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Migration

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Wörter des Wortfeldes zu Migration lassen sich mindestens bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen: Migration selbst wird in der Bedeutung Wanderung früh auch auf Migrationsbewegungen ganzer Völker bezogen, und Emigration trägt bereits im 16. Jahrhundert zentral die Bedeutung Auswanderung. Um diese beiden zentralen Lexeme entsteht über die Jahrhunderte ein nicht nur sich zunehmend ausdifferenzierendes, sondern auch ein beständigem Wandel unterliegendes Wortschatzsegment: Insbesondere ab dem 18. Jahrhundert entstehen für ältere Wörter wie Einwanderung und Auswanderung, aber auch Transmigration, neue, nunmehr auf Migration bezogene Lesarten. Zudem steigt ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die Verwendungsfrequenz der einschlägigen Wörter zu Migration an. Der Migrations- und Integrationsdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt auch zu neuen Entwicklungen auf der Ebene des Wortschatzes. Das zeigt sich etwa anhand der Bildung zahlreicher neuer Wörter und Komposita wie Migrant, Zuwanderungsgesellschaft oder Fachkräftemangel.

Wortfeld

Das Wortschatzsegment zur Migration: Eine Skizze

Der dem Themenfeld Migration zugehörige Wortschatz hat – wohl nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner Ausdifferenzierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – in den vergangenen Jahrzehnten auch in der Forschung zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere in Bezug auf jüngere Entwicklungen gibt es inzwischen einschlägige Untersuchungen (exemplarisch nur Amenda/Rass 2012, Scarvaglieri/Zech 2013, Rass 2020, Bartels 2023). Zugleich lassen sich Wörter des Wortschatzsegments mindestens bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen: Migration etwa wird in der Bedeutung Wanderung seither auch auf Völker bezogen (1596, 1694), Emigration trägt bereits im 16. Jahrhundert die Bedeutung Auswanderung (1557). Mit Auswanderung ist wenig später (1640) eine deutsche Entsprechung nachweisbar (1722). Um die zentralen Lexeme entsteht über die Jahrhunderte dann ein nicht nur sich zunehmend ausdifferenzierendes, sondern auch beständigem Wandel unterliegendes Wortschatzsegment.

Wortbildungen zu Migration

Das Substantiv MigrationWGd wird wie dargelegt in der Verbindung Migration der Völker bereits im 16. bis 18. Jahrhundert auf Umsiedlungsbewegungen ganzer Völker bezogen (1596, 1705). Daneben treten spätestens mit der Wende zum 18. Jahrhundert Verwendungen, in denen Migration auch die (rechtlich) erzwungene Umsiedlung von Menschen bezeichnen kann (1699, 1700, 1771).

Mit Transmigration und Remigration sind seit dem 16. bzw. dem frühen 17. Jahrhundert zwei weitere Wörter der Wortfamilie belegt. Namentlich TransmigrationWGd ist dabei bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und damit früher als Migration nachweisbar (1536). Die für den Migrationswortschatz zentrale Bedeutung Zwangsumsiedlung, Vertreibung für Transmigration etabliert sich in Bezug auf die Vertreibung der Protestantinnen und Protestanten aus dem Habsburger Reich allerdings erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1735, 1755). Das seit dem frühen 17. Jahrhundert nachweisbare RemigrationWGd (1604) ist zunächst synonym zu Transmigration und begegnet erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts in der Lesart Rückkehr, Rückkehrmigration (1804). In dieser Bedeutung wird es wertneutral auch in der Fachsprache etwa der Soziologie verwendet (2002a).

Daneben sind mit Emigration und Immigration zwei Hyponyme zu Migration in den Quellen nachweisbar. Während EmigrationWGd entsprechend der Herkunft vom lateinischen ēmigrātio seit den frühesten Bezeugungen im 16. Jahrhundert Auswanderung bedeutet (1557, 1719), ist die heute verbreitete Lesart Einwanderung für das ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert belegte ImmigrationWGd (1588, 1617) erst ab dem 18. Jahrhundert anzusetzen (1766).

Die DWDS-Wortverlaufskurve bildet eine Auswertung der Verwendungshäufigkeit der Wörter „Migration“, „Emigration“ und „Immigration“ in den DWDS-Korpora als Graph für die Zeit von 1600 bis 1999 ab. Zu sehen ist insbesondere ein Anstieg der Verwendungshäufigkeit von „Migration“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in geringerem Ausmaß auch für „Emigration“.

Abb. 1: Wortverlaufskurve zu Migration, Emigration und Immigration

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Mit Transmigrant, Emigrant und Immigrant gehören nicht zuletzt drei Personenbezeichnungen zur Wortfamilie rund um Migration. Während EmigrantWGd bereits seit dem 17. Jahrhundert in Quellen nachweisbar ist (1652, 1714), ist das Antonym ImmigrantWGd erst seit Ende des 18. Jahrhunderts und zunächst nur vereinzelt belegt (1789). Ebenfalls im 18. Jahrhundert wird von Transmigration Zwangsumsiedlung österreichischer Protestantinnen und Protestanten die Personenbezeichnung TransmigrantWGd in entsprechender Bedeutung abgeleitet (1764).

Für die Wörter der Wortfamilie rund um Migration gilt in mehr oder weniger ausgeprägter Weise, dass sie bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wenig verbreitet sind – erst danach steigt die Verwendung an (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve zu Migration, Emigration, Immigration sowie Emigrant und Immigrant des Google Ngram Viewers).

Die Wortbildungen zu Wanderung

Mit unter anderem Auswanderung, Einwanderung, Rückwanderung oder Zuwanderung sind im Wortschatzsegment neben der Wortfamilie rund um Migration des Weiteren zahlreiche Bildungen zur Basis Wanderung belegt. Zu den ältesten in dieser Gruppe gehört AuswanderungWGd, das zunächst vornehmlich in der Bedeutung Fortgang, Weggang seit dem 17. Jahrhundert im Deutschen nachweisbar ist (1640). Es wird zugleich, ähnlich wie Migration, bereits früh auf ganze Völker bezogen (1673). In diesem Zusammenhang ist im Verlauf des 18. Jahrhunderts im Übrigen auch das Kompositum VölkerwanderungWGd erstmals in Quellen nachweisbar, das seinerseits zunächst recht allgemein die Siedlungsbewegungen ganzer Völker (1724), ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dann in engerem Sinn das Vordringen germanischer und slawischer Völkerschaften nach Süden und Westen im vierten bis sechsten Jahrhundert bezeichnet (1772b, 1777). Auswanderung verbreitet sich in der heute dominanten Lesart dauerhaftes Verlassen des Herkunftslandes zur Ansiedlung in einem anderen Staat dann ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter (1722, 1840a). Dazu ist bereits ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die deutsche Entsprechung Auswanderer zum älteren Emigrant belegt (1733). Des Weiteren ist seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Auswanderung das Antonym RückwanderungWGd: dauerhafte Rückkehr in das Herkunftsland nach einer Auswanderung nachweisbar (1772a, 1874).

EinwanderungWGd, dessen erste Nachweise in der Bedeutung Einzug (in einen Ort) ebenfalls auf das 16. Jahrhundert datieren (1544), trägt die heute gängige Bedeutung Zuzug zur dauerhaften Ansiedlung in einem anderen als dem Herkunftsland seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (1794). Zeitgleich zu Emigration und damit außerdem zeitgleich zu Immigrant ist die deutsche Entsprechung EinwandererWGd belegt (1778).

Das seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare AbwanderungWGd Fortgang, Weggang (1684, 1737) wird ab Ende des 19. Jahrhunderts mit Ausbildung der neuen Bedeutung Übersiedlung in eine andere Region innerhalb der Staatsgrenzen (1897a, 1898, 1905) zu einem Wort des Themenfeldes Migration. Mindestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts können Abwanderung und Auswanderung auch synonym verwendet werden (1901). Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist die dazugehörige Personenbezeichnung Abwanderer jemand, der in eine andere Region innerhalb der Staatsgrenzen übersiedelt (1897b), die im Gegensatz zu Auswanderer auch auf Formen der Binnenmigration bezogen werden kann (1928b). Jüngeren Datums ist schließlich die Bildung ZuwanderungWGd, die erst seit dem 19. Jahrhundert nachweisbar ist und seither auch Einwanderung, Immigration bedeuten kann (1825). Ab dem 19. Jahrhundert tritt Zuwanderer als Synonym neben Einwanderer und Immigrant (1866).

Insgesamt lässt sich für die zentralen Wörter der Wortfamilie um Wanderung beobachten, dass sie sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts weiter verbreiten (vgl. Abb. 2 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve zu Auswanderung, Einwanderung, Auswanderer, Einwanderer, Zuwanderung und Abwanderung des Google NGram Viewers).

