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Radikaler Radikalinski · Radikalist · radikalistisch

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Die von radikal abgeleitete Personenbezeichnung Radikaler weist ein reiches Belegspektrum mit sich teilweise entgegenstehenden Lesarten auf: Wurden zu Beginn der Bezeugung im 19. Jahrhundert noch Vertreter des politischen Liberalismus – oft auch abschätzig – als Radikale bezeichnet, steht das Wort 150 Jahre später für die Gegner freiheitlich demokratischer Ordnungen. Anders als bei dem verwandten Radikalist (dazu auch radikalistisch) tritt eine allgemeinere Lesart im Denken, Handeln extreme Persönlichkeit fast vollständig hinter der politisch-ideologischen Bedeutungsdimension des Wortes zurück. Das ebenfalls von radikal abgeleitete Radikalinski verhält sich in den Lesarten ähnlich wie Radikaler und ist besonders im Zuge der Studentenunruhen eine vielfach belegte Bezeichnung mit pejorisierendem Unterton.

Wortgeschichte

Radicals und Vertreter des politischen Liberalismus

Das Substantiv Radikaler ist eine Substantivierung von radikalWGd und seit Anfang des 19. Jahrhunderts belegt. Die frühen Bezeugungen verweisen meist auf die im englischsprachigen Raum zu verortenden radicals (1821; s. auch 3OED unter radical). Dies ist eine Bezeichnung für eine Person, die für weitreichende politische oder soziale Reformen eintritt, meist für die Mitglieder einer politischen Partei, die solche Ziele verfolgt (1897, 1913). Radikaler zielt in den frühen Bezeugungen überwiegend auf Anhänger eines politischen Liberalismus ab, der sich durch weitgehende politische Ziele und einer bisweilen scharfen Auseinandersetzung mit der konservativen Ordnung der Restaurationszeit auszeichnet (1848a, 1868). Je nach politischem Bestreben erfolgen zu Bezeugungsbeginn auch die synonym zu verstehenden Nennungen Reformer (1821) oder Republikaner (1879) sowie Freimütiger (1848b) und Wühler (1851), womit den Radikalen des 19. Jahrhunderts – nicht immer ohne abschätzigen Unterton – eine liberale und demokratische politische Haltung attestiert wird (s. auch 1DWB unter Wühler).

Feindbild von demokratisch bis extrem

Zu der Konnotation der als Radikale bezeichneten Personen gehört ein politisches Wirken, das auf einen grundlegenden Umbau, gegebenenfalls auf einen gewaltsamen Umsturz der bestehenden (zunächst vor allem als undemokratisch aufgefassten) Verhältnisse ausgerichtet ist (1850a, 1879, 1904). Die Bezeichnung Radikaler bleibt zunächst eng mit den Traditionen des bürgerlichen Radikalismus des 19. Jahrhunderts verbunden (1904) und ist darüber hinaus meist auf die Mitglieder radikaldemokratischer oder radikalsozialistischer Parteien bezogen (1926a, 1946a); sie steht auch im Gegensatz zu Gemäßigter (1901, 1951, 1976, 2011). Zugleich wird die Unterscheidung zwischen Links- und Rechtsradikalen aufgemacht (1923, 1924) und zeitlich nachfolgend stets betont, dass radikale Positionen sowohl in den linken als auch den rechten Flügeln des Parteienspektrums zu finden sind (1960).

Anknüpfend an die Verwendung im 19. Jahrhundert tritt die Bezeichnung Radikaler ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend im Zusammenhang mit der Abschaffung eines bestehenden Regierungssystems auf (1956a, 1965, 1968a, 1968b, 1971a). Mit dem Wandel der politischen Landschaft zur Zeit der deutschen Teilung ist im Sprachgebrauch Radikaler allerdings nicht mehr eindeutig von Extremist (1967a) zu trennen, und der Gebrauch des Wortes findet öfter vor dem Hintergrund einer antidemokratischen Einstellung statt (1968a, 1999, 2015).

In Westdeutschland erlangt die Verwendung von Radikaler im öffentlichen Sprachgebrauch besonders in den späten 1960er und 1970er Jahren Gewicht, als es um die Abwehr von marxistisch oder sozialistisch beeinflussten Strömungen geht, die im Rahmen einer linken Radikalopposition auf einen Umbau des gesellschaftlichen und politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland zusteuert (1969, 1972a). Gerade in den 1970ern ist mit der Fremdbezeichnung stets die Gefahr für das herrschende System mitzulesen. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Gleichsetzung mit den Wortverbindungen Feinde der Verfassung oder innerer Feind (1973a, 1978). Derartige Radikale werden von den im Bundestag vertretenen Parteien und den staatlichen Organen überwiegend als gefährliche, die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik bedrohende Kräfte angesehen. Dieses Misstrauen wird ferner als Motivation gesehen, den aus dem Jahr 1972 stammenden Ministerialbeschluss auch als RadikalenerlassWGd zu bezeichnen (1972b, 1973b).

Jünger werden mit Radikale zunehmend Personen bezeichnet, die eine radikalreligiöse, vor allem radikalislamische Bestrebung verfolgen (1979, 2013). Der Umsturz der freiheitlich demokratischen Grundordnung und die Errichtung einer Theokratie unter Ablehnung des im westlichen Denken unter Bezugnahme auf die Aufklärung etablierten kritischen Vernunftbegriffs bestimmen das Verständnis von Radikaler, aber auch RadikalitätWGd oder RadikalismusWGd im Kontext des 21. Jahrhunderts stärker als bisher.1) – Eine enger an die Ursprungsbedeutung von radikalWGd angelehnte Lesart im Denken, Handeln extreme Persönlichkeit tritt in der Wortgeschichte zu Radikaler im Übrigen fast komplett hinter der politisch-ideologischen Bedeutungsdimension des Wortes zurück und ist nur selten im Belegmaterial nachzuweisen (1952, 1986).

