Wortgeschichte
Demonstrator: Vom Vorführer
zur Vorführversion
Das Substantiv Demonstrator ist in deutschsprachigen Texten vereinzelt bereits im 17. Jahrhundert belegt, zunächst allerdings noch als Fremdwort gekennzeichnet (1649, 1652). Entlehnt wird es aus dem lateinischen demonstrator (vgl.
2DWB
6, 633). Für die Übernahme ins Deutsche wird vermutlich auch die Verbreitung der Wörter DemonstrationWGd und demonstrierenWGd eine Rolle gespielt haben, die seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen mit den Bedeutungen Beweis, Beweisführung; Zurschaustellung, Vorführung
, das Verb entsprechend mit etwas zeigen, erweisen
, insbesondere in religiösen und wissenschaftlichen Texten nachweisbar sind (vgl. etwa den Beleg 1716, wo Demonstration im Gegensatz zu Demonstrator nicht als Fremdwort gekennzeichnet ist). Etwas häufiger und nunmehr zunehmend auch nicht mehr als Fremdwort markiert ist Demonstrator ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts belegt und bedeutet seither jemand, der etwas vorführt oder erläutert
(1724, 1747, 1792). Das Wort begegnet zunächst ebenfalls vorwiegend in naturwissenschaftlichen, etwa medizinischen und botanischen, Kontexten und scheint hier insbesondere im 19. Jahrhundert auch eine Berufs- bzw. Positionsbezeichnung zu sein (1856, 1875, 1900). Daneben ist auch Demonstrateur belegt (1713, 1751, 1783, 1823), die unter Einfluss des Französischen entsteht.
Im 20. Jahrhundert zeichnet sich für Demonstrator eine neue wortgeschichtliche Entwicklung ab: Nunmehr kann das Wort auch Vorführgeräte bezeichnen (2002, 2004, 2010, 2013). Diese Verwendung scheint allerdings insgesamt selten zu sein.
Der Demonstrant als Teilnehmer einer öffentlichen Kundgebung
Demonstrant1) wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebildet und ist zunächst synonym zu Demonstrator in der Bedeutung jemand, der etwas zeigt, vorführt, erläutert
(1761, 1785). Wohl unter Einfluss des Wortes Demonstration, das in den 1840er Jahren zunehmend in politischen Kontexten auftritt und schließlich die neue Bedeutung öffentliche (Massen-)Kundgebung
ausbildet, erfährt Demonstrant in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bedeutungserweiterung und kann seither auch Teilnehmer einer öffentlichen (Massen-)Kundgebung
bedeuten (1863, 1894, 1909, 1914, 1977). Es ist dies die heute wohl gängigere Bedeutung. Demonstrator erhält im Gegensatz zu Demonstrant diese politische Bedeutung nicht.
Das 2DFWB verweist zudem darauf, dass Demonstrantin im 20. Jahrhundert selten auch in der Bedeutung jemand, der Waren vorführt
vorkommt; zu dieser Zeit werde zudem Demonstrateur in gleicher Bedeutung verwendet (vgl.
2DFWB unter Demonstration mit entsprechenden Belegen).
Anmerkungen
1) Demonstrant kann als gut erforscht gelten; vgl. nur 2DWB 6, 632, 2DWB 6, 632 sowie 2DFWB unter Demonstration.
Literatur
2DFWB Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neu erarbeitet im Institut für Deutsche Sprache von Gerhard Strauß u. a. Bd. 1 ff. Berlin/New York 1995 ff. (owid.de)
2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)