). – Als Entsprechung für den Abend
ist Soiree im Deutschen – anders als im Französischen – nur vereinzelt in historischen Fremdwörterbüchern angegeben (1861), allgemeinsprachlich scheint es in dieser Lesart wenig relevant.
Vorstellungen am Abend
Wohl anschließend an die soirée musicalefrz. (1826) bildet sich als Bedeutungsnuance am Abend stattfindende künstlerische Veranstaltung
oder auch Abendvorstellung
heraus, die gegeben wird. Die Soiree kann in einem Salon stattfinden (1877), doch die Betonung liegt tendenziell auf dem gesellschaftlichen Anlass, der oft gebildeten Unterhaltung und des angenehmen Vergnügens. Von französischen Verhältnissen ausgehend beschreibt etwa Felix Mendelssohn Bartholdy bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Soiree als Aufführungssituation (1825). Es scheint sich also schon recht früh eine Bedeutung zu etablieren, bei der in der Regel weniger das gesellschaftliche Ereignis als vielmehr die künstlerische Darbietung kurzer, populärer Stücke im Vordergrund steht, die vor (zahlendem) Publikum aufgeführt wird (1896, 1924, 1999, 2005).
Für das Wort insgesamt zeugt sowohl die Pluralbildung zunächst mit -s, ab dem 20. Jahrhundert überwiegend mit -n als auch die Vernachlässigung des Accent aigu von einer schrittweisen morphologischen Assimilierung und dem damit verbundenen Übergang in den Allgemeinwortschatz (1831b, 1932 2017). Soiree kann in semantischer Nähe zu Zirkel stehen (1998). Die Matinee ist das Pendant der Veranstaltungen am Vormittag (1906, 2016).
Literatur
1DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al., 3. Aufl. Bd. 1–2. Paris 2000.