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Friedliche Revolution · Wende Wendezeit

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Im Kontext der politischen Ereignisse der Jahre 1989 und 1990 entstehen mit Friedliche Revolution und Wende zwei Ausdrücke, die fortan diese historische Phase sowie die Gesamtheit ihrer Ereignisse, die im Oktober 1990 in der deutschen Einheit münden, bezeichnen. Die Verbindung friedliche Revolution, ein Oxymoron, ist dabei seit dem 19. Jahrhundert gelegentlich belegt und erfährt ebenso wie das schon seit dem Althochdeutschen bezeugte Wende im Kontext der Ereignisse eine Bedeutungsverengung. Ebenfalls eine Bedeutungsverengung erfährt in diesem Zusammenhang das seit dem 18. Jahrhundert gelegentlich bezeugte Kompositum Wendezeit: Es bezeichnet seinerseits nunmehr jene historische Phase der Jahre 1989 und 1990 mit ihren politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen.

Wortgeschichte

Die Verbindung friedliche Revolution und die Lexikalisierung von Friedliche Revolution

Im Kontext der politischen Ereignisse 1989/90 entstehen mit Friedliche Revolution und Wende zwei neue, inzwischen lexikalisierte Bezeichnungen für einen spezifischen politischen Umbruch, der in der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mündet. Die Verbindung friedliche Revolution, die an die neuzeitliche Bedeutung plötzlicher, tiefgreifender und oftmals gewalttätiger Vorgang der politischen Staatsumwälzung, der in der Regel vom Volk ausgeht von RevolutionWGd anschließt, ist dabei mindestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts belegt (1849a). Sie betont das Nicht-Gewaltsame einer Revolution (1849b, 1959), zu deren semantischem Kern seit der Wende zum 19. Jahrhundert das Gewaltsame des Umbruchs eigentlich gerade gehört – es handelt sich insofern um ein Oxymoron. Daneben begegnet die Verbindung auch in übertragenen Verwendungen von Revolution im Sinne von tiefgreifende Veränderung (1968).

1989 wird die Verbindung dann sowohl mit Blick auf politische Veränderungen in Osteuropa (1989c, 1989g) als auch in der DDR (1989j, 1989k) verwendet, auch dies zunächst vor allem, um die Gewaltlosigkeit sowohl auf Seiten der Demonstranten als auch von Seiten der Staatsgewalt herauszustellen. Bernd Lindner argumentiert, dass das Wort Revolution dabei im Herbst 1989 zunächst kaum eine Rolle gespielt habe und die Bürgerrechtler selbst das Wort lange nur im historischen Kontext verwendet hätten; das Adjektiv friedlich sei im Herbst 1989 in der DDR dagegen ständig präsent gewesen. Die Verbindung beider Wörter sei erst Wochen später, ab November 1989, anzusetzen (vgl. Lindner 2014, 35–36). Auch in den Korpora des DWDS ist die Verbindung friedliche Revolution ab November 1989 in Bezug auf die DDR belegt. Daneben stehen 1989/90 zunächst noch weitere als bedeutungsgleich zu verstehende Verbindungen wie demokratische Revolution (1990d), deutsche Revolution (1990c) oder sanfte Revolution (1989h; vgl. auch Kauffmann 1994 und Stötzel 2003, 174). In der Nachfolge bürgert sich Friedliche Revolution – inzwischen auch in Großschreibung – zunehmend als feste Bezeichnung für den politischen Umbruch in der DDR und die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ein (2010, 2014). Inzwischen kann die feste Verbindung als lexikalisiert gelten.

Von Wende zu der Wende: Neue Bedeutung im Kontext der Ereignisse 1989/90

Neben den verschiedenen Verbindungen mit Revolution begegnet ebenfalls bereits seit 1989 auch das Wort Wende in Bezug auf die Ereignisse in der DDR (1990a, 1990b), das heute im öffentlichen Sprachgebrauch wohl verbreiteter ist (vgl. Stötzel 2003, 175). Als Wort ist Wende deutlich älter: Das Substantiv wentī ist im Althochdeutschen etwa ab dem Jahr 1000, das Verb wenten bereits im 8. Jahrhundert belegt (vgl. Pfeifer unter WendeDWDS). Zum semantischen Spektrum des Wortes gehören im 20. Jahrhundert unter anderem die Bedeutungen tiefgreifende Veränderung sowie Übergang von einem Zeitabschnitt in einen nächsten (vgl. auch 1DWB 28, 1749, DWDS unter WendeDWDS, Duden online unter Wende sowie Kauffmann 1994). Gerade im bundesrepublikanischen Sprachgebrauch ist Wende zudem bereits vor 1989 auch in politischen Kontexten bezeugt. Insbesondere war der Kanzlerwechsel von Schmidt zu Kohl vom Oktober 1982 in den 1980er Jahren als Wende in Erinnerung (Stötzel/Wengeler 1995, 329).