Von Migrant bis Fachkräftemangel: Wortbildungen im Migrations- und Integrationsdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Wenn, wie dargelegt, für die Wörter der Wortfamilie rund um Migration gilt, dass ihre Verwendung in mehr oder weniger ausgeprägter Weise in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ansteigt und auch etwa die seit Beginn des 20. Jahrhunderts nachweisbare Lesart Auswanderung des Substantivs Abwanderung weitere Verbreitung erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts findet, dann ist diese Entwicklung wohl nicht zuletzt im Kontext der nunmehr einsetzenden Migrations- und Integrationsdebatten infolge zunehmender Einwanderung von Arbeitskräften in den deutschsprachigen Raum zu verstehen (vgl. auch El-Mafaalani 2023, 171–172; exemplarisch 1979). Darüber hinaus sind für diese Zeit in den entsprechenden Diskursen zahlreiche Wortneuschöpfungen zu verzeichnen. So ist beispielsweise die Personenbezeichnung MigrantWGd im Deutschen ab den 1990er Jahren belegt (1992). Daneben treten nun neue Komposita mit Migration wie etwa MigrationshintergrundWGd (1998g) oder MigrationsgesellschaftWGd (1994). Ebenfalls ab den 1990ern ist die neue Lesart Gesellschaft, die durch den regelmäßigen und dauerhaften Zuzug von Menschen aus anderen Ländern sowie das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen gekennzeichnet ist auch für EinwanderungsgesellschaftWGd belegt (1991). Im letzten Drittel des 20. Jahrhundert werden zudem Komposita wie ZuwanderungsgesellschaftWGd (1980) oder ZuwanderungsgeschichteWGd, letzteres als Synonym zu mit Migrationshintergrund (2007), neu gebildet.

An der Schnittstelle von Arbeitsmarkt- und Zuwanderungsdiskurs stehen die Komposita Arbeitskräftemangel und Fachkräftemangel. Zwar ist ArbeitskräftemangelWGd bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts nachweisbar (1928a), weitere Verbreitung findet das Kompositum jedoch erst ab den 1950er Jahren (1955, 1957) und damit zeitgleich zur Entwicklung der Vollbeschäftigung in der jungen Bundesrepublik Deutschland und den von der Bundesregierung abgeschlossenen bilateralen Abkommen zur Anwerbung sogenannter Gastarbeiter. Das jüngere FachkräftemangelWGd, das zunächst in recht unspezifischer, sowohl auf Deutschland (1965) als auch auf andere Länder bezogenen Verwendung begegnet (1962), begegnet ab den 1980er Jahren zunehmend in Hinblick auf das eigene Land – also etwa auf Deutschland oder Österreich (1985, 2019), ab den 2000er Jahren in Bezug auf den Zuzug ausländischer Fachkräfte (2000a) verwendet.

Zwischenfazit

Es lässt sich in einem Zwischenfazit festhalten, dass sich das deutschsprachige Migration betreffende Wortschatzsegment – zumindest in Hinblick auf die hier berücksichtigten Wörter – in verschiedenen Phasen ausdifferenziert. Einzelne Wörter – namentlich Migration in Bezug auf Völker sowie Auswanderung – sind bereits auf das 16. Jahrhundert zu datieren. Daneben tritt insbesondere ab dem 18. Jahrhundert die Entstehung von neuen, nunmehr auf Migration bezogenen Lesarten für ältere Wörter wie etwa Einwanderung und Auswanderung, aber auch Transmigration. Zudem steigt ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die Verwendungsfrequenz der Migrationswörter an. Der Migrations- und Integrationsdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt auch zu neuen Entwicklungen auf der Ebene des Wortschatzes. Das zeigt sich nicht nur in einem neuerlichen Verwendungsanstieg für einen Teilbereich des Wortfeldes, daneben tritt auch die Bildung zahlreicher neuer Wörter und Komposita wie Migrant, Zuwanderungsgesellschaft oder Fachkräftemangel.

Politische Implikationen und Vereinnahmung

Migration ist immer mindestens auch ein politisches Thema, und so tragen auch die Wörter des Wortfeldes mehr oder weniger ausgeprägte und über die Jahrhunderte zum Teil deutlichen Veränderungen unterliegende politische Implikationen und Konnotationen bis hin zu regelrechten ideologischen Vereinnahmung. Diese Tendenz zeigt sich bereits früh am Beispiel von Transmigration, das seine Lesart Zwangsumsiedlung, Vertreibung (1735, 1755) im Kontext der Vertreibung der Protestantinnen und Protestenten aus dem Habsburger Reich ausbildet, genauer im Kontext eines vom Wiener Hof unter Karl VI. entwickelten und unter Maria Theresia ausgebauten Umsiedlungssystems, das auf Zwangsmaßnahmen beruht (vgl. Beer 1999, 323). Transmigration ist damit letztlich ein Euphemismus.

Diese Tendenz zeigt sich des Weiteren daran, dass Wörter des Feldes, je nach politischer Position der Migration gegenüber, positiv oder negativ konnotiert sein können (1852, 1851). Und sie zeigt sich daran, dass die Wörter des Wortfeldes häufiger im Kontext von Debatten um Bevölkerungsentwicklung (1840b) sowie in Zusammenhang mit Fragen einer Begrenzung bzw. Steuerung von Einwanderung begegnen (1900, 2002b).

Besonders deutlich wird die politische Besetzung von Wörtern des Feldes, wenn man die Entwicklungen des 20. Jahrhundert betrachtet. Das lässt sich exemplarisch etwa an Gastarbeiter aufzeigen: Es handelt sich hier um ein Kompositum, das erstmals Anfang der 1920er Jahre bei Max Weber begegnet (1920; vgl. auch Amenda/Rass 2012 sowie Rass 2020) und im NS-Sprachgebrauch zum Euphemismus für Zwangsarbeiter wird (1942). Im bundesdeutschen Sprachgebrauch begegnet es dann in der Lesart ausländischer Arbeitnehmer, der aufgrund bilateraler Anwerbeabkommen in die Bundesrepublik Deutschland, nach Österreich und in die Schweiz migriert ist (1967). Nicht ganz klar auszumachen ist, inwieweit die Entstehung dieser Bedeutung auch vor dem Hintergrund des älteren NS-Sprachgebrauchs zu lesen ist. In jedem Fall setzt sich Gastarbeiter ab den 1960er Jahren in dieser Bedeutung gegenüber alternativen Bezeichnungen wie dem ebenfalls aus dem NS-Sprachgebrauch stammenden Fremdarbeiter (1943, 1956b) durch. Mit dem Wiederaufgreifen des Kompositums aus Gast und Arbeiter verbinden sich im Übrigen im bundesrepublikanischen Sprachgebrauch neuerlich die zentralen Bedeutungsaspekte eines nur vorübergehenden Aufenthalts in den deutschsprachigen Ländern einerseits und die Beschränkung auf den wirtschaftlichen Bereich andererseits (1967, 1995; vgl. auch Zeppenfeld 2023).

Dass Wörter des Migration betreffenden Wortschatzes genuin sprachpolitische Implikationen tragen können, zeigt auch das Beispiel Aussiedler versus Umsiedler. Als Wortbildungen sind beide älter (1787, 1858) und treten im Übrigen ebenfalls im NS-Sprachgebrauch auf (1939, 1940). Im bundesrepublikanischen Sprachgebrauch bezeichnet Aussiedler deutschstämmige Personen, die – auch aufgrund bilateraler Abkommen – aus Gebieten östlich der Oder-Neiße-Grenze nach (West-)Deutschland übersiedeln (1958); dazu ist bereits seit den 1950er Jahren SpätaussiedlerWGd nachweisbar (1956a). Die bewusste Setzung von Umsiedler für dieselbe Menschengruppe in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR ist kein Zufall, sondern sprachpolitisches Instrument, das unter anderem die Dauerhaftigkeit der gesellschaftlichen Eingliederung der Migrierten betonen und eine semantische Abgrenzung zu alternativen Bezeichnungen wie Flüchtling oder Heimkehrer schaffen sollte (1945; hierzu im Detail Schwartz 2000 sowie die entsprechenden Ausführungen in der Wortgeschichte zu Umsiedler).

