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Szene

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Szene – wortgeschichtlich bis ins antike Griechenland zurückzuverfolgen – ist seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Deutschen bezeugt. Zu unterscheiden gilt es zunächst Bedeutungen mit Bezug auf Theater und dramatische Texte, später auch Film und Hörspiel. Szene bedeutet hier kleiner Teilabschnitt eines Theaterstücks, Films oder Hörspiels, Auftritt sowie Schauplatz der Handlung eines Theaterstücks, Bühne. Dazu kommen Bedeutungen im übertragenen Sinn, die gleichwohl in der Regel mit Vorstellungen des Bühnenhaften verbunden sind, so Aussicht, Ansicht, (malerischer) Anblick; Bild, Gemälde, aber auch (bewegender) Vorgang, Vorfall, Ereignis, Hergang; (überraschendes) Erlebnis und schließlich Auseinandersetzung, heftiger Wortwechsel, Zank, Streit, Krach. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht eine vollständig neue Bedeutung: Szene bezeichnet nun eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe, ein soziales Umfeld, ein Milieu.

Wortgeschichte

Szene: Ein produktives Wort

Jugendszene, Alternativszene, intellektuelle, politische oder künstlerische Szene – jeder gehört heutzutage wohl, sei es nun bewusst oder unbewusst, einer Szene an, besucht SzeneviertelWGd und Szenebars oder liest Szeneautoren. Dabei entsteht die Bedeutung von Szene, die all diese Wortbildungen und Wortverbindungen eint, nämlich bestimmtes gesellschaftliches Milieu, soziales Umfeld, erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Wort selbst ist allerdings sehr viel älter: Es ist in der deutschen Sprache bereits seit dem 16. Jahrhundert bezeugt.

Vom Griechischen über das Lateinische und Französische ins Deutsche. Wortherkunft

Worthistorisch lässt sich Szene bis in die Antike zurückverfolgen: Das griechische skēnḗ (σκηνή) bedeutet zunächst Zelt, Hütte, dann auch Bühne des Theaters (vgl. 25Kluge, 902). Von hier aus wird es ins Lateinische übernommen, wo scēna, scaena Schaubühne; Weltbühne, große Welt, Öffentlichkeit; Schauplatz, Feld der Tätigkeit; Schaugepränge; äußerer Anblick, Erscheinung; Hergang, Lage bedeutet (vgl. 1DFWB 4, 697–699). Ins Deutsche wird Szene vermutlich über das Französische, in dem scène bereits ab dem 16. Jahrhundert bezeugt ist (vgl. TLFi unter scène), entlehnt. Während im Kluge eine Entlehnung unter Einfluss des französischen scène erst auf das 18. Jahrhundert datiert wird (vgl. 25Kluge, 902), verzeichnet Pfeifer die Übernahme ins Deutsche mit der Bedeutung Bühne, Ort der Handlung, Schaubühne, Theater, Öffentlichkeit, Schauplatz bereits für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts (Pfeifer unter SzeneDWDS). Im Deutschen Textarchiv ist Szene mit dieser Bedeutung mindestens seit dem 17. Jahrhundert bezeugt (1658). Bis ins 18. Jahrhundert hinein tritt das Wort auch in lateinischer (flektierter) Form auf (vgl. 1DFWB 4, 697–699, 1614).

Bühne, Auftritt oder heftiger Streit: Ein breites Bedeutungsspektrum bildet sich aus

Das ältere Bedeutungsspektrum von Szene kann als lexikographisch gut erforscht gelten: Unterschieden werden können zunächst grundsätzlich solche Bedeutungen, die im engeren Sinn zunächst auf Theater und dramatische Texte, später auch Film und Hörspiel bezogen sind, von jenen Wortverwendungen und Bedeutungen im übertragenen Sinn, die an Vorstellungen des Bühnen- ebenso wie Bildhaften anknüpfen.

Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist das Wort zunächst mit der Bedeutung (Schau-)Platz der Handlung eines Theaterstücks auf der Bühne, auch Bühne; Bühnenaufführung und mit dem Bild des wie ein Theaterstück ablaufenden menschlichen Lebens verknüpft im Sinne von Schauplatz, -spiel des Lebens; Lebens-, Weltbühne bezeugt (vgl. 1DFWB 4, 697–699, 1658). Vereinzelt bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts (1683, 1704), häufiger dann ab Mitte des 18. Jahrhunderts (1730) lässt sich eine Verwendung mit der Bedeutung Auftritt (als kleinste Einheit eines Bühnenstücks), Bild beobachten (vgl. 1DFWB 4, 697–699). In der Mitte des 18. Jahrhunderts entsteht wohl unter Einfluss von Vorstellungen des Bühnenhaften die Bedeutung Aussicht, Ansicht, (malerischer) Anblick; Bild, Gemälde (1727, vgl. 1DFWB 4, 697–699).

Bereits früh wird das Wort Szene zugleich auch unabhängig von konkreten Bühnenaufführungen auf Teilabschnitte des menschlichen Lebens übertragen (1671, 1767). Eine Wortverwendung mit der Bedeutung (bewegender) Vorgang, Vorfall, Ereignis, Hergang; (überraschendes) Erlebnis (1748) entsteht, so das Deutsche Fremdwörterbuch, jedoch erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts (vgl. 1DFWB 4, 697–699). Wohl von dieser Bedeutung aus entsteht Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich die Bedeutung Auseinandersetzung, heftiger Wortwechsel, Zank, Streit, Krach (vgl. 1DFWB 4, 697–699, 1932).

Szene bekommt eine neue Bedeutung und wird zu einem Wort des Gesellschaftswortschatzes

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht dann eine vollständig neue Bedeutung von Szene: Das Wort bezeichnet nun eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe, ein soziales Umfeld, ein MilieuWGd. Szene kann dabei das gesamte Spektrum sozialer Milieus adressieren, von der rechten bis zur linken, von der politischen über die intellektuelle bis zur kriminellen, von der industriellen bis zur alternativen Szene (1952b, 1957c, 1967, 1975b, 1976, 1979b, 1982a). Die Forschung geht davon aus, dass diese Bedeutung im Deutschen aus dem (amerikanischen) Englischen übernommen worden ist (vgl. etwa 25Kluge, 902; 1DFWB 4, 697–699). Tatsächlich sind diese Bedeutungen im Englischen bereits deutlich früher als im Deutschen bezeugt: Der entsprechende Eintrag im Oxford English Dictionary bucht unter II. Figurative, metaphorical, and other extended uses die Bedeutung [c]hiefly with distinguishing word: a particular sphere or aspect of human activity; an area of interest, action, etc. mit einem Erstbeleg von 1737 (vgl. 3OED unter scene, n. II 8 d. Alle unter dieser Bedeutung aufgeführten Belege enthalten scene als Wortverbindung, von social scene über political scene bis hin zu music scene. Alleine stehend scheint scene zu dieser frühen Zeit also auch im Englischen noch nicht mit einer auf die Gesellschaft bezogenen Bedeutung verwendet zu werden. Das Oxford English Dictionary bucht dann die Bedeutung slang (originally U.S.). A place where people of common interests, outlook, etc., meet or where a particular activity is carried on. Hence: a social environment or milieu characterized by a particular activity, pursuit, way of life, etc., esp. when considered fashionable. Also occasionally: a social event held by a particular group; a get-together mit Erstbeleg 1950 (vgl. 3OED unter scene, n. II 8 e) sowie die Bedeutung colloquial (chiefly British, esp. in gay and lesbian usage). A social environment frequented predominantly by homosexuals; gay and lesbian bars, clubs, etc., as a social milieu (sense 8e). Usually with the. Cf. non-scene adj. mit Erstbeleg 1958 (vgl. 3OED unter scene, n. II 8 f). Erst ab der Mitte der 1950er Jahre scheint sich scene im Englischen also als Wort des Themenfeldes Gesellschaft zu etablieren.