Bezeichnungsalternative Radikalist

Die ebenfalls von radikalWGd abgeleitete Personenbezeichnung Radikalist ist als Bezeichnungsalternative zu Radikaler seit Ende des 19. Jahrhunderts mit relativ niedriger Frequenz geläufig. Die Personenbezeichnung kann neben einem politisch bestimmten Bedeutungsumfang im Sinne von radikale politische Thesen vertreten und/oder diese mit Gewalt durchsetzen (1874, 1946b, 1964) jünger auch in dem sehr allgemeinen Sinne rigorose, kompromisslose Persönlichkeit verwendet werden (1958, 1980, 2010). Entsprechend bedeutet das von radikalWGd abgeleitete Adjektiv radikalistisch nicht nur radikal politisch-ideologisch denkend oder handelnd (1914, 1971b, 2005), sondern auch im Denken, Handeln zum Extremen, zur Überspitzung neigend (1956b, 1996).

Radikalinski – radikal oder einfach nur stur?

Radikalinski, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommende substantivische Ableitung von radikal, wird bedeutungsgleich zu Radikaler Person, die für weitreichende politische oder soziale Reformen eintritt verwendet (1850b, 1871, 1886), wobei das Ableitungselement -inski auf einen umgangssprachlich abwertenden Gebrauch hinweist (s. Duden online unter -inski). Ähnlich wie das bedeutungsmäßig nahestehende RevoluzzerWGd scheint es zu Bezeugungsbeginn überwiegend im schweizerdeutschen bzw. alemannischen Sprachraum beheimatet zu sein und wird auch von Zeitgenossen – zumindest in älteren Belegen – als regionales Spezifikum wahrgenommen (1915). Die Pluralbildung ist älter formengleich mit dem Singular, jünger erfolgt sie mit -s (1871, 1967b).

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Wort zwar überwiegend im Zusammenhang mit dem Sozialismus belegt (1911) und dient bisweilen deutlich als Persiflage für diejenigen, die ihre (sozialistische) Position mit radikalen Mitteln durchzusetzen versuchen (1934), es ist allerdings zugleich – wie Radikaler – auch häufig nicht auf einen politischen Flügel festgelegt (1926b, 1959). Im Zuge der Protestbewegung der 1960er und 1970er Jahre gehört Radikalinski zu den pejorisierenden Ausdrücken, insbesondere der Springer-Presse (vgl. Stötzel/Wengeler 1995, 227), mit denen die Studentenunruhen polemisch-diffamierend begleitet werden, wobei die Palette möglicher Synonyme für die Demonstrierenden breit gefächert ist und von Knalltütenkorps, Radaumachern, RowdysWGd, Schreihälsen, Wirrköpfen und Narren bis hin zu politischen CliquenWGd , Randalierern, HalbstarkenWGd oder Amokläufern reicht (1967b, 1967c, 1967d). Mit der Protestbewegung erhält die Bedeutung von Radikalinski zudem öfter die Konnotation der Provokation (1968c).

Im gegenwärtigen Sprachgebrauch wird Radikalinski sowohl für eine Person verwendet, die ihrer Weltanschauung radikal und durchaus mit Gewalt durchzusetzen versucht (2006a), als auch für einen Randalierer oder Hooligan (1992, 2001). Daneben dient das Wort auch in einem recht allgemeinen Verständnis der Bezeichnung einer Person mit entschiedenem Auftreten (1994, 2006b).

Anmerkungen

1) In diesem Kontext hat sich auch die Lesart des Wortes Radikalisierung verändert, das den teils schwer erklärlichen Prozess der Übernahme antifreiheitlicher Ideologien durch Mitglieder freier Gesellschaften beschreibt.

Literatur

Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Stötzel/Wengeler 1995 Stötzel, Georg/Martin Wengeler: Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin u. a. 1995.

Belegauswahl

„Nun“, fährt er [Hunt] in seiner Addresse an die Reformer fort, „haben uns freilich manche geschikte Politiker neulich gesagt, die Radikalen hätten nichts anders zu thun als die Begebenheit abzuwarten, welche die Nationalschuld und Hrn. Peels Bill (wornach die Bank zur Bezahlung in Gold verpflichtet ist) herbeiführen müsse. […]Aber ich frage Euch, ob 100,00 vereinigte und in Gemeinschaft wirkende Radikalen mit 80,00 Pfund zu ihrer Dispositon nicht besser dazu geeignet sind, von einer solchen Begebenheit Vortheil zu ziehn, als wenn sie, wie sie es jezt sind, getheilt und ohne Organisation bleiben?

Allgemeine Zeitung, 29. 10. 1821, Nr. 302, S. 1206. (books.google.de)

Nach langem Warten kam das radikale Comité endlich darauf, man solle in einer „gewaltigen, aber ruhigen Demonstration“ nach Dresden ziehen. Ein leidenschaftlicher Radikaler — kein Leipziger — machte den Antrag, aber in einem andern Sinne, als Blum es gewollt. Er schlug nämlich vor, Musketen mitzunehmen. Das ging über den Spaß.

Die Grenzboten 7/3 (1848), S. 379. (deutschestextarchiv.de)

[…]Die Tagespresse ist über die Ereignisse des 13, vielmehr über die zu bedauernden Nichtereignisse, bereits fast stumm oder äußert sich doch höchstens nur ad usum Delphini. Die „Konstitution“ hat es so weit gebracht den Minister Bach zu einem Mephistopheles avanziren zu lassen. Sie wissen, daß ich denselben keineswegs für eine solche Größe, sondern höchstens nur für einen fuchsschnautzigen Schwätzer ausgegeben habe, der seinem Grundcharakter nach Polizeispion ist. Kraft dieses Genie’s arbeitet er gegenwärtig an einem Repressivgesetze wider die so unschuldige sogenannte Demokratenpresse des Kaiserreichs. Ich würde Ihnen nun noch berichten müssen, was der „Radikale“ sagt, was der „Freimüthige” und Konsorten sagen, wenn sie nicht alle gar nichts sagten, wenigstens für mich und Ihre Leser. Mit der „Presse“ jedoch, Stadion’s gedrucktem Gewissen, verhält es sich anders. Sie hat heute eine diplomatische Wendung gemacht; ihr leitender Artikel streichelt ‒ Ungarn. Nicht möglich! werden Sie ausrufen. […]Aber dennoch. Kossuth’s Diktatur, die Energie der Magyaren haben Angst und Bestürzung in Schönbrunn hervorgebracht. Der König von Kroatien ist außer sich, er könnte als König von Ungarn dergestalt siegen, daß er als Kaiser von Oestreich in eine so bedeutende Klemme gerathen müßte, daß ihn selbst die Krone der Zigeuner nicht mehr zu schirmen vermöchte.