Nicht zuletzt sind etwa mit Leitkultur und Parallelgesellschaft auch im Integrations- und Migrationsdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich politisch konnotierte Neologismen belegt. LeitkulturWGd Kultur, Lebensweise innerhalb einer Gesellschaft, für die eine führende Position gegenüber anderen Kulturen, Lebensweisen beansprucht wird und an die sich mit ihr identifizierende Personen eine Anpassung erwarten wird um die Jahrtausendwende zum Schlagwort politischer Debatten (1998b). Das Kompositum ist mit entsprechenden normativen Bedeutungsaspekten (1998c) in der Integrationsdebatte zunächst vor allem Gegenentwurf und Antonym zu MultikulturalismusWGd in der Bedeutung Position, die das gleichberechtigte Neben- und Miteinander von Einflüssen mehrerer Kulturen innerhalb einer Gesellschaft befürwortet (1998e, vgl. daneben 1998a; dazu auch MultikulturalitätWGd, multikulturellWGd und multikultiWGd). Ob Leitkultur – auch in der Verbindung deutsche Leitkultur verbreitet (2000c) – positiv oder negativ konnotiert ist, hängt auch von der politischen Verortung der jeweiligen Sprechenden ab (2000b, 1998f). In denselben Debatten begegnet um die Jahrhundertwende zudem ParallelgesellschaftWGd Teilgesellschaft, die relativ abgeschottet innerhalb der Mehrheitsgesellschaft besteht (1998a, 1998d). Parallelgesellschaft ist dabei anders als Leitkultur in der Regel negativ konnotiert (2001).

Nicht zuletzt lässt sich seit Beginn der 2010er Jahre eine zunehmende Vereinnahmung des Wortes Remigration durch die sog. Neue Rechte beobachten (2018; zu den Details siehe den Abschnitt Remigration: Besetzung durch die sog. Neue Rechte und Unwort des Jahres 2023WGd in der Wortgeschichte zu RemigrationWGd).

Literatur

Amenda/Rass 2012 Amenda, Lars/Christoph Rass: Fremdarbeiter, Ostarbeiter, Gastarbeiter. Semantiken der Ungleichheit und ihre Praxis im „Ausländereinsatz“. In: Nicole Kramer/Armin Nolzen (Hrsg.): Ungleichheiten im „Dritten Reich“. Semantiken, Praktiken, Erfahrungen. Göttingen 2012, S. 90–116.

Bartels 2023 Bartels, Inken et al. (Hrsg.): Umkämpfte Begriffe der Migration. Ein Inventar. Bielefeld 2023. (doi.org)

Beer 1999 Beer, Mathias: „Willkürliches Benehmen gegen den ererbten Sitten und Bräuchen". Zur Aufnahme und Eingliederung der Transmigranten in Siebenbürgen. In: Mathias Beer, Dittmar Dahlmann (Hrsg.): Migration nach Ost- und Südosteuropa vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Ursachen, Formen, Verlauf, Ergebnis. Stuttgart 1999, S. 317–335.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

El-Mafaalani 2023 El-Mafaalani, Aladin: Integration. In: Bartels, Inken et al. (Hrsg.): Umkämpfte Begriffe der Migration. Ein Inventar. Bielefeld 2023, S. 167–178.

Lexer Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabethischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke-Müller-Zarncke. Bd. 1–3. Leipzig 1872–1878. (woerterbuchnetz.de)

Niermeyer 2002 Niermeyer, J. F.: Mediae Latinitatis Lexicon Minus: = Lexique latin médiéval = Medieval Latin Dictionary = Mittellateinisches Wörterbuch. 2., überarb. Aufl. Darmstadt 2002.

Rass 2020 Rass, Christoph: „Gastarbeiter“. Zur Geschichte eines Schlüsselbegriffs der Produktion von Migration. hypothesis.org, 14. Juni 2020. (doi.org)

Scarvaglieri/Zech 2013 Scarvaglieri, Claudio/Claudia Zech: „ganz normale Jugendliche, allerdings meist mit Migrationshintergrund“. Eine funktional-semantische Analyse von „Migrationshintergrund“. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik 58/1, Berlin/Boston 2013, S. 201–227.

Schwartz 2000 Schwartz, Michael: „Vom Umsiedler zum Staatsbürger“. Totalitäres und Subversives in der Sprachpolitik der SBZ/DDR. In: Dirk Hoffmann/Marita Krauss/Michael Schwartz (Hrsg.): Vertriebene in Deutschland. Interdisziplinäre Ergebnisse und Forschungsperspektiven. München 2000, S. 135–166.

Zeppenfeld 2023 Zeppenfeld, Stefan: Gastarbeiter. In: Inken Bartels et al. (Hrsg.): Inventar der Migrationsbegriffe, 20. 9. 2023. (doi.org)

Belegauswahl

Denn die Assyrer kamen (Gottes Rütter) eröberten sie mit krieg/ vnnd führeten sie hinweg/ sollen noch widerkömmen. Dise Assyrische transmigration ist geschehen/ do solchs zerteilt abgöttisch reich zu Samaria gestanden hat/ bey zweyhundert vnnd etliche vierzig jar/ verstehe/ von Salomons tod an.

Witzel, Georg: Catechismus Ecclesie: lere unnd Handelung des heiligen Christenthums […]. Freyburg im Breyßgaw 1536, Bl. b [iv] v. (books.google.de)

Item wie eben zurselben zeit Hertzogen Hainrichs vngetrew vnderthanen die vonn Braunschweig nicht minder in rustung gestanden sein/ seiner f. G. vnderthanenn vnnd verwandten die auß vnnd einwanderung/ inn seiner f. G. Statt Braunschweig/ verbotten haben.

Heinrich (Wolfenbüttel): Des durchleuchtigen hochgebornen Fürsten unnd Herrn, Herren Hainrichs des Jungern Hertzogen zu Braunschweig unnd Luneburg etc. meins gnedigenn Herren bestendige, ergrundte und warhafftige Antwort, die sein f. G. auff diesem Speyrischen Reichstage […]. O. O. [1544], Bl. k iij v. (books.google.de)

Dies ist die aller elste vnd erste emigration der alten Schwaben in Sachssen/ Teutoniam/ in die Marg zu Brandenburg/ vnd an die Odera/ Elben/Sprehe vnd Salah gewest […].

Brotuff, Ernst: Chronica Vnd Antiquitates des alten Keiserlichen Stiffts, der Römischen Burg, Colonia vnd Stadt Marsburg, an der Salah in Obern Sachssen […]. Leipzig 1557, S. IIIr. (books.google.de)

Daß durch die Gemeinschafft der wesenlichen Eigenschafften nicht verstanden werde/ einige immigration derselben/ eintweder auß der Göttlichen Natur in die Menschliche/ oder der Menschlichen in die Göttliche.

Theodori Bezae: Gründlicher Gegenbericht Auff die zu Tübingen außgangene Schrifften, des Mümpelgartischen Gesprächs halben […]. Auß dem Latein in rechtgeschaffen Teutsch, mit sonderem vleisse, trewlich gebracht. [Erster Teil]. Basel 1588, S. [245]. (books.google.de)

Die Longobardi/ welche an der Elbe gesessen/ an dem Ort/ da jetzund dz Magdeburgische und Halberstadische Bisthumb gelegen/ sind zur zeit der grossen schrecklichen Züge/ und Migration der Völcker aus jrem Vaterland/ mit Weib und Kind in Pannoniam/ daß ist/ an die Ungerischen Grentzen/ die Welschland am nechsten sind gezogen/ und haben sich doselbst nieder gesatzt […].

Sturm, Wenceslaus: Chronica Von anfangk der Welt biß auffs Jahr Christi unsers Erlösers M. D. XCVI. […]. Leipzig 1596, S. 217. (books.google.de)

Also kan auch in dieser zeitlichen Abletzung/ auff dem Todesbett ein frommer Christ/ alle die seinigen auff die selige remigration wider zusammenkunfft im ewigen Leben vertrösten […].

Droschki, Wolfgang: Officina beatae emigrationis: Gläubiger Hertzen Geistliche Rüstkammer […]. Leipzig 1604, S. 175. (books.google.de)

Ruhen sie in Gott/ und ruhet Gott in jnen/ durch die starcke Vereinigung und Gelegenheit der immigration, daß Gott in sie fähret/ und in jnen wohnet/ und sie hergegen auch in Gott wohnen/ und in GOtt ihr Wesen und Verheltniß haben/ was thun sie dann in GOtt?

Nicolai, Philipp: Alle Teutschen Schrifften […]. Erster Theil. Hamburg 1617, S. 266. (books.google.de)

Der Fünffte tag solte heissen die Auswanderung/ Der Sechste/ Jesus Christus/ und der Siebende/ die aufferstehung von den todten oder das Gerichte.