Für das Deutsche lassen sich vor diesem Hintergrund folgende Beobachtungen festhalten: Szene in seiner gesellschaftlichen Bedeutung tritt auch im Deutschen zunächst nur in Wortverbindungen auf, so zunächst Ende der 1940er Jahre insbesondere politische Szene (1949); diese Wortverbindung kann spätestens seit den 1950er Jahren als verbreitet gelten. Im Laufe der 1950er und 1960er Jahre – und damit bereits früher als die Forschung bisher gesehen hat1), gleichwohl aber deutlich später als im Englischen – kommen dann immer mehr einschlägige Wortverbindungen auf, so etwa amerikanische Szene (1951), internationale Szene (1952a), soziale Szene (1957d), industrielle Szene (1957c), intellektuelle Szene (1967), schwule Szene (1975a), kriminelle Szene (1976) usw.

Alleine stehend wird Szene mit der Bedeutung ein bestimmtes soziales Milieu, eine bestimmte gesellschaftliche Gruppierung zu dieser Zeit im Deutschen noch nicht gebraucht. Szene als Simplex entsteht vor dem Hintergrund der nunmehr verbreiteten Wortverbindungen erst in der zweiten Hälfte der 70er Jahre.2) Zunächst noch über Anführungszeichen als Verwendung mit neuer Bedeutung markiert, funktioniert Szene bald auch ohne Anführungszeichen als Gesellschaftswort außerhalb von Komposita (1978, 1982b, 1983, 1984). Dabei mag das Wort gerade in dieser Zeit besonders häufig im Kontext mit dem deutschen Linksterrorismus der RAF auftreten (1978, 1980), es ist aber keinesfalls darauf beschränkt (vgl. auch Littschwager 2017, 349).

Eine neue Entwicklung, die erst nach der Entstehung der neuen Bedeutung von Szene einsetzt, ist die Entstehung von Komposita wie Szenekneipe (1979a) oder SzeneviertelWGd (1986; vgl. auch szenigWGd). Wohl ausgehend von diesen Determinativkomposita entsteht das Adjektiv szenigWGd.

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Schwellenzeit 20. Jahrhundert oder: Die sach- und sprachhistorische Ausbildung von Szene(n) im Kontext gesellschafts- und sprachhistorischer Umbauprozesse

Von der Alltagssprache aus findet Szene auch Eingang in die Soziologie und wird hier gleichermaßen zu einem Beobachtungsgegenstand wie zum Gegenstand soziologischer Theoriebildung und damit soziologischer Fachsprache.3) Eine frühe Theorie der Szene4) liefert Gerhard Schulze in seiner Studie Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart 1992. Szene wird hier bestimmt als ein Netzwerk von Publika, das aus drei Arten der Ähnlichkeit entsteht: partielle Identität von Personen, von Orten und von Inhalten. Eine Szene hat ihr Stammpublikum, ihre festen Lokalitäten und ihr typisches Erlebnisangebot. (Schulze 1993, 463) Die Entstehung von Szenen wird dann als eine Gemeinschaftsleistung von Publikum und Erlebnisanbietern erklärt (vgl. Schulze 1993, 465). Damit wird die sachhistorische Erklärung für die Entstehung von Szenen in den größeren Kontext grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen seit der Nachkriegszeit gestellt, die Schulze als die Ausbildung der Erlebnisorientierung (Schulze 1993, 14) bestimmt: Das Leben schlechthin ist zum Erlebnisprojekt geworden. (Schulze 1993, 13).