Neue Rheinische Zeitung, Nr. 109, 22. 9. 1848, S. 542. (deutschestextarchiv.de)

[…]Während die Radikalen – um nur ein Beispiel ihrer Oberflächlichkeit und Zerstörungssucht zu nennen -die deutsche Gemeindeeinrichtung in französisirende Municipalitäten aufzulösen trachten, und die abund zufluthende Einwohnerschaften zu den Communen in ein solches Verhältniß zu bringen suchen, daß die Bürgerschaften als solche erdrückt oder verwischt werden; wünscht die conservative Opposition die Herstellung der am reinsten altgermanischen, auf dem Gemeindewesen ruhenden Freiheitsverfassung. Ueberhaupt charakterisirt es das Wesen der Radikalen, daß sie die nationalen Eigenthümlichkeiten zu vernichten streben. So zogen dieselben in Münsingen die Marseillaise spielend auf den Plan, während die Conservativen das alte schweizerische Lied „rufst du mein Vaterland“ anstimmten.

Die Bayerische Presse, Nr. 88, 12. 4. 1850, S. [4]. (deutschestextarchiv.de)

Die Mitglieder der äußersten linken (figürlich gesprochen, denn in Wirklichkeit sitzt in den Rathssälen alles durcheinander), Eytel, Stämpfli, Luvini, etliche Genfer, Neuchateller und Freiburger, dann ein und anderer Radikalinski aus den örtlichen und mittleren Kantonen clubirten sich im Gesellschaftshaus „zum Mohren“ zusammen.

Allgemeine Zeitung, 22. 5. 1850, Beilage zu Nr. 142, S. 2269. (books.google.de)

Gütige Vorsehung, verleihe uns noch viele oktroyirte Wahlgesetze und konstitutionell-monarchische Kammern, […]noch viele königliche Botschaften und ächt biedersinnige konstitutionelle Turniere um erbliche Pärie, Staatsgerichtshöfe, Steuerverweigerung und ähnliche unschätzbare Errungenschaften der deutschen Märzrevolution, damit die Professoren des Staatsrechts, die heiligen Dahlmann, Waitz, Beseler, Gagern, Camphausen, Simson ihre allein seligmachenden Begriffe des konstitutionellen Systems dem durch Radikale und Wühler bethörten Volke klar machen mögen! […]Zwar wäre es vermessen, zu behaupten, daß auch diese ehrwürdigen Gelehrten immer in ihren konstitutionellen Ab- und Aussichten die Zeugungsfähigkeit in erster Linie berücksichtigt hätten – aber – –

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt a. M. 1851, S. 99. (deutschestextarchiv.de)

Mit dem Doktor Fabri, der jetzt noch öfter als früher kommt und sich mit mir über die Zeitläufte unterhält, ist sie sehr befreundet, da er, als ein konsequenter Radikaler, ihre Ansichten, oder vernünftiger ausgedrückt, sie seine Ansichten theilt.

Sonntags-Blatt, Nr. 45, 8. 11. 1868, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Die Patrioten sind unstreitig unter die Radikalinski zu zählen; seien es es [sic!] alte Freunde, oder alte Feinde der ganzen Regierung.

N. N.: Politische Winterbetrachtungen eines solothurner’schen Staatsbürgers. Allen Konservativen als Neujahrsbetrachtung gewidmet. Stans 1871, S. 24. (books.google.de)

Fichte dagegen, der Rouſſeau’ſche Radikaliſt und Kosmopolit, wird dem zerſtörenden Cäſar gegenüber zum feurigen „Redner an die deutſche Nation“, dem ſelbſt Davouſts Trommelwirbel durch Berlins Straßen die Mannesworte des beginnenden, vor dem Ausbruch dumpf grollenden nationalen Sturms nicht zu übertäuben vermochten. […]Ueberhaupt, die patriotiſch-nationale Idee, in Deutſchland wenigſtens tief verſunken und verborgen geweſen, ſprang plötzlich wie Minerva aus dem Haupte Jupiters in voller Rüſtung als das „Volk in Waffen“ von 1813 hervor, nachdem der Hephäſtushammer des Korſen die alten, mürbgewordenen Formen klirrend zerſchlagen; die Noth der Zeit war es, was die weichmüthigen Alleweltsgefühlsſeelen zu ſtarken patriotiſchen Karakteren unter Männern und Frauen umſchmiedete.

Pfleiderer, Edmund: Kosmopolitismus und Patriotismus. Berlin 1874, S. 23. (deutschestextarchiv.de)

Es war eine Zeit, die kein Abſeitſtehen duldete; ſie zwang mit elementarer Gewalt die Parteinahme auf. Daß der achtzehnjährige Schwärmer in dieſer Atmoſphäre ein Republikaner, ein Radikaler wurde, werden mußte, iſt klar. […]Und wer den Zug der Zeit und einen Hauptzug im Charakter dieſes Jünglings, den kühnen Trotz, in Betracht zieht, wird auch darüber nicht verwundert ſein, daß er immer weiter nach links gerieth, bis zur Verwerfung nicht blos der Monarchie, nicht blos des Conſtitutionalismus, ſondern auch der gemäßigten Republik, bis zur Verwerfung nicht blos der Geldherrſchaft, ſondern auch der beſtehenden bürgerlichen Beſitzverhältniſſe.

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Erste kritische Gesammt-Ausgabe. Hrsg. von Karl Emil Franzos. Frankfurt a. M. 1879, S. L. (deutschestextarchiv.de)

Setzt etwa ein ſo viel beſchäftigter Zeitungsſchreiber ſeinem Kollegen einen Floh hinter’s Ohr, ſo kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen ſolche Scharrmützel nicht nur bei konſervativen Zeitungen vor, auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander oft ſcharf in den Haaren. […]Natürlich wäre es ſchon beſſer, wenn die konſervative Preſſe im Intereſſe der guten Sache immer in Frieden und Einigkeit zuſammenarbeiten würde, und alle perſönlichen Nörgeleien aus chriſtlicher Nächſtenliebe unterließe.