Salluste Du Bartas, Guillaume de: Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste Herren zu Bartas […]. Vor Jahren Aus dem Französischen in wolgemessene deutsche Reime […] durch ein Mitglied der fruchtbringenden Gesellschafft gebracht und ausgegangen. An ietzo aber Eines theils […] übersehen/ verbessert und […] vermehret und von Neuen an den Tag gegeben. Cöthen 1640, S. 8. (books.google.de)

[…]Jmmittels aber/ vnd weiln Er mit dieſen gedancken/ vnd Vorhaben vinbgangen/ vnd eben vmb dieſelbige zeit/ bey Jhrer Kay. May. Hertzog Frantz Julius zu Sachſen Lawenburg/ newe Friedenshandlungen geworben: vnd dieſe reſolution erlangt/ daß Jhrer Kay. May. nit zuwider/ die Friedens Tractation wider an die handt zunemmen/ vnd daß derohalben/ dem Churfuͤrſten zu Sachſen/ bevorſtehe/ Jhre Abgeordnete/ entweder an den Kayſerlichen Hoff/ mit Jhrer Kay. May. ſelbſten/ oder nacher Prag/ vnd mit dero Feldthaubtman zu tractiren/ abzuſchicken/ hat Er alſo balden zu Dreßden/ Wie auch bey denen Schwediſchen/ (da Er doch dergleichen General/ Friedens Tractation anzufangen/ einigen Gewalt niemahlen gehabt) mit hoͤchſter Verſchimpff: vnd Verkleinerung/ Jhrer Keyſ. Mey. dahin negotijrt/ daß mit deroſelbigen ſelbſten/ Sie nit tractirn ſolten/ mit offenem vorgeben/ daß der Kaͤyſ. May. nicht zutrawen/ ſeitemaln Sie gar zu Pfaͤffiſch/ von denen Jeſuitern/ vnd Spanniern regiert/ vnd was Sie zuſagten/ nicht halten wuͤrden/ noch koͤndten/ Solten vielmehrers mit Jhme tractiren/ als welcher die Macht/ vnd Waffen/ in ſeinen Haͤnden/ vnd entſchloſſen ſey/ mit denen ſelben/ einen Frieden/ deſſen Sie ſich zuerfrewen haben wurden/ einzugehen/ vnter dieſem aber/ nichts anders geſucht/ als wie Er/ vnter dem ſchein deß Fridens/ die vornemſten Capita/ von Jhrer Kay. May. Feinden/ zu ſich nacher Pilſen vermoͤgen/ ſeine gefaſte boͤſe Vorhaben/ mit Jhnen communiciren/ die voͤllige Coniunction/ beyder Theil Waffen/ wider Jhre Kay. May. vergleichen/ vnd volgends gar zu Werck richten moͤchte/ vnd Jhme darunter/ das voͤllige/ vnd abſolutum arbitrium Pacis et Belli aſſumiert, Wie dann vnter diſer zeit/ vnterſchiedliche/ von denen Emigranten/ auß dem Koͤnigreich Boͤheim/ vnter allerhand particular Fuͤrwandt/ deß gleichen/ Hertzog Frantz Albrecht zu Sachſen Lawenburg/ deme auch der Sachſiſche General Leutenandt Arnheim (darzu die Paß vnd Repas bereit vberſchickt geweſen) volgen ſollen […]/ vnter deim ſchein/ der Friedeshandlungen/ zu Pilſen ankommen/ vnd hat der Wilhelm Khinßky/ dieſe vertroͤſtung allbereit mit ſich gebracht/ wie daß der Schwediſche Cantzler Ochſenſtern/ neben andern Confoederirten, zu aller hilff/ vnd Befuͤrderung ſich erklaͤrt/ vnd offerirt hetten.

Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae. Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Franckfurt 1652, S. 134. (deutschestextarchiv.de)

Uns ist zu unserm Vorhaben genugsam/ daß wir wißen, daß unsere teutsche Muttersprache dieselbe in ihrem Grund und Wurzel ist/ welche dieser erste König mit seinen Kindern und Völkern in diese Abend- und Nordenländer gebracht/ geredet und fortgepflanzet hat/ wiewol nicht zu leugnen/ daß solche Sprache/ wegen Auswanderung so vieler streitbaren Völker daherrührender Vermengung/ Bewohnung fremder Oerter/ Erfindung neuer Sachen/ Künste und Werkzeuge/ vermehret/ ausgebreitet/ und in unterschiedliche(n) Mundarten zerteilet/ auch viel Stammwörter aus Unachtsamkeit und Unterlaßung des Schriftfleißes/ davon teils verlohren/ teils unbekant worden.

Stieler, Kaspar von: Teutsche Sekretariat-Kunst […]. Nürnberg 1673, S. 9. (books.google.de)

Dann/ weil sich damals eine Lehr-änderung in dem Königreich Böhmen ereignete/ wurde seinem lieben Vater/ wie vielen anderen/ die Abwanderung angesaget.

Limburger, Martin: Die betrübte Pegnesis, den Leben- Kunst- und Tugend-Wandel des seelig-edlen Floridans H. Sigm. von Birken […]. Nürnberg 1684, S. 67. (books.google.de)

So haben auch dero Zeit die Gothen in Italien von dem Abgott Thoro keine Wissenschaft gehabt/ gestalt durch die Migration oder Wanderschaft der Gothen der Unterscheid unter den Ostro- und Westro-Gothen (Ost- und West-Göthar) aufkommen war.

Winkelmann, Johann Justus: Gründlicher Bericht und Beweiß vom Ursprung und Anfang der Thüringer […]. Bremen 1694, S. 21. (books.google.de)

So ist auß den Kirchen-Historien bekandt/ das die H. Kirchenlehrer nicht allwegen mit Lebens-Gefahr in der Verfolgung verharret/ sondern durch Migration uns andere zugelaßne Mittel/ so sie je nach Gelegenheit zur hand gaben mögen/ ihr Leben salvirt haben.

Göbel, Johann Conrad: Christianus vapulans Oder Marter-Chronick […]. Mühlhausen 1699, S. 430. (books.google.de)

Ob nun wol bey verſpuͤrter ſolcher hartnaͤckigkeit mit aufflegung der migration in ihn getrungen werden will/ auch ſonſten denen jenigen/ ſo dergleichen irrungen in glaubens-ſachen beſtaͤndig bey ſich hegen/ nach gebrauchten gradibus die Landraumung angedeutet werden kan.

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2: Dritter und Vierdter Theil. Frankfurt a. M. 1700, S. 714. (deutschestextarchiv.de)

Es iſt ſehr glaubwuͤrdig/ daß bey der erſten migration dieſer Voͤlcker aus den Morgenlaͤndern/ ſie ſich/ da ſie an die Hercyniam kommen/ getheilet/ und etliche uͤber dieſelbe gegen Norden/ etliche herunter gegen Suͤden ſich gemacht haben/ und immer ferner geruͤcket ſind.

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig 1705, S. 254. (deutschestextarchiv.de)

Bürgermeister und Rath allhier gratuliren der Reichs-Versammlung zum neuen Jahre, und bitten sich derselben Intercession vor einige im Stifft Berchtolsgaden gefangene, und unter ihrem Schutz lebende Evangelische Emigranten aus.

[Lünig, Johann Christian]: Die Teutsche Reichs-Cantzley. Achter Theil. nebst zwey vollständigen Registern. Leipzig 1714, Bl. Xxx [8] r. (deutschestextarchiv.de)

Als die Emigration einmal angefangen, bekamen auch Andere Lust dazu, welche durch mehrere Angriffe der Wilden vermehrt ward, die zwar zurück geschlagen wurden, aber doch viel Schaden verursachten, wobei verschiedene Kolonisten verwundet oder gar getödtet wurden.

Defoe, Daniel: Der vollständige Robinson Crusoe. Bd. 2. Constanz 1829 [1719], S. 181.

Er möge sich doch nur daran erinnern, daß ich es ihm schon vor vielen Jahren empfohlen und die Auswanderung nach Virginia als Mittel vorgeschlagen habe, unsere zerrütteten Vermögensverhältnisse endgültig aufzubessern.

Defoe, Daniel: Glück und Unglück der berühmten Moll Flanders. Berlin 1903 [1722], S. 390.

Alleine/ diese Migration oder Völckerwanderung ist in denen gantz uhralten Zeiten geschehen […]/ daher auch irrig/ wenn Tacitus [Anmerkung: de Mor. Germ.] vorgiebet/ es wären die Teutschen auf der See nach Teutschland gekommen/ welches überaus ungereimt ist/ in dem / bey Bevölckerung der Welt/ die Menschen von der Sichiffarth keine solche Wissenschaften hatten/ daß sie bey vielen 1000. auf der See hätten fortgehen können: ja es ist glaublich/ daß jene erst lange hernach/ aus höchstdringender Noth erfunden worden.

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo 1724, S. 336. (deutschestextarchiv.de)

Weil wir von denen verlassenen Gütern derer behauften Emigranten schon oben zur Rede kommen: so ist keines wegs hier zu umgehen, was grosse Summen die so gar fromme neu-Evangelische Saltzburgische Auswanderer um ihrer angenohmenen Confession wegen ihrem Vatterland haben zuruck lassen müssen.