Offenbar einschlägig für die weitere soziologische Beschäftigung mit Szenen ist dann die Definition, die Ronald Hitzler und Arne Niederbacher in Leben in Szenen. Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute (zuerst 2001) liefern. Die Autoren verstehen unter Szene [e]ine Form von lockerem Netzwerk; ei[n] Netzwerk, in dem sich unbestimmt viele beteiligte Personen und Personengruppen vergemeinschaften. (Hitzler/Niederbacher 2010, 15). In eine Szene werde man gerade nicht hineingeboren oder hineinsozialisiert, sondern man suche sie sich aufgrund eigener Interessen selber aus und fühle sich in ihr eine Zeit lang mehr oder weniger zu Hause (Hitzler/Niederbacher 2010, 15–16). Die Ausbildung von Szenen wird hier wie schon bei Schulze in den größeren Kontext gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestellt, die bei Hitzler und Niederbacher mit Schlagworten wie Individualisierung, Subjektivierung, Pluralisierung und Globalisierung gefasst wird (vgl. etwa Hitzler/Niederbacher 2010, 11 und 13) und die zu posttraditionalen Formen der Gemeinschaftsbildung führe (vgl. Hitzler/Niederbacher 2010, 13). Die Szene wird von den Autoren dann als prototypische Gesellschaftsform der individualisierten und v. a. der juvenilen Menschen in Gesellschaften im Übergang zu einer anderen Moderne begriffen (Hitzler/Niederbacher 2010, 16). Damit aber ist zugleich deutlich, dass die Beobachtung und Beschreibung von Szenen bei Hitzler und Niederbacher im Kontext der ganz grundlegenden und weitreichenden These der Herausbildung einer anderen, einer zweiten Moderne und damit im Kontext der These von der Schwellenzeit 20. Jahrhundert, wie sie nicht nur in der Soziologie, sondern auch in den Geschichtswissenschaften seit einigen Jahren vertreten wird (vgl. etwa Bösch 2019; Kuchenbuch 2012 oder Doering-Manteuffel/Raphael 2010), steht und die sich ihrerseits nicht zuletzt in einem – so die begriffshistorischen Beobachtungen der vergangenen Jahre (vgl. Geulen 2010) – neuerlichen Umbau der politisch-sozialen Sprache ausdrücke. Diese Beobachtungen wiederum decken sich mit jenen in der Linguistik: Auch aus sprachhistorischer Perspektive wird schon seit geraumer Zeit ein sprachlicher Umbruch in den 1970er und 1980er Jahren beobachtet, der sich beispielsweise in der Ausbildung neuer Kollektivsingulare5) wie die Umwelt, oder auch in der Ausbildung einer gänzlich neuen Bedeutung für alternativWGd und deren rasanter Verbreitung ausdrückt. Dies vor Augen kann wohl auch die semantische Erweiterung von Szene im Kontext nicht nur gesellschaftlicher Umbauprozesse, sondern gerade auch eines neuerlichen sprachlichen Umbruchs6) in der Schwellenzeit 20. Jahrhundert verortet werden.

Anmerkungen

1) Simin Littschwager datiert die neue gesellschaftliche Bedeutung unter Rekurs auf Wortbildungen wie Londoner Szene, Punkerszene, kulturelle Szene oder Opernszene auf Ende der 1970er Jahre. Vgl. Littschwager 2017, 348.

2) Zwar nutzt beispielsweise Ralf Dahrendorf Szene bereits Ende der 1950er Jahre auch ohne adjektivische Spezifikation (1957b), es scheint sich hier jedoch eher um eine individuelle Wortverwendung zu handeln; zudem wird der Begriff als Wortverbindung im entsprechenden Werk eingeführt (1957a) und darüber verständlich.

3) Den Status eines Grundbegriffs scheint der Begriff in der Soziologie (noch) nicht erreicht zu haben; jedenfalls wurde es in der dritten Auflage des von Günter Endruweit, Gisela Trommsdorff und Nicole Burzan herausgegebenen Wörterbuchs der Soziologie (3Wörterbuch der Soziologie) nicht als eigenständiger Eintrag aufgenommen. Dennoch erscheinen soziologische Studien, die Szenen theoretisch reflektieren und empirisch untersuchen, so beispielsweise Kühn 2017; Golova 2011.

4) So der Titel des 10. Kapitels in Gerhard Schulzes Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart (Schulze 1993, 459–494).

5) Fritz Hermanns hat bereits 1991 aufgezeigt, dass der Wandel des Wortes und Begriffs UmweltWGd in den 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts ein vergleichbares Phänomen sei wie jener von Koselleck für die Sattelzeit beschriebene Prozess der Bereicherung vieler Wörter um eine neue syntaktisch-semantische Verwendungsmöglichkeit, nämlich um die hypostasierend-singularische Verwendung. Vgl. Hermanns 1991, 238.

6) Vgl. zu den sprachlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts insbesondere die Arbeiten von Heidrun Kämper, so etwa Kämper 2008.

Literatur

Bösch 2019 Bösch, Frank: Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann. München 2019.

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

Doering-Manteuffel/Raphael 2010 Doering-Manteuffel, Anselm/Lutz Raphael: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970. 2., ergänzte Aufl., Göttingen 2010.