St. Galler Volksblatt, Nr. 24, 24. 3. 1886, S. 2. (deutschestextarchiv.de)

Es ist daher in England bisher das Unterhaus der Erweiterung des Frauenstimmrechts geneigter gewesen, als das Oberhaus und die höheren Gerichtshöfe. Immerhin war auch Gladstone im Jahre 1892 dagegen, ebenso im Jahre 1897 Harcourt, der leader der Liberalen, der Staatsrechtslehrer Bryce, der frühere Handelsminister Mundella und sogar der Radikale Labouchère, der es ursprünglich befürwortet hatte.

Hilty, Carl: Frauenstimmrecht. Hrsg. von Carl Hilty. Bern 1897, S. 278. (deutschestextarchiv.de)

Aber die Gemäßigten hatten das Heft nicht mehr in Händen. Die Erfolge der letzten Monate hatten den Radikalen wieder Oberwasser gegeben […], Theramenes, der vielleicht mäßigend hätte einwirken können, stand bei der Armee, Alkibiades dagegen, der nur im Kriege sein Ziel erreichen konnte, hat zweifellos seinen Einfluß für die Ablehnung der Anerbietungen in die Waagschale geworfen.

Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums. Bd. IV.2. Berlin 2001 [1901], S. 21347. [DWDS]

Es iſt noch kaum ein halbes Jahr her, da Herr Ferdinand von Bulgarien verreiſte, weil ihm der Boden zu heiß geworden und da es hieß, er werde ſich nicht trauen, wieder zu kommen. Und in Serbien, da laſſen jetzt, wo ſich Peter krönen oder ſalben läßt, die an Zahl und Einfluß nicht unbedeutenden Radikalen durch fühlen, daß ihnen das Königtum ſchon lange ein Greuel iſt und daß ſie es über kurz oder lang durch eine Republik abzulöſen verſuchen werden.

Czernowitzer Allgemeine Zeitung, Nr. 116, 18. 5. 1904, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Unsere Genossenschaften fangen an wie unsere Gewerkschaften zu einer wirtschaftlichen Macht zu werden, und kein Radikalinski hat uns noch vorgehalten, daß das gegen die Zusammenbruchstheorie verstößt und wir damit bis zum großen Kladderadatsch warten müßten.

Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin 2001 [1911], S. 10553. [DWDS]

Sowohl die Gegner wie die Anhänger der dreijährigen Dienstzeit sind sehr energisch entschlossen, ihre Position zu verfechten. Da die Sozialisten und ein Teil der Radikalen sich immer deutlicher gegen den allgemeinen dreijährigen Dienst stellen, ist das Wahrscheinlichste, daß ein Vermittelungsexperiment bevorzugt werden wird.

N. N.: Die Aussichten der Dienstzeitverlängerung in Frankreich. In: Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 1. 3. 1913, S. 2. [DWDS]

Sozialistische Grundsätze sind nicht identisch mit Arbeiterinteressen. Keine radikalistischen Reden können die Tatsache aus der Welt schaffen, daß die Reichsversicherungsordnung den Arbeitern eine wesentliche Besserung gegenüber den bisherigen Verhältnissen gebracht hat.

N. N.: Landtagsverhandlungen. In: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 4. 3. 1914, S. 16. [DWDS]

Und versteht sich, daß er manchem andern von der revolutionären Observanz als ein Säulenheiliger erschien, zum Exempel dem Abgeordneten Henke , der ihm die Spalten des Bremer Parteiblattes öffnete, zeitweilig auch dem Genossen Kautsky , der Beiträge für die „Neue Zeit“ von ihm annahm, und vollends den Radikalinskis im Schwabenlande, die mit ihrem wieder unbesonnenen Landesvorstand in heftiger Fehde lagen.

N. N.: Wer ist Parabellum? In: Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 4. 3. 1915, S. 4. [DWDS]

Die Verhaftung der Belasteten erfolgte am gleichen Tage früh 7 Uhr mit anschließender Haussuchung. Unter den Festgenommenen befand sich auch der Privatdozent Dr. Ruge aus Heidelberg , der als fanatischer Antisemit und Rechtsradikaler seit langem bekannt ist.

N. N.: Die Münchener Verschwörung. In: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 9. 3. 1923, S. 3. [DWDS]

Die Auswirkung der Stabilisierung der Mark tritt erst allmählich ein. Von großem Einfluß wird es sein, ob die Rechts- und Linksradikalen durch die Politik der Entente neuen Auftrieb erhalten, wie das in den letzten Jahren immer wieder der Fall war, wenn es den Anschein hatte, als ob man endlich einmal dem deutschen Volk die Möglichkeit ruhiger Selbstbesinnung gewähren wolle.

N. N. [mp]: Italienische Reichstagswahl-Betrachtungen. In: Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 15. 3. 1924, S. 3. [DWDS]

Sehen Sie Trotzki, sicherlich ein fähiger Journalist – doch auch er kann politisch nur im Keller und als Sektierer denken. Haben eben keine Ahnung von den tatsächlichen Machtverhältnissen.‚ Der so sprach, war ein Radikaler und stand auf der äußersten Linken, war sogar bereit, einen Frieden ‘ohne Annexionen’ zu schließen. Und trotzdem trug er die Sorgen der ganzen Generalität und Admiralität.

Tucholsky, Kurt: Was brauchen wir -? In: Ders.: Werke – Briefe – Materialien. Berlin 2000 [1926], S. 4190. [DWDS]

Natürlich nicht von heute auf morgen, aber in zielbewußter, ununterbrochener, zäher Arbeit, die von demokratischen Gesichtspunkten geleitet werden muß, ohne dabei der in Rumänien doppelt notwendigen Energie den Radikalinskis rechts und links gegenüber zu entbehren.

N. N.: Nach der Niederlage des Kabinetts Bratiann. In: Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 4. 3. 1926, S. 2. [DWDS]

In jenen Tagen wurden die Funktionäre und Redner nach der Lindenstraße berufen, um zu beraten, was gegen einen ausbrechenden Krieg gemacht werden könne. Die Radikalinskis schlugen die unsinnigsten Maßnahmen vor, aber Richard Fischer und Dr. David wandten sich heftig dagegen. Der Militarismus sei so stark, daß er jeden Versuch des Widerstandes sofort brutal niederschlagen, Partei und Gewerkschaften auflösen und die Kassen beschlagnahmen würde.