Gessl, Johann F.: Des gutmeinenden Petriners controversistischer neuer Zeitungs-Prediger, über das Saltzburgische Emigrations-Werck […]. Lintz 1733, S. 67. (books.google.de)

[…]Sr. Excell. unterm 5. Currentis abermahlen erlasenes sehr schätzbares/ habe nebst dem Anschluß eines Extracts von dem sub dato den 26. Febr. 1735. von denen hier ländig Acatholischen Saltz-Cammer-Guts-Insassen Gayserer-Pfarr/ abgesandten Schreiben rechts erhalten, und aus diesem mit nicht geringer Verwunderung entnommen, wie ersagte Acathlis. Saltz-Cammer-Guts Insassen sich so wohl eines harten Verfahrens beschweren, und das so genannte Corpus Evangelicor. oder vielmehr auf dem fürwährenden Reichs-Tag zu Regenspurg anwesend protestantische Hochansehnliche Bottschafften und Gesandte mit ungleichen der Warheit nicht gemässen Vorstellungen neuerlich angehen dörffen, wohingegen sie unterthanen vielmehr Sr. Kayserl. Majest. ihnen bezeigte Milde und Gelindigkeit in verbundenster Danckbarkeit beloben und erkennen solten, davon höchst deroselben ihnen in Verhoffung, daß sie successive ihren Glaubens-Irrthum selbsten erkennen würden, andere aber von ihnen destoweniger verführet werden möchten, dermahlen das Exercitium Religionis privatum demosticum, connivendo eingestanden worden; alleine es lassen sich diese verstockte Leute darmit nicht begnügen, sondern unterfangen sich zuwider denen erganenen Kayserl. alergnädigsten Mandaten und Verordnungen öffentliche Zusammenkünfften in Lesung Lutherischer Bücher und Singung derley Gebeter zu halten, ja ob schon einige derselben als Verächter derer Landes-Fürstlichen Satz und Ordnungen mit Arrest in dem allhiesigen Wasser-Thurn beleget worden, so unterlassen doch die andere nicht in ihrem Anfang immer mehrers fortzufahren, sich platterdings erklärende, wie sie sich derley Zusammenkünfften nicht wehren lassen würden, sondern daß man mit ihnen dermaleinst ein Ende mache, das ist, entweder ein öffentliches Religions-Exercitium erdulten, oder aber die Emigration und respective transmigration zu ihren Glaubensgenossen verstatten solte.

Anton Faber: Europäischer Staats-Cantzley Sechs- und Sechtzigster Theil […]. 1735, S. 147. (books.google.de)

Attestat. Requista und Formul eines Handwercks- Attestat 715.5. solle von einem Gesellen/ dem in dem eingewanderten Orth Arbeit versprochen worden/ samt denen Abschrifften von seinen Geburths- und Lehrbrieff in dasige Meister-Lade zur Verwahrung geleget und bis zu seiner Abwanderung daselbst gelassen werden […].

Gritsch, Johann Georg: Der auserlesenen Sammlung des Heil. Römischen Reichs Grund-Gesetze, Friedens-Schlüße, und Satzungen, erster [und zweiter] Theil […]. Regenspurg 1737, S. 111 (Register). (books.google.de)

Es behebet sich eben die angebrachte Beschwerde dadurch von selbst, daß ihnen die Transmigration nach Siebenbürgen, allwo sie das offentliche Religions-Exercitium haben, gestattet wird […].

Maria Theresia: Anderweites Kayserlich-Königlich-allergnädigstes Rescript an den Erz-Herzoglich-Oesterreichischen Directorial-Gesandten zu Regenspurg Freyherrn von Buchenberg etc. das Religions-Weesen in Ober-Oesterreich, Steyermark, und Kärnthen betreffend. 23. April. 1755, S. 20. (books.google.de)

Den 6ten Julii 1753. ist erstgedachte Graymannin von der Herrschafft Gmünd anhero nacher Klagenfurth abgeliefert worden, um nach ihren allemfälligen Verlangen, und mit behöriger Bewilligung, samt anderen Transmigranten nacher Siebenbürgen verschickt zu werden, sie hat aber allhier an statt der Transmigration die Catholische Religion freywillig erwehlet, und nach öffentlich abgelegter Glaubens-Bekanntnus wiederum nacher Gmünd, und von dannen in die Nähring zu ihrer Heimstatt sich zurück begeben, allwo sie fast ein ganzes Jahr, ohne geäusserter mindesten Beschwerde, oder Beklagung […] ruhig verblieben, bis sie endlich mit der ausdrücklichen Erklärung hervorgekommen ist, wie daß sie bey der Augspurgischen Confeßion ohnabbringlich beharren wolle, und nunmehro zu transmigriren verlangete, worauf dann dieselbe auch, gemäß der Herrschaft Gmünd ergangenen behörigen Verodnung, den 20. April 1754. von dannen wiederum allhero abgeliefert […].

N. N.: Vollständige Geschichte der neuesten Bedrückungen der Evangelischen in den Erblanden des Hauses Oesterreich […]. Zweiter Theil. O. O. 1764, S. 39. (books.google.de)

A. 514 giebt sich hervor West-Saxen, i. e. Westphalen, woraus nach der Immigration der Sachsen Stuf und Wigar in Brittannien übergegangen […].

Grupen, Christian Ulrich: Origines Germaniae, oder das älteste Teutschland […]. Zweyther Theil. Lemgo 1766, S. 184. (books.google.de)

Man hat vielmehr von Anfang an für recht gehalten, daß ein catholischer Reichsstand seine Unterthanen, die sich zur Augsburgischen Confession bekännten, nicht nur aller Ehrenämter und bürgerlichen Gerechtsamen unfähig erklären, sondern auch gar ausser Landes jagen, und also zur Migration zwingen könne.

Pütter, Johann Stephan: Auserlesene Rechts-Fälle aus allen Theilen der in Teutschland pblchen Rechtsgelehrsamkeit […]. Zweyten Bandes Erster Theil. Göttingen 1771, S. 700. (books.google.de)

Noch vor Roms Erbauung durch Ruͤckwanderungen einiger Haufen von Europaͤiſchen Griechen verſtaͤrkt, errichteten ſie 18 kleine Freiſtaten, die in drei Eidgenoſſenſchaften, die Joniſche, Aeoliſche, und Doriſche, vertheilt waren.

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers […] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 129. (deutschestextarchiv.de)

Alſo wuͤrde die alte Geſchichte von der Erbauung Roms, den Olympiaden, und den uͤbrigen Epochen an, die dieſes Zeitalter zum eigentlichen Anfange der ſyſtematiſchen Univerſalhiſtorie qualificiren, bis auf die Theilung des Roͤmiſchen Reichs, die Voͤlkerwanderungen, und den dadurch bewirkten Untergang der ganzen abendlaͤndiſchen Haͤlfte […]; die neue hingegen von dieſen Revolutionen an, bis auf den Untergang der morgenlaͤndiſchen Haͤlfte, die Er findung der Buchdruckerei, die Palingeneſie der Wiſſenſchaften, die Entdeckung von Oſtund Weſtindien, und den Sturz des neuen hierarchiſchen Roms, gehen (verglichen mit den uͤbrigen groſſen Weltbegebenheiten, die in eben dieſe Zeitalter fallen §. 31 und 32).

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers […] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a. 1772, S. 84. (deutschestextarchiv.de)

Den Hopfen kanten die aͤlteſten Botaniker nicht, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß er, wie viele Kuͤchengewaͤchſe, erſt zur Zeit der Voͤlkerwanderung in Europa bekant geworden iſt.

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie […]. Göttingen 1777, S. 89. (deutschestextarchiv.de)

Die Summe, welche die Kaiserinn jährlich zur Unterstützung dieser Einwanderer aussetzete, war vor das erste 200000 Rubel.

Meyer, Johann Heinrich Christian: Briefe über Rußland. Erster Theil. Göttingen 1778, S. 235. (books.google.de)

Bey den Umsiedlungssfällen nach Hungarn, aber auch in andere k. k. Erblanden ist hinfüro zu beachten, daß der Umsiedler mit einem von seiner Obrigkeit ihm ertheilten, und sohin von hieraus, und der Militärbehörde kontrasignirten Losbriefe, oder Entlassungsscheine versehen werde.

Militärkonzertat. 48, Innsbruck 17. März 1787. In: Vierteljähriger chronologischer Auszug der vom kaiserl.-königl. Landesgubernium vom 1. Jäner bis letzten März 1787. bekanntgemachten Verordnungen. O. O. 1787, unpag. (books.google.de)

Was also das Kreisamt in Rücksicht der Immigranten zu thun hat, besteht darin, daß es, wenn ein Immigrant sich mündlich, oder schriftlich um Annahme irgendwo an das Kreisamt wendete, selben an die Landesstelle zur weiteren Beförderung anweise, und im kurzem beirücke, ob es allenmalls meine, daß sich von diesesn Immigranten etwas versprechen lasse, oder nicht.