Ein früher und medienwirksamer Gebrauch des Wortes in Bezug auf die Ereignisse des Jahres 1989 in der DDR geht auf die bundesdeutsche Presse, namentlich den Spiegel, zurück, der am 16. Oktober 1989 DDR – Die Wende titelt – wobei sich Wende hier noch auf ein punktuelles Ereignis, genauer die Leipziger Demonstration vom 9. Oktober 1989, bezieht, die unerwarteterweise friedlich ablief (Kauffmann 1994). Die Übertragung des an sich nicht spezifisch dem Wortschatz Politik angehörenden Ausdrucks auf politische Kontexte ist dabei im bundesrepublikanischen Raum allerdings nicht neu (1973, 1978; vgl. hierzu auch Kauffmann 1994). Das gilt im Übrigen auch für die DDR, in der das Wort bereits vor dem Spiegel-Titel auch in Bezug auf politische Veränderungen im Land wie etwa von Volker Braun (vgl. Lindner 2014, 37), aber auch anderweitig gelegentlich (vgl. Schlüsselwörter 1997, 18) verwendet wurde.

In der DDR ruft Egon Krenz am 18. Oktober 1989 eine Wende aus (1989d); Krenz’ Wende erscheint aber nicht glaubwürdig (1989f): Vom Tag ihrer Proklamation an stößt sie in der DDR wie in der BRD auf Skepsis (Kauffmann 1994). Aufgegriffen wird das Wort in der DDR in Demonstrationssprüchen, in denen es zumeist eine kritische Absicht erkennen lässt (1989b, 1989a; siehe auch Kauffmann 1994). Es zeigt sich mithin, dass die semantische Offenheit der Metapher Wende in den Jahren 1989/90 zunächst eine Verwendung in ganz unterschiedlichen Kontexten und mit keinesfalls vollständig deckungsgleicher Bedeutung erlaubt. Die Verwendung des Wortes Wende in Bezug auf die politischen Ereignisse der Jahre 1989 war und ist dabei nicht unumstritten (vgl. Kauffmann 1994). Bekannt geworden ist Christa Wolfs Reflexion des Wortes in einer Rede vom 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz (1989e, vgl. dazu auch Schlüsselwörter 1997, 19; daneben jünger 2019).

Zu ergänzen wäre zudem, dass Wende zu dieser Zeit keinesfalls das einzige Wort ist, mit dem die politischen Ereignisse zu fassen versucht werden:

Tatsächlich kehren einige Wörter, oft Fahnenwörter, in den damaligen Proklamationen und Zeitungsartikeln, in Ost- wie in Westdeutschland, mit einer gewissen Regelmäßigkeit wieder: Neben Wende finden sich Aufbruch, Umbruch, Erneuerung, Umgestaltung, Revolution. [Kauffmann 1994]

Als lexikalisiert gelten kann heute jedoch nur Wende, das bereits 1990 die Bedeutung Gesamtheit aller Ereignisse, die in der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mündet geführt haben. Dabei führt das Wort zwingend den bestimmten Artikel, sofern eben diese historische Phase adressiert wird.

Das Kompositum Wendezeit nach 1989

Vor diesem Hintergrund erhält zudem das Kompositum Wendezeit eine neue Bedeutung. Belegt ist das Wort im Deutschen bereits seit dem 18. Jahrhundert (1753). Das 1DWB bucht es Mitte der 1950er Jahre mit der Bedeutung Zeit einer Wende, der Wandlungen verschiedener Art (1DWB 28, 1810). Vor dem Hintergrund der semantischen Verengung und Entstehung der neuen Bedeutung von Wende in den Jahren 1989 und 1990 erfährt auch Wendezeit eine semantische Transformation: Zunächst begegnet es noch im Plural und in der allgemeinen Bedeutung Zeit, die durch besonders umfassende Veränderungen gekennzeichnet ist auf die aktuellen politischen Umbrüche bezogen (1989i, 1990e). Es hat also eine zeitdiagnostische Qualität. In der Nachfolge erfährt das Wort Wende auch eine Bedeutungsverengung und bezeichnet nunmehr jene spezifische Phase der deutschen Geschichte, die die Ereignisse der Jahre 1989 und 1990 umfasst (1990f, 1991, 2000). Auch hier gilt: Wird Wendezeit in dieser Bedeutung verwendet, steht es mit bestimmtem Artikel. Die – allerdings bedeutungsübergreifende – Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers zeigt im Übrigen einen signifikanten Anstieg der Verwendungsfrequenz in den 1990er Jahren.