Unger-Winkelried, E.: Von Bebel zu Hitler. Vom Zukunftsstaat zum Dritten Reich. Aus dem Leben eines sozialdemokratischen Arbeiters. Berlin 1934, S. 76. (google.de)

Die neugebildete Regierung (ohne Vertreter der Oppositionsparteien, siehe 698 C) setzt sich laut TASS. wie folgt zusammen: Ministerpräsident: Kimon Georgieff (ZWENO); Außenminister: Georgie Kulischoff (ZWENO); Innenminister: Anton Jugoff (Kommunist); Bildungsminister: Stojan Kosturkoff (Radikaler).

N. N.: Regierung. Parteien. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 16, 1. 4. 1946, S. 701. [DWDS]

[…]Er sicherte mir zu, daß er meine Tätigkeit im Sinne des gerechten Ausgleichs der nationalen Gegensätze und eine Gewinnung der Tschechen durch eine versöhnliche und mäßigende Politik jederzeit und in jeder Weise unterstützen werde. Im besonderen würde er meine Amtsführung vor allen Übergriffen politischer Radikalisten, vor allem auch der SS und der Polizei sowie der Sudetendeutschen schützen, worauf ich als Gefahr besonders hingewiesen hatte.

N. N.: Einhundertzweiundsechzigster Tag. Montag, 24. Juni 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin 1999 [1946], S. 21251. [DWDS]

Der Antrag wurde mit 295 gegen 262 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten MRP, Sozialisten und ein Teil der Gemäßigten, dagegen die Kommunisten, Radikalen, RPF und ein Teil der Gemäßigten. […]Nach Ablehnung der Gegenanträge zur Wahlreform kündigte Ministerpräsident René Pleven am 23. Februar an, daß er die Vertrauensfrage stellen werde.

N. N.: Innenpolitik. Parteien. Wahlen. Regierung. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 21, 28. 2. 1951, S. 2838. [DWDS]

In seinem „Zwölftonwerk„ op. 15 ist ihm so etwas wie eine Popularisierung der nicht dogmatisch gehandhabten Zwölftonmusik gelungen. Und die Radikalen sprachen prompt von „Zwölftonmusik in Filzpantoffeln“. Die Radikalen stehen heute großenteils im Lager von Olivier Messiaen.

Die Zeit, 7. 8. 1952, Nr. 32. [DWDS] (zeit.de)

Man kann durch technische Mittel – konstruktives Mißtrauensvotum, Wahlrechtsänderungen – bewirken, daß die Krankheit nicht gleich tödlich wird, aber innerlich krank bleibt eine Demokratie immer, die sich nicht auf die überwältigende, in Regierung und Opposition verbundene Mehrheit der Nation zu stützen vermag. Die Opposition ist etwas ganz anderes, als diese Gegnerschaft der Radikalen zum Staate. Sie ist die schöpferische und konstruktive Alternative zur bestehenden Regierung.

Die Zeit, 9. 2. 1956, Nr. 6. [DWDS] (zeit.de)

Aufsehen erregte es schon vor einer Reihe von Jahren, als einer der bedeutendsten literarischen Vorkämpfer des Avantgardismus, der KunstwissenschaftlerWilhelm Hausenstein, sich von der radikalistischen Front absetzte. Noch größere Bewegung rief die plötzliche „Bekehrung“ des italienischen Surrealisten Chirico hervor.

Die Zeit, 26. 7. 1956, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

In einem anderen Triptychon erscheint Goepfert dagegen als kühnster Radikalist und Neuerer. Während in der langen Geschichte des Triptychons die drei Teile doch immer in einem festgefügten Materialzusammenhang standen (die beiden Flügel waren durch zumeist senkrechte Scharniere mit dem Mittelteil verbunden und in diesen beweglich) – so zerschneidet Goepfert dieses Triptychon in drei körperlich selbständige, freilich dennoch als zusammengehörig proklamierte Teile.

Die Zeit, 16. 10. 1958, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Steht nicht alles zum besten? In der Tat: Es gibt derzeit nicht den leisesten Hinweis dafür, daß der Staat von innen gefährdet, die demokratische Maschinerie von irgendwelchen Radikalinskis ultralinker oder ultrarechter Prägung lahmgelegt werden könnte. Nur ist das kein Argument.

Die Zeit, 30. 10. 1959, Nr. 44. [DWDS] (zeit.de)

[…]Bei solcher Überlegung angelangt, ist die Mehrzahl der Bürger Frankreichs bereit, dem alten François Mauriac zu glauben, der so lange Zeit optimistisch war, aber jetzt den Teufel an die Wand malt. Er warnt: „Zusammenbruch des Staates ist das schlimmste, was einem Volke passieren kann!“ und beschwört seine Landsleute, nicht von de Gaulle zu lassen, dem einzigen Manne, der berufen sei, den drohenden Kampf zwischen den Radikalen von rechts und links noch zu verhüten: den Bürgerkrieg[.]

Die Zeit, 7. 10. 1960, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

[…]Hanna Gossert, die gleichzeitig dem Frauenausschuß vorstand und sich demzufolge in jeder Versammlung veranlaßt fühlte, wider die Männer zu schmähen; Waldemar Prokoff, der Maurerbrigadier, still und zurückhaltend, doch treu und verläßlich; der immer mürrische Meister Klisch, der sein linkes Bein etwas nachzog, seitdem er von einem Gerüst gefallen war, und an ihm stets das Wetter vorhersagte; schließlich der Transportarbeiter Schneegans, ein fideler Bursche mit einem Stiernacken und einem sanftmütigen Herzen; und Salomon, von Beruf Schlosser, jetzt aber hauptamtlicher Gewerkschaftsvorsitzender, ein alter Kommunist, ein Radikalist oder Durchreißer, je nachdem, meist einen Schritt zu weit links neben der Parteilinie.

Neutsch, Erik: Spur der Steine. Halle 1964, S. 232. [DWDS]

Das gleiche erhofft Mende von dem im Volk verbreiteten Gefühl, Bonn treibe „Erfüllungspolitik“ gegenüber Israel, den Westmächten und überhaupt dem Ausland. Bevor Radikale wie die neue Nationaldemokratische Partei diese Stimmung auffangen, möchte er die Unzufriedenen sammeln und „im nationalliberalen Sinn“ domestizieren. […]Als seine politischen Ahnen betrachtet der Minister für gesamtdeutsche Fragen die Bismarck-treuen Nationalliberalen des vorigen Jahrhunderts; sich selbst als eine Art Bismarck-Wart für die Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Denn: „Ich bin in Schlesien geboren und empfinde national, aber nicht nationalistisch.“

Der Spiegel, 31. 3. 1965, S. 42. [IDS]

Die Gelegenheit war also für die NPD günstig. In Ermangelung einer linksradikalen Konkurrenz hatten die Radikalen auf der Rechten endlich eine Chance, der einzigen Parole aller Extremisten wieder einmal Gehör zu verschaffen, der Parole: Es muß anders werden.