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

Geulen 2010 Geulen, Christian: Plädoyer für eine Geschichte der Grundbegriffe des 20. Jahrhunderts. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 7/1 (2010), Online-Ausgabe [Druckausgabe: S. 79–97]. (zeithistorische-forschungen.de)

Golova 2011 Golova, Tatiana: Räume kollektiver Identität. Raumproduktion in der „linken Szene“ in Berlin. Bielefeld 2011.

Hermanns 1991 Hermanns, Fritz: „Umwelt“: Zur historischen Semantik eines deontischen Wortes. In: Dietrich Busse (Hrsg.): Diachrone Semantik und Pragmatik. Untersuchungen zur Erklärung und Beschreibung des Sprachwandels. Tübingen 1991, S. 235–257.

Hitzler/Niederbacher 2010 Hitzler, Ronald/Arne Niederbacher: Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. 3., vollständig überarbeitete Aufl. Wiesbaden 2010.

Kämper 2008 Kämper, Heidrun: Sprachgeschichte – Zeitgeschichte – Umbruchgeschichte. Sprache im 20. Jahrhundert und ihre Erforschung. In: Dies./Ludwig M. Eichinger (Hrsg.): Sprache – Kognition – Kultur. Sprache zwischen mentaler Struktur und kultureller Prägung. Berlin/New York 2008, S. 198–224.

25Kluge Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Aufl. Berlin/Boston 2011.

Kuchenbuch 2012 Kuchenbuch, David: „Eine Welt“. Globales Interdependenzbewusstsein und die Moralisierung des Alltags in den 1970er und 1980er Jahren. In: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 158–184.

Kühn 2017 Kühn, Jan-Michael: Die Wirtschaft der Techno-Szene. Arbeiten in einer subkulturellen Ökonomie. (Dissertation Technische Universität Berlin 2016.) Wiesbaden 2017.

Littschwager 2017 Littschwager, Simin: Szene. In: Jochen A. Bär/Jana Tereick (Hrsg.): Von „Szene“ bis „postfaktisch“. Die „Wörter des Jahres" 1977 bis 2016. Hildesheim u. a. 2017, S. 348–349.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Schulze 1993 Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. 4. Aufl., Frankfurt a. M. u. a. 1993.

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

3Wörterbuch der Soziologie Wörterbuch der Soziologie. Hrsg. von Günter Endruweit/Gisela Trommsdorff/Nicole Burzan. 3., völlig überarb. Aufl. Konstanz u. a. 2014.

Belegauswahl

Vber das sagen sie sey bey den Tyrrhenen nicht offentlich gewesen vor allen Augen schändtlich zuhandlen/ vnnd auch schändtlich zuleyden/ dann sie offentlich in jhren Zechen/ vnd Glochen solcher Sachen obgelegen/ dann nach dem sie zu jhren Zechen/ die eytele vnnd finstere Nacht verordnet / vnnd dem Nachtessen ein End zumachen/ gelebet/ waren allda mit vielen angezündeten Fackeln die Diener/ brachten allda zuwegen die schönste Weiber vnd Knaben/ welche nach dem das Glück vnd Willen jedern führte/ schändtlich mißbrauchten/ darnach wurden offentlich/ oder sonsten mit Tapeten vnnd vmbhängen bedeckt/ als wie in einer Comedien / die Scena verändert/ von eben den Dienerin alten vnnd starcken Jüngling hinein geführet / welche sie widerumb schändlich mißbrauchen musten/ vnd solche weiß zuleben hieltẽ sie gar lieblich vnd glückselig.

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt 1614, S. 542. [DTA]

Hernach Werden die Teppichte auff dem Theatro und innern Scene gezogen/ und werden Der erſten Handlung erſte 4. Auff- zuͤge in Stellungen und Vertoͤnungen gezeiget/ auſſer Pickelh. ſo nicht mit darbey.

Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig 1658, Bl. A iiij v. (deutschestextarchiv.de)

Adieu, gehabt euch wohl/ bis daß euch auch Gott helffe zu ſeiner Zeit die letzte Scene eures Lebens gleicher geſtalt Chriſtlichen und ruͤhmlichen beſchlieſſen.

Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens [...]. Zittau 1671, Bl. C r. (deutschestextarchiv.de)

Die Muſic beſtehet mehrentheils in Paucken und Schalmeyen/ weil das gantze Spiel eine Schaͤfferey abbilden ſol.