Stärker den Aspekt der Vereinigung der beiden vormalig getrennten Staaten betont das Wort Wiedervereinigung, das bereits seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit vor dem eigentlichen Ereignis, das heute rückblickend mit dem Wort bezeichnet wird, in entsprechender Bedeutung belegt ist.

Literatur

Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

Kauffmann 1994 Kauffmann, Michael: Wende und Wiedervereinigung. Zwei Wörter machen Geschichte. In: Hans Jürgen Heringer u. a. (Hrsg.): Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache. Paris 1994, S. 156–168. (openedition.org)

Schlüsselwörter 1997 Herberg, Dieter/Doris Steffens/Elke Tellenbach: Schlüsselwörter der Wendezeit. Wörter-Buch zum öffentlichen Sprachgebrauch 1989/90. Berlin/New York 1997. (owid.de)

Stötzel 2003 Stötzel, Georg/Thorsten Eitz (Hrsg.): Zeitgeschichtliches Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache: Schlüsselwörter und Orientierungsvokabeln. 2., erw. und aktualisierte Aufl. Hildesheim u. a. 2003.

Stötzel/Wengeler 1995 Stötzel, Georg/Martin Wengeler: Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin u. a. 1995.

Lindner 2014 Lindner, Bernd: Begriffsgeschichte der Freidlichen Revolution. Eine Spurensuche. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 64 (2014), S. 32–39. (bpb.de)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Belegauswahl

Das Getränke muß hinlänglich gereichet werden, und aus gesundem Wasser bestehen, und in der Fütterung möglichst dahin gesehen werden, daß das Vieh auf Wiesen weyde, wo gesunde Kräuter wachsen, welche besonders nach denen Umständen der Krankheit selbsten zuträglich; und außer der Wendezeit sind ihnen solche gesunde Kräuter zu sammlen und vorzulegen.

Marbach, Gotthelf Benjamin: Abhandlung der Frühlings- und Herbstcuren. Breßlau 1753, S. 99. (books.google.de)

[…]Meine Herren,“ sagte er u. A., „wir sind heute beisammen, um die Aufhebung der Korngesetze zu feiern (stürmischer Applaus, fast die ganze Gesellschaft, einschließlich der Damen, erhebt sich und schwenkt die Taschentücher). Heute Abend müssen wir von der immensen Organisation (anti-corn-law-league), mittelst welcher eine der größten friedlichen Revolutionen dieses Landes in’s Werk gesetzt worden, Abschied nehmen. […]Wir feiern zugleich die Eröffnung einer bessern Aera hoffentlich für alle Klassen und insbesondere für die zahlreichste, die ihr Brod im Schweiße des Angesichts verdienen muß

Neue Rheinische Zeitung, 6. Februar 1849, Nr. 214, S. [3]. (deutschestextarchiv.de)

Daß wir Leipziger Studenten nicht wie unsere Brüder in Wien und Berlin thätig in die Politik eingreifen und mit den Waffen in der Hand für die Freiheit einstehen konnten, lag in den damaligen Verhältnissen, indem wir unsre s. g. Märzerrungenschaften nicht durch eine blutige, sondern durch eine friedliche Revolution durchgesetzt haben.

Neue Rheinische Zeitung. Beilage, 2. März 1849, Nr. 235 , S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Auf diese Weise muß man 18 Monate nach einer friedlichen Revolution, die erfolgt, ohne daß ein Tropfen Blut vergossen wurde, der Möglichkeit ins Auge sehen, daß ein brudermörderischer Kampf im Inneren ausbricht.

Archiv der Gegenwart 29, 16. 10. 1959, S. 8003. [DWDS]

Seine vagen Äußerungen über die Mitbeteiligung der Arbeitnehmer schienen de Gaulles Versprechungen von der „friedlichen Revolution“ abzuschwächen.

Die Zeit, 26. 7. 1968, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

Das Rätselraten freilich, ob, das Buch, das in dem offiziellen Verlag der regierenden Partei bereits in zweiter Auflage erschienen ist, auf eine Wende der amtlichen Politik hindeute, war vielleicht übertrieben.