Die Zeit, 20. 1. 1967, Nr. 3. [DWDS] (zeit.de)

Lauter Provinzblätter, die über Mauertragödien, Hertie-Knacker oder einen Witwenmord in Spandau so stürmisch berichten, als handele es sich um Kriegsausbruch. Kraftausdrücke gegen Andersdenkende liegen ihnen auf der Zunge: politische Rowdys, Radikalinskis, Amokläufer, so steht da zu lesen. Man ist mit Razzien gegen Außenseiter rasch bei der Hand, und die Polizei schlägt hier schneller und besser zu als anderswo, sagen erfahrene Provos.

Die Zeit, 28. 7. 1967, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

Leitartikler und Karikaturisten schufen das Stereotyp des bärtigen, ungewaschenen Gammler-Studenten, der auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung randaliert. Ihre Phantasie war unerschöpflich, wenn es um die Bestimmung des Begriffs demonstrierender Studenten ging: „Knalltütenkorps“, „Radikalinskis und Herrschaften mit Linksdrall, denen der Steuerzahler das Studium ermöglicht“, „hysterische Rudel von akademischen Halbstarken“, „notorische Radaumacher“, „politische Clique“, „geschulte kommunistische Straßenkämpfer“, „amüsierte Nichtstuer“. Die Nachrichtenmanipulation dieser Zeitungen kannte keine Grenzen.

Die Zeit, 16. 6. 1967, Nr. 24. [DWDS] (zeit.de)

Nicht so allerdings, wenn er in West-Berlin wohnt und dort regelmäßig die Druck-Erzeugnisse seiner Stadt liest. Dank dieser Lektüre vermag er ganze Wortreihen zu dem Begriff Studenten auf zuzählen[:]

Störenfriede“ („Berliner Morgenpost“), „Wirrköpfe“ („Bild-Berlin“), „Radaubrüder“ („Berliner Morgenpost“), „Krawall-Studenten“ („Bild“), „Skandal-Studenten“ („Kurier“), „Radikal-Studenten“ („Bild“), „Randalierer“ („Spandauer Volksblatt“), „Studenten-Randalierer“ („Bild“), „Gemeingefährliche Radikale“ („BZ“), „Junge Radikalisten“ („Berliner Morgenpost“), „Radikalinskis“ („Bild“), „Disziplinlose Radikale“ („Berliner Morgenpost“), „Herrschaften mit Linksdrall“ („Bild“), „Schreihälse“ („Berliner Morgenpost“), „Jungradikale Universitätsfunktionäre“ („Berliner Morgenpost“), „Neurotische Besserwisser“ („BZ“), „Akademische Kampftruppen“ („Berliner Morgenpost“), „Halbstarke“ („Bild“), „Rowdys“ („Nacht-Depesche“), „Politische Rowdys“ („Bild“), „Knalltütenkorps“ („Bild“), „Narren“ („Telegraf“), „Pseudo-Studenten“ („Kurier“), „Wölfe“ („Telegraf“).

Dieser imponierende Sprachreichtum der hauptstädtischen Presse hat einen gemeinsamen Ursprung. Berlins Studenten […], das heißt ein Teil von ihnen, taten genau das gleiche, was Studenten anderswo, ob in den USA oder in Frankreich, auch tun, allerdings ohne solche journalistischen Formulierungskünste zu erwecken: Sie demonstrieren gegen den Vietnam-Krieg und gegen vieles andere mehr.

Der Spiegel, 16. 1. 1967, S. 87. [IDS] (spiegel.de)

Dazu gehört, daß unmißverständlich gesagt wird, wo das Fernsehen in der gegenwärtigen Auseinandersetzung steht: Es ist Teil der rechtsstaatlich-demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland und gehört insofern zum „Establishment“, das die Radikalen bekämpfen.

Die Zeit, 1. 3. 1968, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Molotow-Cocktails als Ersatz für Argumente? Radikale von rechts und links wollen unseren Staat in die Zange nehmen … Gestern waren es Sozialdemokraten, Christen und Juden – heute sollen es unser Staat und die demokratischen Parteien sein.

Der Spiegel, 29. 4. 1968, S. 32. [IDS]

[…]So unentbehrlich also die Funktion von radikalen Gruppen, die aus den konventionellen Formen ausbrechen, vorübergehend ist, wenn in einem fest etablierten Gefüge überhaupt spürbare Änderungen bewirkt werden sollen, eine Institutionalisierung des Radikalismus – eine Politik gemäß der Freund-Feind-Theorie – müßte die Institution selbst manövrierunfähig und damit für ihre Zwecke untauglich machen. Daraus folgt zugleich, daß die gemäßigten Stundenten, mit denen in geregelten Formen zu sprechen und zu verhandeln möglich ist, erst dann ernsthaft an den Verhandlungstisch gelangen und dort positiv wirken können, nachdem die „Radikalinskis“ ihr provozierendes Störungswerk verrichtet haben.

Die Zeit, 15. 3. 1968, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

Zur Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Opladen hatte sich auch der Republikanische Club angesagt, und die Polizei schickte unter anderen den Beamten Berghoff in die Versammlung, obgleich in einer Vorbesprechung mit der Polizei DGB-Funktionäre von einem Einsatz Berghoffs abgeraten hatten, weil er auf rote Radikale „wie ein rotes Tuch“ wirken müsse.

Der Spiegel, 9. 6. 1969, S. 42. [IDS]

So offensichtlich Staatsschützer dazu neigen, ihre Funktion zu überschätzen, so offensichtlich versucht in jüngster Zeit rechte Reaktion, latenten Nationalismus gegen alles zu beleben, was links von der CDU liegt. Vor vier Wochen zum Beispiel drangen rechte Radikale in die Wohnung eines Bochumer Kommunisten, fesselten die Ehefrau und sperrten sie ins Badezimmer.