N. N.: Versuch einer Anleitung zur Kenntniß der politischen, und besonders der kreisämtlichen Geschäfte. Erster Theil. Wien 1789, S. 235. (books.google.de)

Da der groͤßte Theil derſelben jetzt aus Deutſchen beſteht, da viele junge Gelehrte dieſer Nation einzig in der Abſicht nach St. Petersburg kommen, ſich auf dieſem Wege fortzuhelfen, und da dieſe Einwanderungen von Jahr zu Jahr betraͤchtlicher werden: ſo glaube ich, in einem Buche welches fuͤr Deutſche Leſer beſtimmt iſt, eine kurze Schilderung des Zuſtandes und der Verhaͤltniſſe nicht uͤbergehen zu duͤrfen, in welchen ſich dieſe Klaſſe von Leuten befindet.

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Erster Theil. Riga, 1794, S. 315. (deutschestextarchiv.de)

Ihr Held ist ein französischer Emigrant, und dessen Emigration und Remigration sind die beiden Pole, um welche sich die Geschichte dreht.

Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung, 8. September 1804, Nr. 216, Sp. 480. (books.google.de)

Die Einwohner von Ober und Niedercanada und die zahlreichen Angestellten beider Handelscompagnien, mögen bei der starken Zuwanderung aus Europa wohl eine Million Menschen betragen.

Rüder, Friedrich August: Erörterungen für meine Zeit. Bd. 1. Schmalkalden 1825, S. 161. (books.google.de)

Im Westen des Königreichs hat die Auswanderung nach den Vereinigten nordamerikanischen Freistaaten abermal zugenommen, jedoch auch im Oldenburgischen, in auffallender Weise.

Allgemeine Zeitung, 22. Januar 1840, Nr. 22, S. 175. (deutschestextarchiv.de)

„[…] Für die Interessen einer solchen Bevölkerung, die nicht nur durch Geburten, sondern auch durch Einwanderungen wächst, zu sorgen und die ihr angemessenste Regierungsform festzusetzen, kann von diesem Hause nur als eine hochwichtige Aufgabe betrachtet werden.“

Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 2. April 1840, Nr. 93, S. 737. (deutschestextarchiv.de)

Wer es ſich zum Geſchäft macht, Preußiſche Unterthanen zur Auswanderung zu verleiten, ſoll mit Gefängniß von Einem Monate bis zu zwei Jahren beſtraft werden.

Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten und das Einführungsgesetz vom 14. April 1851. Leipzig 1851, S. 277. (deutschestextarchiv.de)

In erſterer Beziehung nämlich iſt es für den entſtehenden Staat ſehr wichtig, von dem verhältnißmäßig geringen Bevölkerungs-Kapital, mit dem er beginnt, nichts einzubüßen, während es umgekehrt für den erwachſenen Staat vortheilhaft ſein kann, ſich der nicht verwendbaren Ueberſchüſſe dieſes Kapitals durch Colonien, Auswanderungen u. ſ. w. zu entledigen.

Jhering, Rudolf: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Erster Theil. Leipzig 1852, S. 223. (deutschestextarchiv.de)

Am Einfluß des Buffalo-Flusses in den Red-River lebt seit vier Jahren schon ein deutscher Aussiedler, Hacker ist sein Name.

Die Gartenlaube 37 (1858), S. 530. [DWDS] (wikisource.org)

Wo vor einem Menschenalter ein einsamer Walfischjäger die weite Wasserwüste durchschweifte, wimmelt es heute von Dampfern und Seglern mit neuen Zuwandrern aus England und Deutschland, mit Fabrikaten des europäischen Nordens und mit den Producten, welche die Welt der Gegenfüßler uns dafür sendet.

Die Grenzboten 25/1/1 (1866), S. 414. (deutschestextarchiv.de)

Außerdem ist in der Kommission, ganz besonders betont worden, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen bei der starken Neigung zur Auswanderung man sehr darauf zu achten hat, den Ausgewanderten die Rückwanderung thunlichst leicht zu machen und sie nicht durch scharfe Bestimmungen von der Rückwanderung abzuschrecken.

Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1874, S. 847. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)

Die Klagen über die Nichtsnutzigkeit der jungen Arbeiter auf dem Lande sind ebenso allgemein und unsrer Erfahrung nach auch ebenso berechtigt wie die Klagen über den Mangel an Arbeitern und über ihre Abwanderung in die Städte und zur Industrie.

Die Grenzboten 56/1 (1897), S. 419. (deutschestextarchiv.de)

Soweit die Abwandrer nach dem Westen für den ostdeutschen Landwirt notwendige Arbeitskräfte sind, treten, wie bekannt, auf den Gütern polnischer wie deutscher*) Großgrundbesitzer, namentlich solcher Aktionäre von Zuckerfabriken, denen die Lohnansprüche hiesiger Arbeiter zu hoch sind, seit 1873, seit dem Niedergange der Landwirtschaft, an ihre Stelle Horden polnischer, sich vom Tier, wie treffend gesagt worden ist, nur durch die Gestalt unterscheidender Arbeiter aus Kongreßpolen und Galizien, die den ganzen Osten überschwemmen und noch weniger Ansprüche als unsre polnischen Arbeiter machen, dafür aber auch weniger tüchtig und leistungsfähig sind, Krankheiten, wie die echten Pocken, ins Land schleppen, bis in die Provinz Sachsen hinein, und durch ihr Verhalten fortgesetzt zu Klagen Anlaß geben.

Die Grenzboten 56/3 (1897), S. 396. (deutschestextarchiv.de)

Die Herren aus dem Osten werden auch gewiß nicht einem Vorschlage ihre Zustimmung geben wollen, welcher die Abwanderung aus dem Osten nach dem Westen des Reichs begünstigen würde. Denn wenn die Landbriefträger im Westen höher besoldet werden als im Osten, wird natürlicherweise die Abwanderung aus dem Osten nach dem Westen in noch höherem Grade sich vollziehen, als wie es jetzt schon der Fall ist.

Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1898, S. 877. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)

Aber das werden Sie, glaube ich, ebenfalls alle anerkennen, daß bei dieser Frage sehr wichtige, sehr schwerwiegende, entscheidende öffentlich-rechtliche Gesichtspunkte mitsprechen, und daß wir unsere Grenzen für die Einwanderung fremder Arbeiter ganz unbedingt frei unter keinen Umständen geben können.

Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1900, S. 6030. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)

Freilich zogen die Landflüchtigen damals zu einem weit größern Teile ins Ausland als heute, und die starke Abwandrung, die erst begann, verursachte natürlich damals zunächst keinen so fühlbaren Arbeitermangel in der Landwirtschaft und so sichtbare Lücken in der Landbevölkerung wie jetzt, nachdem sie ein Menschenalter angedauert hat.

Die Grenzboten 60/2 (1901), S. 547 (deutschestextarchiv.de)

Aber selbst dieser Massenzuzug kann die Lücken nicht ausfüllen, die die Abwanderung vom Lande nach den großen Städten und den Industriemittelpunkten gerissen hat.

Wohlrabe, Wilhelm: Deutschland von heute. Teil III: Land und Stadt. Leipzig 1905, S. 88. [DWDS] (gei.de)

Gewisse seit Jahrtausenden in jedem Dorf vertretene unentbehrliche Gastarbeiter – beispielsweise namentlich alle die, welche mit Viehhäuten, also Leder, zu tun haben – sind trotz ihrer Unentbehrlichkeit absolut unrein.

Weber, Max: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. II, Tübingen: Mohr 1921 [1920–1921 [zuerst 1920]], S. 12. [DWDS]

Es darf nicht übersehen werden, daß wohl noch 1927 ca. 250 000 junge Menschen neu in das Leben treten und die Arbeitsmarktlage zu verschlechtern vermögen; doch von 1928 bis 1933 wird sich der Geburtenrückgang während des Krieges 1914/18 auswirken und die seitherige Entwicklung zum mindesten anhalten, u. U. sogar eine fühlbare Erleichterung des Arbeitslosenmarktes bzw. einen Arbeitskräftemangel bringen.

Mahling, Martin: III.1 Die Umgestaltung der Besitz und Betriebsverhätlnisse in der Landwirtschaft. In: Sombart, Werner (Hrsg.): Volk und Raum. Eine Sammlung von Gutachten zur Beantwortung der Frage: „Kann Deutschland innerhalb der bestehenden Grenzen eine wachsende Bevölkerung erhalten?“ Hamburg u. a. 1928, S. 131–152, hier S. 142. (books.google.de)

Nach der Reichsstatistik über Auswanderung sind im Zeitraum 1910/1925 aus Baden allein 20 078 Menschen nach überseeischen Ländern ausgewandert. Wieviel Personen in der gleichen Zeit aus Baden nach Württemberg, Bayern, Preußen usw. abgewandert sind, steht nicht fest; es ist aber zu vermuten, daß die Zahl der Abwanderer ein Vielfaches der Auswanderer nach überseeischen Ländern beträgt.

Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1928, S. 91. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)

Die Umsiedler haben das Recht, ihr Vermögen in dem für die Fortsetzung ihrer wirtschaftlichen und beruflichen Tätigkeit notwendigen Ausmaß sowie innerhalb bestimmter Normen auch die Wertgegenstände ihres persönlichen Besitzes mitzunehmen. Überdies sieht die Vereinbarung vor, daß die Interessen der Aussiedler mit Bezug auf ihr im früheren Wohnort zurückgelassenes Vermögen gewährleistet werden.

N. N.: Bevölkerung, Außenpolitik. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 9, 6. 11. 1939, S. 4304 ff. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1939]. [DWDS]

Abschluß der Umsiedelung aus Bessarabien

Die Aussiedelung der Volksdeutschen aus Bessarabien, die am 23. September begonnen hatte, wurde am 28. Oktober abgeschlossen. […] 30461 Aussiedler wurden zu den Schiffen gebracht […], 15373 wurden mit Fuhrwerken mit 22922 Pferden in großen Trecks über die Pruthbrücke nach Galatz und wurden zum Theil gleich auf die Schiffe gebracht, zum Theil verweilten sie einige Tage im Auffanglager von Galatz.

Das Archiv. Nachschlagewerk für Politik, Wirtschaft, Kultur. Oktober 1940, S. 723.

Französische Gastarbeiter im Reich können von sogleich an einmalig ein Paket mit Wäsche und Bekleidungsstücken (Wintersachen) von ihren Angehörigen im Vichy-Frankreich empfangen.

Amtsblatt des Reichspostministeriums. Bekanntmachungen der Deutschen Reichspost (Ausgabe B), 27. November 1942, Nr. 107, S. 821. (books.google.de)

Zur Hebung der Arbeitsfreude, aber auch zur Isolierung der Fremdarbeiter von den deutschen Arbeitskameraden außerhalb der Arbeitsteit ist die Freizeitgestaltung der Fremdarbeiter in jeder Weise zu fördern.

Der Hoheitsträger. Der Reichsogranisationsleiter der NSDAP (1943), Nr. 3, S. 8. (books.google.de)

Hierbei sei bemerkt, daß fortan in unserem Sprachgebrauch nur die Rede von Umsiedlern ist. Die Bezeichnung Flüchtlinge oder Ausgewiesene ist nicht mehr zu gebrauchen.

Rundschreiben Nr. 1 der Zentralverwaltung für deutsche Umsiedler an die Umsiedlerämter der Landes- und Provinzialverwaltungen, an die Landräte und Bürgermeister der kreisfreien Städte, Berlin, 2. Oktober 1945, zitiert nach: Manfred Wille (Hg.): Die Vertriebenen in der SBZ/DDR. Dokumente, Bd. 1: Ankunft und Aufnahme 1945. Wiesbaden 1996 (Studien der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund 19/1), S. 264–269, hier S. 264.

Sie wissen doch, daß eine starke Abwanderung aus der Landwirtschaft im Gange ist und daß gerade in Anbetracht des Arbeitskräftemangels, unter dem wir jetzt leiden, diese Wanderung aus der Landwirtschaft in die Industrie eine große Bedeutung hat.

Plenarprotokoll vom 15. 12. 1955. In: Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 02/120, S. 6407. [DWDS] (bundestag.de)

Im übrigen sind die gleichen Maßnahmen für die jugendlichen Spätaussiedler aus den Vertreibungsgebieten notwendig.

Plenarprotokoll vom 9. 2. 1956. In: Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 02/12, S. 6670. [DWDS] (bundestag.de)

„[…] I hob koan Verständnis dafür, daß unsere Söhne auf dem Kasernenhof gegen ihren Willen geschliffen werden, während importierte italienische Fremdarbeiter bei unsern Madln schlafen.“ Mit diesem ansprechenden Argument hat der Bayernpartei-Politiker Hans Utz, ein ehemaliger Fallschirmjäger und einer der drei dienstältesten Politiker der Bayernpartei (neben Fischbacher und Lallinger), in den letzten Wochen immer wieder lauten Beifall geerntet, wenn er in ländlichen Versammlungen vor den bayrischen Bauern einen Beschluß seiner Partei erläuterte, dessen Bedeutung nach Utz „weit über Bayern hinausgeht. […]“

Der Spiegel, 15. 2. 1956, S. 17. [IDS]

Die Bestrebungen der landwirtschaftlichen Betriebe, den Arbeitskräftemangel durch Mechanisierung und Rationalisierung zu beheben, stoßen jedoch auf Schwierigkeiten, da der vielfach veraltete Gebäudebestand für eine moderne Wirtschaftsführung ungeeignet ist.

Bundesregierung: Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß § 4 des Landwirtschaftsgesetzes (Grüner Bericht 1957). In: Deutscher Bundestag: Drucksache Nr. 02/3200 vom 13. 2. 1957, S. 49. [DWDS] (bundestag.de)

Am schwierigsten gestaltet sich die Finanzierung des Wohnungsbaus für Flüchtlinge, Vertriebene, Aussiedler und Zuwanderer aus der Sowjetzone.

N. N.: Bundeshaushalt 1958 vom Bundesrat und Bundestag in erster Lesung behandelt. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 28, 16. 4. 1958, S. 7008 ff. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1958]. [DWDS]

Die Bundesregierung hat von vornherein einen wesentlichen Teil ihrer Anstrengungen auf Vorhaben zur Verminderung des Fachkräftemangels in den Entwicklungsländern konzentriert und wie auf keinem anderen Gebiet hierbei die Unterstützung der Wirtschaft, der Verbände, der Bildungseinrichtungen und der übrigen Öffentlichkeit, eingeschlossen die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, gefunden.

Plenarprotokoll vom 16. 11. 1962. In: Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 04/49, S. 2182. [DWDS] (bundestag.de)

Der starke Fachkräftemangel macht sich ferner bei der Durchführung der Erziehungsbeistandschaft empfindlich bemerkbar.

Bundesregierung: Bericht über die Lage der Jugend und über die Bestrebungen auf dem Gebiet der Jugendhilfe. In: Deutscher Bundestag: Drucksache Nr. 04/3515 vom 14. 6. 1965, S. 139. [DWDS] (bundestag.de)

FRAGE: „Werden sich die Besprechungen auf wirtschaftliche Sachfragen, auf Fragen der Gastarbeiter beschränken oder werden sie politische Fragen umfassen?“ BRANDT: "Sie werden nicht nur Fragen der Wirtschaft und der Gastarbeiter betreffen, sie werden sich auch auf Fragen der kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Zusammenarbeit erstrecken.

N. N.: Protokoll über Wirtschaftsverhandlungen. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 37, 8. 5. 1967, S. 13154 ff. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1967]. [DWDS]

In West-Berlin zum Beispiel waren 1976 von 169 000 Ausländern 44 % Türken, in Frankfurt von 113 000 Ausländern 22 % Jugoslawen, in München von 220 000 Ausländern 26 % Jugoslawen, 15 % Türken und 12 % Italiener, in Düsseldorf von 75 000 Ausländern 17 % Jugoslawen und 15 % Griechen. In vieler Hinsicht haben diese ausländischen Familien besondere Probleme: die weitgehend ökonomisch bedingte Anwerbung und Immigration; die Schwierigkeiten irgendeiner Zukunftsplanung, Trennungsprobleme, die Verunsicherung zwischen zwei Kulturen, die Bildungsmisere. Verschärfung von Familienproblemen durch Anwerbestopp Die betroffenen Kommunen haben für die Ausländerprobleme bisher keine Lösung gefunden.

Bundesregierung: Die Lage der Familien in der Bundesrepublik Deutschland – Dritter Familienbericht – Bericht der Sachverständigenkommission der Bundesregierung. In: Deutscher Bundestag: Drucksache Nr. 08/3121 vom 20. 8. 1979, S. 155. [DWDS] (bundestag.de)

Arbeitsmigration ist ein Prozeß, in welchem zunächst vor allem Männer jüngeren Alters in die Zuwanderungsgesellschaft kommen.

Heckmann, Friedrich: Einwanderungs als Prozess. In: Jochen Blaschke/Kurt Greussing (Hrsg.): „Dritte Welt“ in Europa: Probleme der Arbeitsimmigration. Frankfurt a. M. 1980, 95–125, hier S. 102.

Meine Damen und Herren, man sollte nicht nur über einen zunehmenden Fachkräftemangel jammern.