Was auch von Schaͤfern und Engeln deswegen eingemiſchet iſt/ daß rechtſchaffene Leute jhre kleine Kinder darbey wiſſen und anſehen moͤgen/ daß kan nach Belieben ohne Abgang einiger Action ausgelaſſen werden. Ja weme es an Perſonen ermangeln moͤchte/ der koͤnte in der mitten manche Scene weniger machen.

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum [...]. Zittau 1683, unpag.. (deutschestextarchiv.de)

Reg. 3. Comœdien und Tragœdien ſind in der Eintheilung gleiche/ deñ beyde erfodern 5. Stuͤcke. 1. Prologum oder Vorredner/ welcher den gantzen Inhalt kuͤrtzlich erzehlt/ und umb Gedult zum Sehen und Hoͤren bittet. 2. Die Actus oder Aufzuͤge. 3. Darauf kommen allemahl 5. Scenen oder Abhandlungen/ zuweilen auch mehr/ auſſer in Hirten-Spielen/ da ihrer nur 3. ſeyn ſollen/ 4. nach jedem Actu und deſſen Scenen, folgt das Chor/ Reigen oder Muſic/ da ein Lied abgeſungen wird/ diß Lied ſoll die Lehren/ welche aus vorhergehender Geſchichte/ Actu und Scenen gezogen worden/ in etl. Reimſetzen/ als Satz und Nach-Satz vorſtellen/ und dan gehoͤrt dazu 5. Epilogus oder der Schluß.

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg [...]. Alten Stettin 1704, S. 175–176. (deutschestextarchiv.de)

Ach man bedenke doch einmal
Den ſteten Wechſel unſ’rer Zeiten,
Des Tages und der Nacht,
Zuſamt der Aend’rungs-reichen Pracht
Der Scenen, die den Schau-Platz der Natur
Mit ſo verſchied’nem Schmuck von mancherley Figur
Und unſern Geiſt, fel’t’ es nur nicht am Willen,
Mit tauſend lieblichen und ſchoͤnen Bildern fuͤllen!

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten, nebst einem Anhange verschiedener dahin gehörigen Uebersetzungen. Zweyter Teil. Hamburg 1727, S. 543. (deutschestextarchiv.de)

Fünf Actus Die Neuern haben zwar zuweilen nur drey gemacht, aber alsdann bekommt jede Handlung gar zu viel Scenen oder Auftritte, ſo, daß dem Zuſchauer Zeit und Weile daruͤber lang wird.

Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst [...]. Leipzig 1730, S. 26. (deutschestextarchiv.de)

Kleine Zaͤnkereyen, die Amalie mit Steeleyn wegen des Coſackiſchen Maͤdchens anfieng, kleine Vorwuͤrfe, womit wir einander erſchreckten, beſeelten unſere Vertraulichkeit, und jeder unſchuldige Scherz gab uns eine neue Scene des Vergnuͤgens.

Gellert, Christian Fürchtegott: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Zweyter Theil. Leipzig 1748, S. 116. (deutschestextarchiv.de)