Die Zeit, 9. 3. 1973, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

Ein eher verbiesterter Kohl präsentierte sich da, der wieder einmal krampfhaft die „Wende in der deutschen Politik“ herbeibeschwor und den Kanzler in Grund und Boden stampfte – mit Worten.

Die Zeit, 6. 1. 1978, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Harte Wende ist jetzt Pflicht, Kurve kriegen reicht uns nicht!

Demospruch, Herbst 1989, zitiert nach: Kauffmann, Michael: Wende und Wiedervereinigung: Zwei Wörter machen Geschichte. In: Hans Jürgen Heringer et al.: Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache [online]. Paris 1994. (openedition.org)

Das Volk erkämpft die Wende – Volkskammer in die Rente!

Demospruch, Herbst 1989, zitiert nach: Kauffmann, Michael: Wende und Wiedervereinigung: Zwei Wörter machen Geschichte. In: Hans Jürgen Heringer et al.: Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache [online]. Paris 1994. (openedition.org)

Aber das polnische Wunder einer friedlichen Revolution im politischen Bereich kann nur Bestand haben, wenn ein Wirtschaftswunder folgt, sonst wird bei hundert Prozent Inflation, 39 Milliarden Dollar Schulden und jährlich zwei Milliarden Dollar an Zinsen und Tilgung die neu gewonnene Freiheit bald wieder zusammenbrechen.

Die Zeit, 14. 4. 1989, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

Mit der heutigen Tagung werden wir eine Wende einleiten, werden wir vor allem die politische und ideologische Offensive wieder erlangen." KRENZ bekräftigte das Vermögen der SED, die nun erforderlichen Aufgaben und Probleme zu lösen: die SED habe immer an der Spitze der revolutionären Umwälzungen in der DDR gestanden und alle gesellschaftlichen Umwälzungen geführt; so werde es auch diesmal sein:

N. N.: Sturz Honeckers; Egon Krenz wird neuer Parteichef. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 59, 18. 10. 1989, S. 33880. [DWDS]

Mit dem Wort ‚Wende‘ habe ich meine Schwierigkeiten.

Wolf, Christa: Rede auf dem Alexanderplatz am 4. 11. 1998. In: Barthel, Henner (Hrsg.) Politische Reden in der DDR. St. Ingbert 1998 [zuerst 1989], S. 187. [DWDS]

Die Rücktritte der fünf Politbüromitglieder Hermann Axen, Kurt Hager, Erich Mielke, Erich Mückenberger und Alfred Neumann – mit Erich Honecker, Günter Mittag und Joachim Herrmann wären es dann acht seit Beginn der Wende –, die SED-Chef Egon Krenz am letzten Freitag in einer überraschenden Fernsehansprache verkündete, schienen am Montag dieser Woche schon wieder überholt zu sein.

Die Zeit, 10. 11. 1989, Nr. 46. [DWDS] (zeit.de)

Er würde außerdem erlauben, die Veränderungen zu steuern und die Gefahren, die sich aus der bisher noch friedlichen Revolution in Osteuropa ergeben, so gering wie möglich zu halten.

Die Zeit, 17. 11. 1989, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

„Die Deutschen in der DDR haben eine Revolution geschaffen, die in der Geschichte der Revolutionen wirklich neu ist: die sanfte Revolution.“

Die Zeit, 17. 11. 1989, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

Die meisten von ihnen sind groß geworden in der SED oder mit ihrer Hilfe, aber es herrschen Wendezeiten. In der Volkskammer geht es merkwürdig ruhig zu, kaum Zwischenrufe, keine Kommunikation.

Die Zeit, 24. 11. 1989, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Für ein offenes Land mit freien Menschen“ – so lautete einer der ersten Slogans auf den Straßen Leipzigs, damals im Oktober, als die friedliche Revolution in der DDR begann. Die utopische Parole der jungen Leipziger wurde viel schneller Realität, als es sich damals irgend jemand hätte träumen lassen.

Die Zeit, 8. 12. 1989, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Die Zukunft der bislang friedlichen Revolution in Leipzig und Berlin entscheidet sich in der Wirtschaft.

Die Zeit, 15. 12. 1989, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Hinter den Kulissen sind die deutsch-deutschen Spitzen- und Expertengespräche über künftige Kooperationen und neue Perspektiven im Luftverkehrsbereich schon weit gediehen. Im professionellen Umgang miteinander geübt, starteten die beiden Fluggesellschaften nach der Wende in der DDR unverzüglich.