Plenarprotokoll vom 4. 10. 1985. In: Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 10/163, S. 12199. [DWDS] (bundestag.de)

„Eine monokulturelle Gesellschaft hat es nie gegeben, es wird weiter eine Einwanderungsgesellschaft geben, da kann man sich auf den Kopf stellen, wie ein kleines Kind schreien“, sagt Daniel Cohn-Bendit. So gesehen, brauche er weder gegen noch für eine multikulturelle Gesellschaft sein, die sei ohnehin da (Ausländeranteil in Frankfurt: 24 Prozent). Helmut Schüller plädiert zunächst einmal „für eine kräftige Beschäftigung mit den Österreichern selbst“, deren Gesellschaft schon längst nicht mehr integrativ sei, in der sich „die Schmarotzer symmetrisch verteilen“.

Salzburger Nachrichten, 13. 6. 1991. [IDS]

Anders als die Monophonen, die im Lande geblieben sind und sich dort ebenso redlich wie selbstgewiß von ihrer Wahrheit nähren, hat der Migrant also erfahren, wie relativ die scheinbar so selbstverständlichen kulturellen und religiösen Weltbilder sind; wie willkürlich, wie künstlich ihre Definition der Wirklichkeit ist. Und gerade hier liegt der Ansatzpunkt für die Kunst, die den vermeintlichen Fakten der festgefügten Glaubenssysteme ihre spielerischen Fiktionen entgegenstellt. ‚Es war so, es war nicht so‘, lautet für Rushdie ihr einziges Glaubensbekenntnis. Kunst artikuliert bewußt das, was von den Orthodoxie […].

Süddeutsche Zeitung, 16. 5. 1992. [IDS]

Das zeigt, daß die Ausländerbeauftragte die Bundesrepublik als Migrationsgesellschaft anerkennt.

Plenarprotokoll vom 23. 6. 1994. In: Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 12/235, S. 20638. [DWDS] (bundestag.de)

Unterschieden wird zwischen externer (zwischenstaatlicher) und interner Migration, zwischen freiwilliger oder erzwungener sowie zwischen befristeter (z. B. bei vielen Gastarbeitern) und unbefristeter Migration.

Schaub, Horst u. Zenke, Karl G.: Migration. In: dtv-Wörterbuch Pädagogik [Elektronische Ressource], Berlin 2002 [1995], S. 1500. [DWDS]

Das wäre eine Gesellschaft beliebig neben- und nicht miteinander lebender Volksgruppen ohne allgemein anerkannte Leitkultur und Wertorientierung. Das Modell der „Multikultur“ nimmt die Aufgabe der deutschen Leitkultur zugunsten gleichrangiger Parallelgesellschaften billigend in Kauf oder strebt sie direkt an.

Berliner Zeitung, 22. 6. 1998. [DWDS]

Weder die Assimilierung ausländischer Mitbürger noch die Förderung von Parallelgesellschaften innerhalb der deutschen Kultur können das Ziel sein, sondern einzig Integration in unsere politische Kultur. Keine funktionierende Gesellschaft, auch nicht die deutsche, kommt dabei ohne die prägende Kraft seiner Leitkultur aus.

Berliner Zeitung, 22. 6. 1998. [DWDS]

Der Berliner Innensenator Jörg Schönbohm verlangt von integrationswilligen Ausländern die Anpassung an eine „deutsche Leitkultur“ („Berliner Zeitung“, 22. Juni).

Berliner Zeitung, 4. 7. 1998. [DWDS]

Denn „Ausländer, die sich nicht integrieren lassen, müssen sich die Frage beantworten, ob sie zurückgehen wollen. Wir dürfen keine Parallelgesellschaften oder eine multikulturelle Gesellschaft entwickeln.“

Die Zeit, 16. 7. 1998, S. 37. [DWDS]

Unter den Linden macht er Probebohrungen auf öffentlichem Grund und schaut nach, wie weit er noch gehen kann. „Deutsche Leitkultur“ heißt sein Geschütz, das er gegen den Multikulturalismus in Stellung bringt, gegen eine „Linke“ im Singular, die Deutschland nicht liebt und einen Ersatz sucht für das verlorengegangene Proletariat. Jetzt kennt man die Linke, aber was heißt deutsche Leitkultur?

Die Zeit, 16. 7. 1998, Nr. 30, S. 37. [DWDS]

Die Forderung von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU), Ausländer müßten sich der deutschen Leitkultur anpassen, wies SPD-Fraktionschef Klaus Böger zurück.

Berliner Zeitung, 17. 7. 1998. [DWDS]

5. Die Kommission ist der Auffassung, daß bei der Behandlung der Gesamtsituation der Kinder bestimmte Themen durchgängig betrachtet werden müssen. Dazu gehören - Mädchen und Jungen, - neue und alte Länder, - Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, - Kinder mit Behinderungen, - die sozioökonomische Lage des Elternhauses, - regionale Unterschiede. Eine solche durchgängige Betrachtung wird für sinnvoll gehalten und grundsätzlich begrüßt.

Bundesregierung: Bericht über die Lebenssituation von Kindern und die Leistungen der Kinderhilfen in Deutschland – Zehnter Kinder- und Jugendbericht – mit der Stellungnahme der Bundesregierung. In: Deutscher Bundestag: Drucksache Nr. 13/11368 vom 25. 8. 1998, S. IV. [DWDS] (bundestag.de)

Es sollten befristete Arbeitsgenehmigungen für Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten erteilt werden, wobei als Vorbild die „Green Card“ gilt, mit der die Vereinigten Staaten ihren Fachkräftemangel bei bestimmten Berufen ausgleichen.

N. N.: Rau in Israel und Ägypten; Falschaussage Kochs; hessische FDP stützt Landesregierung; Geldstrafe für die CDU; Rücktritt Schäubles; neue Fraktionsspitze der Christdemokraten; Jahreswirtschaftsbericht; Landtagswahl in Schleswig-Holstein. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 70, 27. 2. 2000, S. 44092 ff. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 2000]. [DWDS]

Da tönte nun Merz: Ausländer, die hier zu Lande leben wollten, müssten sich der „deutschen Leitkultur“ anpassen.

Berliner Zeitung, 16. 10. 2000. [DWDS]

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, kritisierte am Donnerstag die Äußerungen des CDU/CSU-Fraktionschefs Friedrich Merz, Ausländer sollten sich der „deutschen Leitkultur“ unterordnen.

Berliner Zeitung, 20. 10. 2000. [DWDS]

Um die Herausbildung von „Parallelgesellschaften“ zu verhindern, müsse die Politik mit geeigneten Integrationsstrategien entgegenwirken.

Der Tagesspiegel, 18. 3. 2001. [DWDS]

Die von ihnen nachgesuchten Rufe und den endgültigen Schritt zur Remigration begründeten sie dann vor sich und ihren Schicksalsgenossen damit, daß sie den insistierenden Wünschen der Studierenden in Deutschland nachgekommen sind.

Da die Remigrationsforschung noch am Anfang steht, sind das nur erste und vorläufige Befunde.

Krohn, Claus-Dieter: Deutsche Wissenschaftsemigration seit 1933 und ihre Remigrationsbarrieren nach 1945 in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik. In: Rüdiger vom Bruch/Brigitte Kaderas (Hrsg.): Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Bestandsaufnahmen zu Formationen, Brüchen und Kontinuitäten im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2002, S. 437–452, hier S. 445.

Die Branche lebe wie keine andere vom internationalen Austausch. Auch in anderen Bereichen sei eine vernünftige Steuerung der Einwanderung nötig.

Berliner Zeitung, 13. 3. 2002. [DWDS]

Je nach Land wird mit den Begriffen „Zuwanderinnen/Zuwanderer“, „Menschen mit Migrationshintergrund“ oder „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“ gearbeitet.

Bundesregierung: Der Nationale Integrationsplan. Neue Wege – Neue Chancen. In: Deutscher Bundestag: Drucksache Nr. 16/6281 vom 9. 8. 2007, S. 18. [DWDS] (bundestag.de)

[Sebastian Hennig] Sie meinen Maßnahmen im Rahmen einer Rückführung nicht integrierbarer Migranten?

[Björn Höcke] Ja, neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein großangelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein.

[Höcke, Björn]: Nie zweimal in denselben Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig. Lüdinghausen/Berlin 2018, S. 254.

Wir haben einen Fachkräftemangel – jeder Betrieb sucht Fachkräfte –, und es gibt mehr Mindestsicherungsbezieher, als das Burgenland Einwohner hat.

Wöginger, August: Rede in der 66. Sitzung des Nationalrates zur Aktuellen Stunde zum Thema: „Mindestsicherung NEU – mehr Fairness für uns Österreicher statt Zuwanderung in das Sozialsystem“, 27. 3. 2019. [DWDS] (parlament.gv.at)