Wortgeschichte
Herkunft und Verbreitung
Das Verb rebellieren ist im Deutschen seit Anfang des 16. Jahrhunderts bezeugt – und damit erst nach dem Adjektiv rebellischWGd, das bereits seit Mitte des 15. Jahrhunderts belegt ist (vgl. Pfeifer unter rebellierenDWDS). Es wird aus dem Französischen, wo rebeller seit der altfranzösischen Sprachstufe überliefert ist, ins Deutsche entlehnt. Das französische Wort geht seinerseits auf lateinisch rebellare sich auflehnen
zurück (vgl. Pfeifer unter rebellierenDWDS). In älteren deutschsprachigen Quellen begegnet rebellieren – was durchaus nicht ungewöhnlich ist – in verschiedenen Formvarianten wie rebellen oder rebellern (1817, s. a. 1DFWB 3, 194–195).
Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu rebellieren.
DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)
Vergleichbar den anderen Wörtern der Wortfamilie wie beispielsweise RebellWGd oder RebellionWGd weist auch das Verb mit Blick auf die Bezeugungsfrequenz eine deutliche Bezeugungsspitze vor 1800 auf. Im 19. Jahrhundert sinkt die Frequenz deutlich, bevor sie im 20. Jahrhundert wieder ansteigt (vgl. Abb. 1 sowie die bedeutungsübergreifende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).
Bedeutungsentwicklung
Rebellieren trägt seit seiner Entlehnung zentral die Bedeutung sich gegen eine Obrigkeit auflehnen, einen Aufstand machen
(1609, 1614). In dieser politischen Linie ist die Bedeutung über die Jahrhunderte stabil (1700, 1792, 1884, 1961). Daneben treten zunächst noch selten, aber doch schon früh auch Verwendungen in einem weiteren Sinn von sich widersetzten
auf, bei denen die Handlung nicht gegen eine politische oder gesellschaftliche Obrigkeit im Speziellen gerichtet ist (1615, 1800, 1920, 1997).
Im Kontext der Protestbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnet neben den Substantiven Rebell und Rebellion auch das Verb rebellieren (1968, 1977, 2003). Es wird auch hier im Sinn von sich auflehnen, revoltieren
, aber auch Ablehnung, Widerstand, Protest ausdrücken
verwendet. Die Rebellion richtete sich in diesen Kontexten etwa gegen autoritäre, hierarchische Strukturen, gegen als undemokratisch wahrgenommene Tendenzen, gegen den Kapitalismus, den Vietnamkrieg oder das System der Hochschulen (vgl. hierzu im Detail Protestdiskurs 1967/68 unter rebellieren).
Neben den Bezeugungen in politischen und gesellschaftlichen Kontexten stehen schließlich ebenfalls bereits früh Verwendungen des Wortes in Bezug auf Gefühle oder Organe (1689, 1889, 1929). Rebellieren wird hier auch in der Bedeutung nicht die übliche Funktion erfüllen
gebraucht (vgl. auch DWDS unter rebellierenDWDS).
Literatur
1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)
DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)
Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)
Protestdiskurs 1967/68 Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS): Diskurswörterbuch Protestdiskurs 1967/68. (owid.de)