Der Spiegel, 22. 2. 1971, S. 34. [IDS]

Die Wahl MUSSGNUGs und die Bestätigung seiner Vertreter Prof. Ernst ANRICH, Felix BUCK (Frankfurt) und Fritz MAY (Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz) wurde anschließend als Absage gegen radikalistische Strömungen bezeichnet, als deren Führer Siegfried POHLMANN (Landesvorsitzender Bayern) gilt. […]von THADDEN verurteilte in seiner Rücktrittserklärung insbesondere Aktionen, bei denen Schußwaffen und Sprengstoff verwendet wurden, und in deren Rahmen Pöhlmann z. B. am 18. Juli 1971 die Besetzung von Funkhäusern gefordert habe, Aktionen, die sinnlos seien.

N. N.: von Thadden als Vorsitzender der NPD zurückgetreten. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 41, 20. 11. 1971, S. 16697. [DWDS]

[…]Bereits das bloß gedankliche Durchspielen solcher Maßnahmen provozierte Innenminister Weyer: „Aufforderung zur Gesetzesuntreue.“ Wenn die Gewerkschaft sich Führungsfunktionen anmaße, so der Minister, drohe der „Zusammenbruch des Rechtsstaates“. GdP-Vorsitzender Kuhlmann, der innere Sicherheit und mithin Polizei vornehmlich als Bürgerschutz und erst danach auch als Staatsschutz gegen Radikale versteht, sieht Gefahr eher auf der anderen Seite: „Manche Politiker heischen leider Beifall mit spektakulären Aktionen nach dem Motto: “Terroristen ausweisen – und mit dem Rest hier im Lande zack, zack, zack’."

Der Spiegel, 30. 10. 1972, S. 105. [IDS]

Erstmals wurde im vergangenen Monat, auf dem Parteitag des SPD-Bezirks Hannover, öffentliche Kritik laut: In der Debatte über „Radikale im öffentlichen Dienst“ warf der Göttinger Delegierte Gerd Schröder die Frage auf, wer eigentlich die Leute seien, vor denen Beamtenbewerber ihr Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung ablegen müßten. […]Ohne den Namen zu nennen, verwies er darauf, in einem Ministerium des SPD-regierten Landes Niedersachsen sei das ein Personalchef, dessen Doktorarbeit ein gegenteiliges Bekenntnis enthalte.

Der Spiegel, 23. 10. 1972, S. 70. [IDS]

Kann es dem Staat zugemutet werden, Radikale, die sich offen als Feinde der Verfassung bekennen, beschäftigen zu müssen, nur weil ein Spruch des Bundesverfassungsgerichts fehlt?

Die Zeit, 17. 8. 1973, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Der Ministerpräsidentenbeschluß, Radikale nicht im öffentlichen Dienst unterschlüpfen zu lassen, bringt den SPD-Provinzpremiers zunehmend Ärger. Die sozialdemokratischen Länderchefs versuchen Genossenkritik durch Selbstkritik zu unterlaufen.

Der Spiegel, 26. 2. 1973, S. 32. [IDS]

Die Rolle, die er bei dem Versuch spielte, Tengs Politik den Radikalen nahezubringen, dürfte mehr als ein rein taktischer Einsatz für den von den Gemäßigten befürworteten Kurs gewesen sein. […]Der Sturz Teng Hsiao-pings wurde durch eine Reihe von Umständen bewirkt, die seine Position schwächten, ohne die von Hua zu berühren.

Die Zeit, 23. 4. 1976, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Die Verordnungen haben dann zwischen den Mischlingen des ersten und zweiten Grades gewisse Unterschiede gemacht. Beiden war nicht nur, wie den Juden selber, der „öffentliche Dienst“ verschlossen; sie hatten, wie heute die Radikalen, die wichtige Rolle des inneren Feindes zu übernehmen.

Die Zeit, 15. 12. 1978, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Er hat das Exil zu nutzen gewußt: Von der westlichen Öffentlichkeit unbemerkt, hat er die diversen Gegner des Schah-Regimes – Religiöse, Radikale, flüchtige Untergrundkämpfer – um sich versammelt und geduldig zu revolutionären Kadern zusammengeschmiedet.

Die Zeit, 26. 1. 1979, Nr. 5. [DWDS] (zeit.de)

Sein Werk blieb Fragment, unter der kristallenen Schönheit seines Stils lag das Lauern des Abgrunds – er liebte die Welt, und er haßte ihre Verrichter. Müßte das Wort „Intellektueller“ – Störer, Widersacher, Radikalist – einen Namen finden, er hieße: Jean-Paul Sartre.

Die Zeit, 25. 4. 1980, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Beuys war ein Radikaler in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, ein sanfter Revolutionär, der die Kunst in den Mittelpunkt des Lebens stellte. Nicht die traditionelle Kunst, sondern die mit dem Leben gleichgesetzte.

Die Zeit, 31. 1. 1986, Nr. 6. [DWDS] (zeit.de)

Die Schlägertypen mit den Bats, ob Antifa oder Anti-Antifa, schreckt das alles nicht. Ein Rechter aus der Hamburger Innenstadt kündigte schon an, er werde bald die glatzenglatte Keule aufrüsten. Wenn das Dealer-Unwesen in der von Türken und Farbigen beherrschten örtlichen Drogenszene so weitergehe, droht der Radikalinski, werde er demnächst einen Baseballschläger mit kopflosen stählernen Gewindestiften, sogenannten Madenschrauben, bestücken: „Wenn du dann zuhaust, fliegen bei jedem Schlag die Fetzen.“

Der Spiegel, 7. 12. 1992, S. 33. [IDS]

Für einen „Radikalinski“ würde man den vornehm gekleideten Herren aus Belgien wahrlich nicht halten. Doch die Vorschläge von Marc Fourney, Europa-Geschäftsführer des amerikanischen Consultingkonzerns CSC, haben es in sich. "Wir leben in einer Zeit einschneidender Veränderungen.