Die verſtohlnen Blike, die er noch ſo gerne in die Scenen ſeiner gluͤklichen Jugend wirft […]; das Bild der liebenswuͤrdigen Pſyche, welches durch alle Veraͤnderungen, die in ſeiner Seele vorgegangen, nichts von ſeinem Glanze verlohren hat; die Erinnerung dieſer reinen, unbeſchreiblichen, faſt vergoͤtternden Wolluſt, in welcher ſein Herz zerfloß, als er es noch in ſeiner Gewalt hatte, Gluͤkliche zu machen; und als die Reinigkeit dieſer goͤttlichen Luſt noch durch keine Erfahrungen von der Undankbarkeit und Boßheit der Menſchen verduͤſtert und truͤbe gemacht wurde ‒‒ dieſe Bilder, denen er ſich noch ſo gerne uͤberlaͤßt ‒‒ welche ſich ſelbſt in ſeinen Traͤumen ſeiner geruͤhrten Seele ſo oft und ſo lebhaft darſtellen ‒‒ die Seufzer, die Wuͤnſche, die er dieſen geliebten verſchwindenden Schatten nachſchikt ‒‒ alle dieſe Symptomen ſind uns Buͤrge dafuͤr, daß er noch Agathon iſt; daß die Veraͤnderung in ſeinen Begriffen und Urtheilen, die neue Theorie von allem dem, was wuͤrklich ein Gegenſtand unſrer Nachforſchung zu ſeyn verdient, oder von Eitelkeit und Vorwiz dazu gemacht worden, welche ſich in ſeiner Seele zu entwikeln angefangen, die edlern Theile ſeines Herzens nicht angegriffen habe; kurz, daß wir uns Hofnung machen koͤnnen, aus dem Streit der beyden widerwaͤrtigen und feindlichen Geiſter, wodurch ſeine ganze innerliche Verfaſſung ſeit einiger Zeit erſchuͤttert, verwirrt und in Gaͤhrung geſezt worden, zulezt eine eben ſo ſchoͤne Harmonie von Weisheit und Tugend hervorkommen zu ſehen, wie nach dem Syſtem der alten Morgenlaͤndiſchen Weiſen, aus dem Streit der Finſterniß und des Lichts, dieſe ſchoͤne Welt hervorgegangen ſeyn ſoll.

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Zweyter Theil. Frankfurt a. M./Leipzig 1767, S. 290–291. (deutschestextarchiv.de)

Liebe, Sportsgeist und vielleicht auch die Furcht, eine Szene gemacht zu bekommen, beeinflussen ganz entschieden den Ausgang des Matchs.

Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 03. 3. 1932, S. 15. [DWDS]

Als einer der drei Generalsekretäre des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Rumäniens ist die 55jährige Rabbinertochter aus dem Armenviertel Bukarests heute eine der wichtigsten Hintergrundfiguren der politischen Szene im Balkanraum.

Der Spiegel, 30. 4. 1949, S. 12. [IDS]

Virginia Hill, 35, einstiges Pin-up-Liebchen der US-Gangsterwelt […], blieb ihrem persönlichen Stil auch bei ihrem Abgang von der amerikanischen Szene treu.

Der Spiegel, 25. 7. 1951, S. 21. [IDS]

Nur ein Mann auf der internationalen Szene gab vor, von dem fieberhaften Betrieb am US-Präsidentschaftsring völlig unberührt zu sein: Rußlands Wyschinski.

Der Spiegel, 23. 1. 1952, S. 24. [IDS]

Noch nie hatten die Vorwahlen so viel weltweite Aufmerksamkeit erregt; denn noch nie war der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen entscheidender als in diesem Jahr; und selten war die politische Szene in USA verworrener.

Der Spiegel, 19. 3. 1952, S. 22. [IDS]

Während somit analytisch jeder Herrschaftsverband zu einer Zweiteilung Anlaß gibt, können empirisch die die politische Szene einer bestimmten Gesellschaft beherrschenden Klassenkonflikte als Vielfrontenkrieg konkurrierender Gruppen erscheinen.

Dahrendorf, Ralf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Stuttgart 1957, S. 143. [DWDS]

Durch die gleichzeitigen strukturverändernden Ergebnisse des Klassenkonfliktes und der Differenzierung sozialer Positionen baut sich so allmählich die Szene auf, die für die entwickelte industrielle Gesellschaft charakteristisch ist und mit deren Klassenstruktur wir uns in den folgenden Abschnitten dieses Kapitels gründlicher zu beschäftigen haben.

Dahrendorf, Ralf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Stuttgart 1957, S. 211. [DWDS]

Ihre Auseinandersetzungen haben zwar in entwickelten Industriegesellschaften weithin geregelte Formen angenommen und damit an Schärfe verloren, doch beherrschen sie die industrielle Szene noch heute, prägen wichtige Züge ihres Bildes und treiben ihren Strukturwandel voran.

Dahrendorf, Ralf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Stuttgart 1957, S. 234. [DWDS]

Sie treten aus dem Hintergrund und werden auf der sozialen Szene vorn im Rampenlicht der Akteure sichtbar.