Die Zeit, 5. 1. 1990, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Seit der Wende gab es keine Witze mehr in der DDR.

Die Zeit, 19. 1. 1990, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)

Die deutsche Revolution, wie sie seit dem Oktober genannt worden ist, geht über zum demokratischen Normalbetrieb. Im Mikrokosmos der vier Monate alten SPD also hat man unversehens vierzig Jahre Geschichte der DDR, ihr besonderes Gesellschaftsmilieu und ihr zäh-klebriges Politikdenkmuster vor Augen.

Die Zeit, 2. 3. 1990, Nr. 10. [DWDS] (zeit.de)

Wenn also die demokratische Revolution in der DDR ihren Sinn behalten soll, dann muß vor dem Beitritt über eine veränderte föderale Ordnung verhandelt werden.

Die Zeit, 16. 3. 1990, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Kooperation statt Konfrontation lautet der neue geopolitische Wahlspruch der Großmächte; die Feindbilder bröckeln ab, die Fronten lösen sich langsam auf. In diesen Wendezeiten ist auch das Konzept der Stellvertreterkriege obsolet geworden. Für Amerikaner und Sowjets hatte das Hörn von Afrika schon im Verlauf der achtziger Jahre jenes strategische Gewicht verloren, das ihm zuvor das Interesse der Großmächte erst beschert hatte.

Die Zeit, 1. 6. 1990, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Aus seinem sonst so liebenswerten „Dresdner Tagebuch“ der Wendezeit hat er ausgerechnet den Bericht über seine erste Westreise ausgewählt.

Die Zeit, 30. 11. 1990, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

Auch im zweiten Jahr der Vereinigung ist ein Ende der größten Not im Osten nicht abzusehen: daß die Menschen einander nicht trauen und sich deshalb auch als Gemeinschaft nur wenig zutrauen, ganz im Gegensatz zur Wendezeit, als sie selbstbewußt riefen: „Wir sind das Volk!“

Die Zeit, 4. 10. 1991, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

Es kommt das Jahr 1989, Wendezeit. Nach dem Zusammenbruch der DDR verkriecht er sich nach Woserin, in sein Schneckenhaus.

Der Tagesspiegel, 3. 1. 2000. [DWDS]

Diese Montagsdemonstration gilt als der Durchbruch für die Friedliche Revolution in der DDR.

Die Zeit, 9. 10. 2010 (online). [DWDS] (zeit.de)

Wer 25 Jahre nach dem Mauerfall glaubt, der Herbst 1989 sei allein durch das Zusammenspiel von Demonstrationen und Massenflucht entstanden, vergisst diese heroischen, unerschütterlichen Vorarbeiter der Umwälzung: die zahlenmäßig kleine, oft belächelte Friedens- und Menschenrechtsbewegung, die trotz Stasi-Unterwanderung und zahllosen Repressionen die Friedliche Revolution vorbereitet hat.

Die Zeit, 9. 10. 2014, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Christiane Florin: […]Egon Krenz sagte das am 18. Oktober 1989 nach seiner Wahl zum SED-Generalsekretär. „Wende“ – ein Wort, das Karriere machte und das bis heute verwendet wird für die Ereignisse 1989/90. In unserer Reihe mit 89er Glaubensgeschichten haben Sie es gehört, in vielen Anmoderationen hören Sie es auch. Rolf Gröschner hält diese Wortwahl für einen Fehler und hat uns das per Mail wissen lassen. Rolf Gröschner war Professor für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie in Jena. Vor einigen Monaten war er schon einmmal mein Gesprächspartner, denn er beitreibt den philosophischen Podcast „Freiheitsdialog“. Ich habe ihn gestern interviewt. Herr Gröschner, warum sollten wir nicht so frei sein, das Wort „Wende“ zu verwenden?

Rolf Gröschner: Weil dieses Wort das Geschehen auf den Straßen 1989 und die Wirkung, nämlich die Wirkung einer Revolution, verschweigt. Diese Revolution in der DDR – ich maße mir als Wessi nicht irgendeine Besserwisserei an –, es ist die Revolution nicht der Deutschen, sondern der Deutschen in der DDR. „Wende“ ist dafür gänzlich unangemessen.

„Wer Wende sagt, sagt eben nicht Revolution“. Rolf Gröschner im Gespräch mit Christiane Florin. Deutschlandfunk, 8. 11. 2019. (deutschlandfunk.de)