Die Presse, 23. 4. 1994. [IDS]

Morgen ist Vernissage […], und in der Galerie am West Broadway wird noch unablässig gehämmert und gespachtelt. Der Künstler selbst, angereist aus seiner Wahlheimat Bali, lagert braungebrannt auf dem Holzfußboden. Ashley Bickerton, einer der Ikonoklasten neokonzeptueller Hinterlist präsentiert sich von radikalistisch neuer Seite. In feierlichem öl und mit altmeisterlicher Akribie hat er Gestalten auf die Leinwand gebannt, die voll aggressiver Sexualität den Unterweltentwurf des Hieronymus Bosch in die Gegenwart verlängern. […]Die unartigen Gemälde haben Bickertons Galeristin überrascht. Und nichts entzückt Ileana Sonnabend mehr als eine Überraschung.

Frankfurter Allgemeine Magazin, 31. 5. 1996, Nr. 848, S. 10.

Laut Emnid-Umfrage beurteilen nur 13 Prozent die Situation als gut oder sehr gut. 90 Prozent der Befragten halten die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit für die wichtigste politische Aufgabe, gefolgt vom Schutz der Jugendlichen vor Drogen, dem Schutz der Demokratie vor Radikalen (jeweils 68 Prozent) und der Stärkung der Wirtschaftskraft (67 Prozent).

Der Tagesspiegel, 21. 5. 1999. [DWDS]

Schon allein, um mit Verwechslungsgefahren und alten Vorurteilen aufzuräumen. „Wir hätten gern vor einer großen Kulisse im Westen dieser Stadt Werbung für uns gemacht“, sagt Bertram, der Präsident des 1. FC Union, "denn es gibt ja immer noch Berliner, die verwechseln uns mit dem BFC Dynamo oder sogar mit Radikalinskis. Denen hätten wir gern gezeigt, dass wir auch guten Fußball spielen und sympathische Fans haben.

Der Tagesspiegel, 19. 7. 2001. [DWDS]

[…]Die Richterschelte des Verfassers hat Kurt Tucholsky in der Weimarer Zeit weit überboten und damals den preußischen Obrigkeitsstaat verantwortlich gemacht. „Falsche Vergangenheit“ scheint zu den typischen Gründen für „falsche“ richterliche Ansichten zu gehören. Aber das mag auf sich beruhen. Wichtiger ist der radikalistische Umgang des Verfassers mit dem Problem des NS-Unrechtes. Er verteidigt den Morgenthau-Plan, der bedeutet hätte, „Deutschland in ein Agrarland zurückzuverwandeln und alle Nazifunktionäre zur Zwangsarbeit in einen Steinbruch zu schicken“. […]Das wäre nicht besonders rechtsstaatlich gewesen, der Verfasser wäre kaum prominent geworden, und der Rezensent hätte diese Publikation nicht besprechen können. Aber die Vereinigten Staaten waren eben humaner und politisch klüger als die Gerechtigkeit des Verfassers.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 6. 4. 2005, S. 34.

Es gehe um eine Verhandlungslösung. Auch da scheint die Putin’sche Außenpolitik mehr Realismus zu zeigen als die der USA und einiger europäischer Länder. Schließlich hat der Konfrontationskurs gegenüber dem Iran bisher nur eins gebracht: dass Mahmoud Ahmadinejad, der gefährlich durchgeknallte Radikalinski an der Spitze des Staates, gestärkt wurde, die Moderateren im iranischen Machtapparat sowie jene Strömungen in der Bevölkerung, die von den Teheraner Theokraten bereits die Nase voll haben, heute schwächer sind als zuvor.

profil, 29. 5. 2006, S. 119. [IDS]

Bei der Präsentation des Programms merkt man davon aber wenig, bis auf Kaup-Haslers selbstironische Anspielung: „Verzeihen Sie bitte meine kratzige Stimme, ich bewerbe mich nicht beim ORF.“ Ansonsten ist die Turbo-Intendantin trotz Fieber ungebrochen bei der Sache. „Ich bin eben ein Radikalinski“, sagt sie später über ihr hohes Energie-Level. „Mir liegt das Mittelmaß wenig, und das meine ich jetzt nicht eitel: die goldene Mitte zu finden, das ist mein Lebensprojekt.“

profil, 18. 9. 2006, S. 144. [IDS]

[…]Ich und ich. Und ich weiß mitunter nicht, ob es mich gibt, je gab, alles Einbildung von mir ist. Aus dem Spiegel hervor schaut mich niemand an. Ich führe keine Selbstgespräche mehr. Es gibt mein Spiegelbild nicht. Ich schreibe meint: Da ist also das Wesen dem Menschen fremd geworden, ein Ich, das ich nicht bin, und geht sich auch nichts an. Ich möchte mein Thema wie einen Bombengürtel tragen, mich mit ihm in die Luft jagen." Man sieht: Wawerzinek ist ein um schrille Bilder nicht verlegener Radikalist, und zuweilen treibt er sein Lamento ins schwer Erträgliche. Dann aber gelingen ihm Passagen von großer, trauriger Schönheit, etwa, wenn der Knabe, der erst spät das Sprechen lernt, vor lauter Einsamkeit mit den Bäumen spricht.

Die Zeit, 19. 8. 2010, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Laut US-Medien wird es keine Abstimmung über den jüngsten Vorschlag des Republikaner-Führers John Boehner im Repräsentantenhaus geben. Grund war interner Streit zwischen Gemäßigten und Radikalen im Oppositionslager. […]Dadurch wird die Suche nach einer Einigung im US-Finanzdrama weiter erschwert.

Die Zeit, 29. 7. 2011 (online). [DWDS] (zeit.de)

Wir müssen über die Ursachen von Rassismus offen reden, genauso wie wir den Islamismus analysieren müssen. Denn bei den Radikalen wie zum Beispiel den Salafisten sind ideologische, religiöse, kulturelle, ethnische Identitäten für ihre Weltsicht maßgebend. Diese Szenen setzen in unterschiedlicher Weise auf eine kollektive Gemeinschaft – hier Umma, da Volksgemeinschaft.

Die Zeit, 11. 4. 2013, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

Wirklich lebendig ist eine Demokratie erst, wenn jeder Einzelne das Gefühl hat, dazuzugehören, gehört zu werden. Nur wer sich in der Mitte der Demokratie aufgehoben fühlt, ist immun gegen die Lockrufe der Radikalen. Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sondern ein Lebensprinzip.

Die Zeit, 5. 2. 2015, Nr. 6. [DWDS] (zeit.de)