Die Zeit, 8. 8. 1957, Nr. 32. [DWDS]

Schulfernsehen im weitesten und breitesten Sinne, vom Kindergarten bis zum Hochschullabor, würde mit diesen Verbreitungs-, Aufbewahrungs- und Wiederholungsmethoden zur unbestreitbaren Bereicherung der gesamten pädagogischen und intellektuellen Szene.

Die Zeit, 29. 12. 1967, Nr. 52. [DWDS]

Es hat in der Bundesrepublik noch keinen Film gegeben, der die schwule Szene so unverkrampft und offen porträtiert.

Die Zeit, 13. 6. 1975, Nr. 25. [DWDS]

Oder uns fehlte eine Szene für den jungen „politischen“ Kommissar, der auf die linke Szene spezialisiert ist.

Die Zeit, 10. 10. 1975, Nr. 42. [DWDS]

Auf der kriminellen Szene zwischen Sachsenhausen und Bockenheim geben Typen den Ton an, die Deutsch nur radebrechen.

Der Spiegel, 19. 1. 1976, S. 52. [IDS]

Ein organisiertes Zusammenwirken oder gar die gemeinsame Planung und Ausführung terroristischer Anschläge ist daraus jedoch nach Ansicht von Kennern der Szene ebensowenig entstanden wie aus den Kontakten der RAF mit der baskischen Untergrundorganisation ETA oder der nordirischen IRA.

Die Zeit, 17. 3. 1978, Nr. 12. [DWDS]

Vor Jahren, in der Hamburger Szenekneipe Onkel Pö, hatte der Regisseur den Rockmusiker zum erstenmal gesehen, und schon damals war ihm angenehm aufgefallen, daß Udo Lindenbergs Vorstellung „unheimlich viel mit Crazy Shows zu tun hatte“.

Der Spiegel, 15. 1. 1979, S. 147. [IDS]

Doch wie die Angeklagten, so tönen auch ihre Verteidiger, die allesamt der rechten Szene zuzuordnen sind.

Die Zeit, 13. 7. 1979, Nr. 29. [DWDS]

In der „Szene“ tauchten im Juli auch RAF-Flugblätter auf; und während in Berlin Mitglieder der „Bewegung 2. Juni“ wegen des Mordes am höchsten Richter der Stadt, Günter von Drenkmann (10. November 1974), und der Entführung von Peter Lorenz (27. Februar 1975) vor Gericht stehen – unter ihnen Fritz Teufel –, sollen die Resttruppen der Vereinigung mit der RAF einen Pakt geschlossen haben.

Die Zeit, 3. 10. 1980, Nr. 41. [DWDS]

Nur: Was – außer dem Verzicht auf Maskierung der Ver- und Zerstörungen durch reibungsloses Funktionieren – unterscheidet eigentlich die Jugendkultur, die alternative Szene und ihre Bewegungsausläufer von der Mehrheit der angepaßten Bevölkerung?

Der Spiegel, 22. 2. 1982, S. 94. [DWDS]

„Großstadt und Provinz“ – schreibt ein Beobachter der Szene – „Einsamkeit, Demo, Schmerz, Zärtlichkeit, Ersatzdienst, Graffiti, Streit, Trennung, Ficken, Angst – das alles hat seine eigenen Geräusche und Farben.“

Der Spiegel, 13. 12. 1982, S. 164. [DWDS]

Selten wurde ein junger Jazzmusiker außerhalb seiner Szene mit solchen Fanfarenstößen begrüßt wie der 22jährige schwarze Wynton Marsalis aus New Orleans, der Stadt Louis Armstrongs.

Der Spiegel, 14. 11. 1983, S. 261. [DWDS]

Als vor 12 Jahren die Mannheimer Sängerin Erna Strube alias Joy Fleming in breitestem Schlappner-Deutsch ihren „Neckarbrücken-Blues“ röhrte („Dein Kal, der is schon wieder iewer die Brück“), war das noch eine vielbestaunte und mit Belustigung quittierte Rarität der Szene.

Der Spiegel, 1. 10. 1984, S. 258. [DWDS]

Und auch Joachim Müller wird bei den Fundis mit seinem Hinweis wohl weiter auf taube Ohren stoßen, die „Wahlen werden nicht im Szeneviertel von Hamburg und Frankfurt gewonnen“.

Die Zeit, 20. 6. 1986, Nr. 26. [DWDS]